war, und zu lernen anfing, als Schwarzköpfchen auch schon lernte, und ein freundlicher Lehrer aus der Stadt gekommen war, und mit ihnen auf einem Tische in der Kinderstube die schönen Bücher auf¬ machte, und die Dinge in denselben deutete: wurde auch ein Brüderlein geboren, Sigismund. Und wie Blondköpfchen der Vater Schwarzköpfchen die Mutter war, so war Sigismund Vater und Mutter, er war Blondköpfchen und Schwarzköpfchen; denn wie sich seine Haare zu entwikeln begannen, so wurden sie Anfangs licht, und bildeten sich dann zu braunen Ringeln, die Augen waren nicht blau oder schwarz sondern braun.
Jezt konnten sie nicht mehr mit der Großmutter auf den hohen Nußberg gehen, weil sie bei dem kleinen Brüderlein bleiben mußte. Mit jemand andern durften sie nicht gehen, und mußten bei dem Hause verweilen. Da gingen sie nun in dem Garten herum, schauten die Obstbäume an, oder sie waren in den Glashäusern und betrachteten die Blumen.
Als aber das Brüderlein zweimal in dem Winter im großen Wagen mit in die Stadt gefahren, und zweimal im Sommer wieder gekommen war, so war es schon so stark geworden, daß es mit den Schwester¬ lein und mit der Großmutter herum gehen konnte.
war, und zu lernen anfing, als Schwarzköpfchen auch ſchon lernte, und ein freundlicher Lehrer aus der Stadt gekommen war, und mit ihnen auf einem Tiſche in der Kinderſtube die ſchönen Bücher auf¬ machte, und die Dinge in denſelben deutete: wurde auch ein Brüderlein geboren, Sigismund. Und wie Blondköpfchen der Vater Schwarzköpfchen die Mutter war, ſo war Sigismund Vater und Mutter, er war Blondköpfchen und Schwarzköpfchen; denn wie ſich ſeine Haare zu entwikeln begannen, ſo wurden ſie Anfangs licht, und bildeten ſich dann zu braunen Ringeln, die Augen waren nicht blau oder ſchwarz ſondern braun.
Jezt konnten ſie nicht mehr mit der Großmutter auf den hohen Nußberg gehen, weil ſie bei dem kleinen Brüderlein bleiben mußte. Mit jemand andern durften ſie nicht gehen, und mußten bei dem Hauſe verweilen. Da gingen ſie nun in dem Garten herum, ſchauten die Obſtbäume an, oder ſie waren in den Glashäuſern und betrachteten die Blumen.
Als aber das Brüderlein zweimal in dem Winter im großen Wagen mit in die Stadt gefahren, und zweimal im Sommer wieder gekommen war, ſo war es ſchon ſo ſtark geworden, daß es mit den Schweſter¬ lein und mit der Großmutter herum gehen konnte.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0123"n="112"/>
war, und zu lernen anfing, als Schwarzköpfchen auch<lb/>ſchon lernte, und ein freundlicher Lehrer aus der<lb/>
Stadt gekommen war, und mit ihnen auf einem<lb/>
Tiſche in der Kinderſtube die ſchönen Bücher auf¬<lb/>
machte, und die Dinge in denſelben deutete: wurde<lb/>
auch ein Brüderlein geboren, Sigismund. Und wie<lb/>
Blondköpfchen der Vater Schwarzköpfchen die Mutter<lb/>
war, ſo war Sigismund Vater und Mutter, er war<lb/>
Blondköpfchen und Schwarzköpfchen; denn wie ſich<lb/>ſeine Haare zu entwikeln begannen, ſo wurden ſie<lb/>
Anfangs licht, und bildeten ſich dann zu braunen<lb/>
Ringeln, die Augen waren nicht blau oder ſchwarz<lb/>ſondern braun.</p><lb/><p>Jezt konnten ſie nicht mehr mit der Großmutter<lb/>
auf den hohen Nußberg gehen, weil ſie bei dem kleinen<lb/>
Brüderlein bleiben mußte. Mit jemand andern durften<lb/>ſie nicht gehen, und mußten bei dem Hauſe verweilen.<lb/>
Da gingen ſie nun in dem Garten herum, ſchauten die<lb/>
Obſtbäume an, oder ſie waren in den Glashäuſern<lb/>
und betrachteten die Blumen.</p><lb/><p>Als aber das Brüderlein zweimal in dem Winter<lb/>
im großen Wagen mit in die Stadt gefahren, und<lb/>
zweimal im Sommer wieder gekommen war, ſo war<lb/>
es ſchon ſo ſtark geworden, daß es mit den Schweſter¬<lb/>
lein und mit der Großmutter herum gehen konnte.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[112/0123]
war, und zu lernen anfing, als Schwarzköpfchen auch
ſchon lernte, und ein freundlicher Lehrer aus der
Stadt gekommen war, und mit ihnen auf einem
Tiſche in der Kinderſtube die ſchönen Bücher auf¬
machte, und die Dinge in denſelben deutete: wurde
auch ein Brüderlein geboren, Sigismund. Und wie
Blondköpfchen der Vater Schwarzköpfchen die Mutter
war, ſo war Sigismund Vater und Mutter, er war
Blondköpfchen und Schwarzköpfchen; denn wie ſich
ſeine Haare zu entwikeln begannen, ſo wurden ſie
Anfangs licht, und bildeten ſich dann zu braunen
Ringeln, die Augen waren nicht blau oder ſchwarz
ſondern braun.
Jezt konnten ſie nicht mehr mit der Großmutter
auf den hohen Nußberg gehen, weil ſie bei dem kleinen
Brüderlein bleiben mußte. Mit jemand andern durften
ſie nicht gehen, und mußten bei dem Hauſe verweilen.
Da gingen ſie nun in dem Garten herum, ſchauten die
Obſtbäume an, oder ſie waren in den Glashäuſern
und betrachteten die Blumen.
Als aber das Brüderlein zweimal in dem Winter
im großen Wagen mit in die Stadt gefahren, und
zweimal im Sommer wieder gekommen war, ſo war
es ſchon ſo ſtark geworden, daß es mit den Schweſter¬
lein und mit der Großmutter herum gehen konnte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 2. Pest u. a., 1853, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine02_1853/123>, abgerufen am 22.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.