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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Zeit aufwärts, und kamen dann auf die Schneide¬
linie der Anhöhe, von der wir auf die jenseitigen
Gegenden hinüber sahen, und das Dorf Melm in
einer Menge von Bäumen zu unsern Füßen erblikten.

Der Großvater blieb hier stehen, zeigte mit seinem
Stoke auf einen entfernten Wald, und sagte: "Siehst
du, dort rechts hinüber der dunkle Wald ist der
Rindlesberg, hinter dem das Dorf Rindles liegt, das
wir nicht sehen können. Weiter links, wenn der
Nadelwald nicht wäre, würdest du den großen Alsch¬
hof erbliken. Zur Zeit der Pest ist in dem Alschhofe
alles ausgestorben bis auf eine einzige Magd, welche
das Vieh, das in dem Alschhofe ist, pflegen mußte,
zwei Reihen Kühe, von denen die Milch zu dem Käse
kömmt, den man in dem Hofe bereitet, dann die
Stiere und das Jungvieh. Diese mußte sie viele
Wochen lang nähren und warten, weil die Seuche den
Thieren nichts anhaben konnte, und sie fröhlich und
munter blieben, bis ihre Herrschaft Kenntniß von
dem Ereigniße erhielt, und von den übrig gebliebenen
Menschen ihr einige zu Hilfe sendete. In der großen
Hammermühle, die du mir im Heraufgehen gezeigt hast,
sind ebenfalls alle Personen gestorben bis auf einen
einzigen krummen Mann, der alle Geschäfte zu thun
hatte, und die Leute befriedigen mußte, die nach der

Zeit aufwärts, und kamen dann auf die Schneide¬
linie der Anhöhe, von der wir auf die jenſeitigen
Gegenden hinüber ſahen, und das Dorf Melm in
einer Menge von Bäumen zu unſern Füßen erblikten.

Der Großvater blieb hier ſtehen, zeigte mit ſeinem
Stoke auf einen entfernten Wald, und ſagte: „Siehſt
du, dort rechts hinüber der dunkle Wald iſt der
Rindlesberg, hinter dem das Dorf Rindles liegt, das
wir nicht ſehen können. Weiter links, wenn der
Nadelwald nicht wäre, würdeſt du den großen Alſch¬
hof erbliken. Zur Zeit der Peſt iſt in dem Alſchhofe
alles ausgeſtorben bis auf eine einzige Magd, welche
das Vieh, das in dem Alſchhofe iſt, pflegen mußte,
zwei Reihen Kühe, von denen die Milch zu dem Käſe
kömmt, den man in dem Hofe bereitet, dann die
Stiere und das Jungvieh. Dieſe mußte ſie viele
Wochen lang nähren und warten, weil die Seuche den
Thieren nichts anhaben konnte, und ſie fröhlich und
munter blieben, bis ihre Herrſchaft Kenntniß von
dem Ereigniße erhielt, und von den übrig gebliebenen
Menſchen ihr einige zu Hilfe ſendete. In der großen
Hammermühle, die du mir im Heraufgehen gezeigt haſt,
ſind ebenfalls alle Perſonen geſtorben bis auf einen
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[50/0063] Zeit aufwärts, und kamen dann auf die Schneide¬ linie der Anhöhe, von der wir auf die jenſeitigen Gegenden hinüber ſahen, und das Dorf Melm in einer Menge von Bäumen zu unſern Füßen erblikten. Der Großvater blieb hier ſtehen, zeigte mit ſeinem Stoke auf einen entfernten Wald, und ſagte: „Siehſt du, dort rechts hinüber der dunkle Wald iſt der Rindlesberg, hinter dem das Dorf Rindles liegt, das wir nicht ſehen können. Weiter links, wenn der Nadelwald nicht wäre, würdeſt du den großen Alſch¬ hof erbliken. Zur Zeit der Peſt iſt in dem Alſchhofe alles ausgeſtorben bis auf eine einzige Magd, welche das Vieh, das in dem Alſchhofe iſt, pflegen mußte, zwei Reihen Kühe, von denen die Milch zu dem Käſe kömmt, den man in dem Hofe bereitet, dann die Stiere und das Jungvieh. Dieſe mußte ſie viele Wochen lang nähren und warten, weil die Seuche den Thieren nichts anhaben konnte, und ſie fröhlich und munter blieben, bis ihre Herrſchaft Kenntniß von dem Ereigniße erhielt, und von den übrig gebliebenen Menſchen ihr einige zu Hilfe ſendete. In der großen Hammermühle, die du mir im Heraufgehen gezeigt haſt, ſind ebenfalls alle Perſonen geſtorben bis auf einen einzigen krummen Mann, der alle Geſchäfte zu thun hatte, und die Leute befriedigen mußte, die nach der

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/63>, abgerufen am 23.11.2024.