der Fenster stand ein Tisch, aber nicht zum Darauf¬ legen schöner Sachen, sondern zu häuslichen Zweken bestimmt. Dann war ein großes Ruhebett verschiedene Sessel und Schemel. Im Hintergrunde stand das weiße Bett der Frau von weißen Vorhängen umhüllt, an demselben war ein Nachttischchen mit einem Leuch¬ ter mit einer Gloke mit Büchern Zündzeug und ande¬ ren Dingen. In der Nähe dieses Bettes stand auf einem Gestelle ein vergoldeter Engel, welcher die Flügel um die Schultern zusammengefaltet hielt, mit der einen Hand sich stüzte, die andere aber sanft aus¬ strekte, und mit den Fingern die Spize eines weißen Vorhanges hielt, der in reichen Falten in der Gestalt eines Zeltes, auseinander und nieder ging. Unter diesem Zelte stand auf einem Tische ein feiner Korb, in dem Korbe war ein weißes Bettchen, und in dem Bettchen war das Kind der beiden Eheleute, das Mädchen, bei dem sie öfter standen, und die winzigen rothen Lippen und die rosigen Wangen und die ge¬ schlossenen Äuglein betrachteten. Zu Schlusse war noch ein sehr schön gemaltes großes Bild in dem Zimmer, die heilige Mutter mit dem Kinde vorstel¬ lend. Es war mit einer Faltung von dunkelm Samet umgeben.
Die Frau waltete in ihren Zimmern, sie besorgte
der Fenſter ſtand ein Tiſch, aber nicht zum Darauf¬ legen ſchöner Sachen, ſondern zu häuslichen Zweken beſtimmt. Dann war ein großes Ruhebett verſchiedene Seſſel und Schemel. Im Hintergrunde ſtand das weiße Bett der Frau von weißen Vorhängen umhüllt, an demſelben war ein Nachttiſchchen mit einem Leuch¬ ter mit einer Gloke mit Büchern Zündzeug und ande¬ ren Dingen. In der Nähe dieſes Bettes ſtand auf einem Geſtelle ein vergoldeter Engel, welcher die Flügel um die Schultern zuſammengefaltet hielt, mit der einen Hand ſich ſtüzte, die andere aber ſanft aus¬ ſtrekte, und mit den Fingern die Spize eines weißen Vorhanges hielt, der in reichen Falten in der Geſtalt eines Zeltes, auseinander und nieder ging. Unter dieſem Zelte ſtand auf einem Tiſche ein feiner Korb, in dem Korbe war ein weißes Bettchen, und in dem Bettchen war das Kind der beiden Eheleute, das Mädchen, bei dem ſie öfter ſtanden, und die winzigen rothen Lippen und die roſigen Wangen und die ge¬ ſchloſſenen Äuglein betrachteten. Zu Schluſſe war noch ein ſehr ſchön gemaltes großes Bild in dem Zimmer, die heilige Mutter mit dem Kinde vorſtel¬ lend. Es war mit einer Faltung von dunkelm Samet umgeben.
Die Frau waltete in ihren Zimmern, ſie beſorgte
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der Fenſter ſtand ein Tiſch, aber nicht zum Darauf¬
legen ſchöner Sachen, ſondern zu häuslichen Zweken
beſtimmt. Dann war ein großes Ruhebett verſchiedene
Seſſel und Schemel. Im Hintergrunde ſtand das
weiße Bett der Frau von weißen Vorhängen umhüllt,
an demſelben war ein Nachttiſchchen mit einem Leuch¬
ter mit einer Gloke mit Büchern Zündzeug und ande¬
ren Dingen. In der Nähe dieſes Bettes ſtand auf
einem Geſtelle ein vergoldeter Engel, welcher die
Flügel um die Schultern zuſammengefaltet hielt, mit
der einen Hand ſich ſtüzte, die andere aber ſanft aus¬
ſtrekte, und mit den Fingern die Spize eines weißen
Vorhanges hielt, der in reichen Falten in der Geſtalt
eines Zeltes, auseinander und nieder ging. Unter
dieſem Zelte ſtand auf einem Tiſche ein feiner Korb,
in dem Korbe war ein weißes Bettchen, und in dem
Bettchen war das Kind der beiden Eheleute, das
Mädchen, bei dem ſie öfter ſtanden, und die winzigen
rothen Lippen und die roſigen Wangen und die ge¬
ſchloſſenen Äuglein betrachteten. Zu Schluſſe war
noch ein ſehr ſchön gemaltes großes Bild in dem
Zimmer, die heilige Mutter mit dem Kinde vorſtel¬
lend. Es war mit einer Faltung von dunkelm Samet
umgeben.
Die Frau waltete in ihren Zimmern, ſie beſorgte
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/216>, abgerufen am 25.11.2024.
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