Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.uns unter die Erde gethan worden sei, wie man es Da fing es heftig zu weinen an, ich suchte es zu Ich gab ihm auch Speisen, von denen ich ver¬ Gegen Abend, da wir in der unterirdischen Stube uns unter die Erde gethan worden ſei, wie man es Da fing es heftig zu weinen an, ich ſuchte es zu Ich gab ihm auch Speiſen, von denen ich ver¬ Gegen Abend, da wir in der unterirdiſchen Stube <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0267" n="254"/> uns unter die Erde gethan worden ſei, wie man es<lb/> mit allen Todten thue, und daß er dort in Ruhe lie¬<lb/> gen bleiben werde.</p><lb/> <p>Da fing es heftig zu weinen an, ich ſuchte es zu<lb/> tröſten, aber meine Worte verfingen nichts, es weinte<lb/> fort, bis es ſich ſelber nach und nach ein wenig ſänf¬<lb/> tigte. Ich fragte es, da es ſtiller geworden war, ob<lb/> es wieder mit mir in meine Wohnung gehen wolle,<lb/> ich würde es, ſobald es wollte, abermals hieher zu¬<lb/> rük führen. Da die Wohnung leer war, machte das<lb/> Mädchen wenig Widerſtand, und ich führte es in das<lb/> Stübchen, in dem es geſchlafen hatte. Nach einer<lb/> Weile gingen wir wieder in die unterirdiſche Woh¬<lb/> nung. Und ſo wiederholte ich das Verfahren im Laufe<lb/> des Tages mehrere Male, theils um das Mädchen zu<lb/> beſchäftigen, theils um es an eine Veränderung ſeiner<lb/> Lage zu gewöhnen, und ihm den Schein von Freiheit<lb/> zu laſſen, damit es nicht durch Empfindung eines<lb/> Zwanges widerſezlich und unbehandelbar würde.</p><lb/> <p>Ich gab ihm auch Speiſen, von denen ich ver¬<lb/> muthete, daß ſie ihm zuſagen könnten.</p><lb/> <p><choice><sic>Gegend</sic><corr>Gegen</corr></choice> Abend, da wir in der unterirdiſchen Stube<lb/> waren, ſchlug ich vor, daß es wieder in dem Stübchen<lb/> ſchlafen ſolle, in welchem es in der vorigen Nacht<lb/> geſchlafen habe, es ſei dort warm, es ſei ein gutes<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [254/0267]
uns unter die Erde gethan worden ſei, wie man es
mit allen Todten thue, und daß er dort in Ruhe lie¬
gen bleiben werde.
Da fing es heftig zu weinen an, ich ſuchte es zu
tröſten, aber meine Worte verfingen nichts, es weinte
fort, bis es ſich ſelber nach und nach ein wenig ſänf¬
tigte. Ich fragte es, da es ſtiller geworden war, ob
es wieder mit mir in meine Wohnung gehen wolle,
ich würde es, ſobald es wollte, abermals hieher zu¬
rük führen. Da die Wohnung leer war, machte das
Mädchen wenig Widerſtand, und ich führte es in das
Stübchen, in dem es geſchlafen hatte. Nach einer
Weile gingen wir wieder in die unterirdiſche Woh¬
nung. Und ſo wiederholte ich das Verfahren im Laufe
des Tages mehrere Male, theils um das Mädchen zu
beſchäftigen, theils um es an eine Veränderung ſeiner
Lage zu gewöhnen, und ihm den Schein von Freiheit
zu laſſen, damit es nicht durch Empfindung eines
Zwanges widerſezlich und unbehandelbar würde.
Ich gab ihm auch Speiſen, von denen ich ver¬
muthete, daß ſie ihm zuſagen könnten.
Gegen Abend, da wir in der unterirdiſchen Stube
waren, ſchlug ich vor, daß es wieder in dem Stübchen
ſchlafen ſolle, in welchem es in der vorigen Nacht
geſchlafen habe, es ſei dort warm, es ſei ein gutes
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