Wald hinaussehen. Ich habe dir gesagt, daß jene Krankheit sehr heftig war, daß die Menschen in fünf bis sechs Stunden gesund und todt waren; aber ich sage dir auch: wer die Krankheit überstand, der war sehr bald gesund, nur daß er lange Zeit schwach blieb, und lange Zeit sich pflegen mußte. In dieser Höhle blieben nun die Kinder, und der Knabe ernährte das Mädchen, und that ihm alles und jedes Gute, was es nothwendig hatte. Nun erzählte ihm auch das Mädchen wie es in den Wald gekommen sei. Vater und Mutter und mehrere Leute hätten ihre ferne Hei¬ math verlassen, als sich die Krankheit genähert habe, um höhere Orte zu suchen, wo sie von dem Übel nicht erreicht werden würden. In dem großen Walde seien sie irre gegangen, der Vater und die Mutter seien gestorben, und das Mädchen sei allein übrig geblie¬ ben. Wo Vater und Mutter gestorben seien, wo die andern Leute hingekommen, wie es selber in die Brom¬ beeren gerathen sei, wußte es nicht. Auch konnte es nicht sagen, wo die Heimath sei. Der Knabe erzählte dem Mädchen auch, wie sie ihre Hütte verlassen hätten, wie alle in den Wald gegangen wären, und wie sie gestorben seien, und er allein nur am Leben geblieben wäre. Siehst du, so sassen die Kinder in der Höhle, wenn der Tag über den Wald hinüber
Wald hinausſehen. Ich habe dir geſagt, daß jene Krankheit ſehr heftig war, daß die Menſchen in fünf bis ſechs Stunden geſund und todt waren; aber ich ſage dir auch: wer die Krankheit überſtand, der war ſehr bald geſund, nur daß er lange Zeit ſchwach blieb, und lange Zeit ſich pflegen mußte. In dieſer Höhle blieben nun die Kinder, und der Knabe ernährte das Mädchen, und that ihm alles und jedes Gute, was es nothwendig hatte. Nun erzählte ihm auch das Mädchen wie es in den Wald gekommen ſei. Vater und Mutter und mehrere Leute hätten ihre ferne Hei¬ math verlaſſen, als ſich die Krankheit genähert habe, um höhere Orte zu ſuchen, wo ſie von dem Übel nicht erreicht werden würden. In dem großen Walde ſeien ſie irre gegangen, der Vater und die Mutter ſeien geſtorben, und das Mädchen ſei allein übrig geblie¬ ben. Wo Vater und Mutter geſtorben ſeien, wo die andern Leute hingekommen, wie es ſelber in die Brom¬ beeren gerathen ſei, wußte es nicht. Auch konnte es nicht ſagen, wo die Heimath ſei. Der Knabe erzählte dem Mädchen auch, wie ſie ihre Hütte verlaſſen hätten, wie alle in den Wald gegangen wären, und wie ſie geſtorben ſeien, und er allein nur am Leben geblieben wäre. Siehſt du, ſo ſaſſen die Kinder in der Höhle, wenn der Tag über den Wald hinüber
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Wald hinausſehen. Ich habe dir geſagt, daß jene
Krankheit ſehr heftig war, daß die Menſchen in fünf
bis ſechs Stunden geſund und todt waren; aber ich
ſage dir auch: wer die Krankheit überſtand, der war
ſehr bald geſund, nur daß er lange Zeit ſchwach blieb,
und lange Zeit ſich pflegen mußte. In dieſer Höhle
blieben nun die Kinder, und der Knabe ernährte das
Mädchen, und that ihm alles und jedes Gute, was
es nothwendig hatte. Nun erzählte ihm auch das
Mädchen wie es in den Wald gekommen ſei. Vater
und Mutter und mehrere Leute hätten ihre ferne Hei¬
math verlaſſen, als ſich die Krankheit genähert habe,
um höhere Orte zu ſuchen, wo ſie von dem Übel nicht
erreicht werden würden. In dem großen Walde ſeien
ſie irre gegangen, der Vater und die Mutter ſeien
geſtorben, und das Mädchen ſei allein übrig geblie¬
ben. Wo Vater und Mutter geſtorben ſeien, wo die
andern Leute hingekommen, wie es ſelber in die Brom¬
beeren gerathen ſei, wußte es nicht. Auch konnte es
nicht ſagen, wo die Heimath ſei. Der Knabe erzählte
dem Mädchen auch, wie ſie ihre Hütte verlaſſen
hätten, wie alle in den Wald gegangen wären, und
wie ſie geſtorben ſeien, und er allein nur am Leben
geblieben wäre. Siehſt du, ſo ſaſſen die Kinder in
der Höhle, wenn der Tag über den Wald hinüber
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/81>, abgerufen am 27.11.2024.
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