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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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ich nun schlafen gehen solle, und er geleitete mich selber
in meine Schlafkammer. Als wir durch das Vorhaus
gingen, wo ich in solche Strafe gekommen war,
zwitscherten die jungen Schwalben leise in ihrem Neste
wie schlaftrunken, in der großen Stube brannte ein
Lämpchen auf dem Tische, das alle Samstagsnächte
die ganze Nacht zu Ehren der heiligen Jungfrau
brannte, in dem Schlafgemache der Eltern lag der
Vater in dem Bette, hatte ein Licht neben sich, und
las, wie er gewöhnlich zu thun pflegte; die Mutter
war nicht zu Hause, weil sie bei einer kranken
Muhme war. Da wir den Vater gegrüßt hatten, und
er freundlich geantwortet hatte, gingen wir in das
Schlafzimmer der Kinder. Die Schwester und die
kleinen Brüderchen schlummerten schon. Der Gro߬
vater half mir, mich entkleiden, und er blieb bei mir,
bis ich gebethet und das Dekchen über mich gezogen
hatte. Dann ging er fort. Aber ich konnte nicht
schlafen, sondern dachte immer an die Geschichte, die
mir der Großvater erzählt hatte, ich dachte an diesen
Umstand und an jenen, und es fiel mir mehreres ein,
um was ich fragen müsse. Endlich machte doch die
Müdigkeit ihr Recht gelten, und der Schlaf senkte sich
auf die Augen. Als ich noch im halben Entschlummern
war, sah ich bei dem Scheine des Lichtes, das aus

ich nun ſchlafen gehen ſolle, und er geleitete mich ſelber
in meine Schlafkammer. Als wir durch das Vorhaus
gingen, wo ich in ſolche Strafe gekommen war,
zwitſcherten die jungen Schwalben leiſe in ihrem Neſte
wie ſchlaftrunken, in der großen Stube brannte ein
Lämpchen auf dem Tiſche, das alle Samſtagsnächte
die ganze Nacht zu Ehren der heiligen Jungfrau
brannte, in dem Schlafgemache der Eltern lag der
Vater in dem Bette, hatte ein Licht neben ſich, und
las, wie er gewöhnlich zu thun pflegte; die Mutter
war nicht zu Hauſe, weil ſie bei einer kranken
Muhme war. Da wir den Vater gegrüßt hatten, und
er freundlich geantwortet hatte, gingen wir in das
Schlafzimmer der Kinder. Die Schweſter und die
kleinen Brüderchen ſchlummerten ſchon. Der Gro߬
vater half mir, mich entkleiden, und er blieb bei mir,
bis ich gebethet und das Dekchen über mich gezogen
hatte. Dann ging er fort. Aber ich konnte nicht
ſchlafen, ſondern dachte immer an die Geſchichte, die
mir der Großvater erzählt hatte, ich dachte an dieſen
Umſtand und an jenen, und es fiel mir mehreres ein,
um was ich fragen müſſe. Endlich machte doch die
Müdigkeit ihr Recht gelten, und der Schlaf ſenkte ſich
auf die Augen. Als ich noch im halben Entſchlummern
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[77/0090] ich nun ſchlafen gehen ſolle, und er geleitete mich ſelber in meine Schlafkammer. Als wir durch das Vorhaus gingen, wo ich in ſolche Strafe gekommen war, zwitſcherten die jungen Schwalben leiſe in ihrem Neſte wie ſchlaftrunken, in der großen Stube brannte ein Lämpchen auf dem Tiſche, das alle Samſtagsnächte die ganze Nacht zu Ehren der heiligen Jungfrau brannte, in dem Schlafgemache der Eltern lag der Vater in dem Bette, hatte ein Licht neben ſich, und las, wie er gewöhnlich zu thun pflegte; die Mutter war nicht zu Hauſe, weil ſie bei einer kranken Muhme war. Da wir den Vater gegrüßt hatten, und er freundlich geantwortet hatte, gingen wir in das Schlafzimmer der Kinder. Die Schweſter und die kleinen Brüderchen ſchlummerten ſchon. Der Gro߬ vater half mir, mich entkleiden, und er blieb bei mir, bis ich gebethet und das Dekchen über mich gezogen hatte. Dann ging er fort. Aber ich konnte nicht ſchlafen, ſondern dachte immer an die Geſchichte, die mir der Großvater erzählt hatte, ich dachte an dieſen Umſtand und an jenen, und es fiel mir mehreres ein, um was ich fragen müſſe. Endlich machte doch die Müdigkeit ihr Recht gelten, und der Schlaf ſenkte ſich auf die Augen. Als ich noch im halben Entſchlummern war, ſah ich bei dem Scheine des Lichtes, das aus

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/90>, abgerufen am 26.11.2024.