Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.werde es behutsam anfassen, daß es nicht schmuzig Ich sah ihn wieder an. Das Anständige in seiner "Ja thun Sie das," sagte ich, und mit diesen Aber kaum war ich auf der Gasse, so bemächtigte werde es behutſam anfaſſen, daß es nicht ſchmuzig Ich ſah ihn wieder an. Das Anſtändige in ſeiner „Ja thun Sie das,“ ſagte ich, und mit dieſen Aber kaum war ich auf der Gaſſe, ſo bemächtigte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0246" n="233"/> werde es behutſam anfaſſen, daß es nicht ſchmuzig<lb/> werde, ich werde nicht in dasſelbe hinein ſehen, und<lb/> werde es ſogleich, wenn der Herr Profeßor Andorf<lb/> nach Hauſe kömmt, in ſeine Hände geben.“</p><lb/> <p>Ich ſah ihn wieder an. Das Anſtändige in ſeiner<lb/> Stellung fiel mir auf. Seine Worte waren in dem<lb/> Wenigen, was er mir ſagte, ſehr gewählt, wie man<lb/> es in der beſſern Geſellſchaft findet, nur ſeine blauen<lb/> Augen hatten etwas Unſtättes, als blikten ſie immer<lb/> hin und her. Ich hatte nicht den Muth, ihn durch<lb/> Mißtrauen zu kränken, ich neſtelte meine Arbeitstaſche<lb/> auf, zog das Buch hervor, und gab es in ſeine<lb/> Hände. Ich hatte es in kein Papier eingeſchlagen,<lb/> weil ich es ſelber zu übergeben gedachte. Er bemerkte<lb/> den Umſtand gleich, und ſagte: „Ich werde das Buch<lb/> in ein Papier einwikeln, werde es ſo liegen laſſen,<lb/> bis der Herr Profeßor kömmt, und werde es ihm ſo<lb/> übergeben.“</p><lb/> <p>„Ja thun Sie das,“ ſagte ich, und mit dieſen<lb/> Worten ſchied ich aus dem Hauſe.</p><lb/> <p>Aber kaum war ich auf der Gaſſe, ſo bemächtigte<lb/> ſich meiner eine Unruhe. Etwa zwanzig Schritte von<lb/> dem rothen Pförtlein an der Mauer des nächſten<lb/> Hauſes ſaß gerne eine Obſtfrau. Sie ſaß jeden Tag<lb/> da, wenn nicht gar ein zu abſcheuliches Wetter war;<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [233/0246]
werde es behutſam anfaſſen, daß es nicht ſchmuzig
werde, ich werde nicht in dasſelbe hinein ſehen, und
werde es ſogleich, wenn der Herr Profeßor Andorf
nach Hauſe kömmt, in ſeine Hände geben.“
Ich ſah ihn wieder an. Das Anſtändige in ſeiner
Stellung fiel mir auf. Seine Worte waren in dem
Wenigen, was er mir ſagte, ſehr gewählt, wie man
es in der beſſern Geſellſchaft findet, nur ſeine blauen
Augen hatten etwas Unſtättes, als blikten ſie immer
hin und her. Ich hatte nicht den Muth, ihn durch
Mißtrauen zu kränken, ich neſtelte meine Arbeitstaſche
auf, zog das Buch hervor, und gab es in ſeine
Hände. Ich hatte es in kein Papier eingeſchlagen,
weil ich es ſelber zu übergeben gedachte. Er bemerkte
den Umſtand gleich, und ſagte: „Ich werde das Buch
in ein Papier einwikeln, werde es ſo liegen laſſen,
bis der Herr Profeßor kömmt, und werde es ihm ſo
übergeben.“
„Ja thun Sie das,“ ſagte ich, und mit dieſen
Worten ſchied ich aus dem Hauſe.
Aber kaum war ich auf der Gaſſe, ſo bemächtigte
ſich meiner eine Unruhe. Etwa zwanzig Schritte von
dem rothen Pförtlein an der Mauer des nächſten
Hauſes ſaß gerne eine Obſtfrau. Sie ſaß jeden Tag
da, wenn nicht gar ein zu abſcheuliches Wetter war;
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