alles Nöthige, was das Kindlein brauchte, beschäf¬ tigte sich mit Arbeit mit Lesen mit Stiken mit Be¬ sorgung des Hauswesens und andern Dingen dieser Art. Sie verkehrte nicht sehr viel mit der Außenwelt, so wie auch nicht häufig Frauen zu ihr zum Besuche kamen.
Zu derselben Zeit, da dieses Ehepaar auf dem Sanct Petersplaze wohnte, lebte in Wien auch ein anderer Mann, der von sich sehr viel reden machte. Er war ein glänzender Künstler, ein Schauspieler, und bildete damals das Entzüken der Welt. Mancher alte Mann unserer Zeit, der ihn noch in seiner Blüthe gekannt hat, geräth in Begeisterung, wenn er von ihm spricht, und erzählt, wie er diese oder jene Rolle aufgefaßt und dargestellt habe, und gewöhnlich ist der Schluß solcher Reden, daß man jezt dergleichen Künstler nicht mehr habe, und daß alles, was die neue Zeit bringe, keinen Vergleich mit dem aushalten könne, was die Väter in dieser Art gesehen haben. Manche von uns, die sich jezt dem höheren Alter nähern, mögen jenen Schauspieler noch gekannt, und mögen Leistungen von ihm gesehen haben, aber wahr¬ scheinlich haben sie ihn nicht in der Mitte seines Ruhmes sondern erst, da derselbe schon von dem Gipfel abwärts ging, gekannt, obwohl er seinen Glanz
alles Nöthige, was das Kindlein brauchte, beſchäf¬ tigte ſich mit Arbeit mit Leſen mit Stiken mit Be¬ ſorgung des Hausweſens und andern Dingen dieſer Art. Sie verkehrte nicht ſehr viel mit der Außenwelt, ſo wie auch nicht häufig Frauen zu ihr zum Beſuche kamen.
Zu derſelben Zeit, da dieſes Ehepaar auf dem Sanct Petersplaze wohnte, lebte in Wien auch ein anderer Mann, der von ſich ſehr viel reden machte. Er war ein glänzender Künſtler, ein Schauſpieler, und bildete damals das Entzüken der Welt. Mancher alte Mann unſerer Zeit, der ihn noch in ſeiner Blüthe gekannt hat, geräth in Begeiſterung, wenn er von ihm ſpricht, und erzählt, wie er dieſe oder jene Rolle aufgefaßt und dargeſtellt habe, und gewöhnlich iſt der Schluß ſolcher Reden, daß man jezt dergleichen Künſtler nicht mehr habe, und daß alles, was die neue Zeit bringe, keinen Vergleich mit dem aushalten könne, was die Väter in dieſer Art geſehen haben. Manche von uns, die ſich jezt dem höheren Alter nähern, mögen jenen Schauſpieler noch gekannt, und mögen Leiſtungen von ihm geſehen haben, aber wahr¬ ſcheinlich haben ſie ihn nicht in der Mitte ſeines Ruhmes ſondern erſt, da derſelbe ſchon von dem Gipfel abwärts ging, gekannt, obwohl er ſeinen Glanz
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[204/0217]
alles Nöthige, was das Kindlein brauchte, beſchäf¬
tigte ſich mit Arbeit mit Leſen mit Stiken mit Be¬
ſorgung des Hausweſens und andern Dingen dieſer
Art. Sie verkehrte nicht ſehr viel mit der Außenwelt,
ſo wie auch nicht häufig Frauen zu ihr zum Beſuche
kamen.
Zu derſelben Zeit, da dieſes Ehepaar auf dem
Sanct Petersplaze wohnte, lebte in Wien auch ein
anderer Mann, der von ſich ſehr viel reden machte.
Er war ein glänzender Künſtler, ein Schauſpieler,
und bildete damals das Entzüken der Welt. Mancher
alte Mann unſerer Zeit, der ihn noch in ſeiner Blüthe
gekannt hat, geräth in Begeiſterung, wenn er von
ihm ſpricht, und erzählt, wie er dieſe oder jene Rolle
aufgefaßt und dargeſtellt habe, und gewöhnlich iſt
der Schluß ſolcher Reden, daß man jezt dergleichen
Künſtler nicht mehr habe, und daß alles, was die
neue Zeit bringe, keinen Vergleich mit dem aushalten
könne, was die Väter in dieſer Art geſehen haben.
Manche von uns, die ſich jezt dem höheren Alter
nähern, mögen jenen Schauſpieler noch gekannt, und
mögen Leiſtungen von ihm geſehen haben, aber wahr¬
ſcheinlich haben ſie ihn nicht in der Mitte ſeines
Ruhmes ſondern erſt, da derſelbe ſchon von dem
Gipfel abwärts ging, gekannt, obwohl er ſeinen Glanz
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/217>, abgerufen am 25.11.2024.
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