Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

Bild:
<< vorherige Seite

wäre. Damit er, oder gelegentlich auch ein Freund,
wenn einer kam, diejenigen Männer, die ganz nahe
oder hart an dem Fußboden sich befanden, betrachten
konnte, hatte er ledergepolsterte Ruhebetten von ver¬
schiedener Höhe und mit Rollfüßen versehen machen
lassen. Das niederste war eine Hand hoch. Man
konnte sie zu was immer für Männern rollen, sich
darauf nieder legen, und die Männer betrachten.
Für die hoch und höher hängenden hatte er doppel¬
gestellige Rollleitern, deren Räder mit grünem Tuche
überzogen waren, welche Leitern man in jede Gegend
rollen und von deren Stufen aus man verschiedene
Standpunkte gewinnen konnte. Überhaupt hatten alle
Dinge in der Stube Rollen, daß man sie leicht von
einer Stelle zu der andern bewegen konnte, um im
Anschauen der Bildniße nicht beirrt zu sein. In
Hinsicht des Ruhmes der Männer war es dem Be¬
sizer einerlei, welcher Lebensbeschäftigung sie ange¬
hört hatten, und durch welche ihnen der Ruhm zu
Theil geworden war, er hatte sie wo möglich alle.

In dem Zimmer stand auch ein sehr großer Flügel,
auf dessen Pulte viele Notenhefte lagen, und auf dem
er gerne spielte. Es waren auch zwei Fächer auf zwei
Gestellen, in welchen sich Geigen befanden, auf
welchen er ebenfalls spielte. Auf einem Tische war

wäre. Damit er, oder gelegentlich auch ein Freund,
wenn einer kam, diejenigen Männer, die ganz nahe
oder hart an dem Fußboden ſich befanden, betrachten
konnte, hatte er ledergepolſterte Ruhebetten von ver¬
ſchiedener Höhe und mit Rollfüßen verſehen machen
laſſen. Das niederſte war eine Hand hoch. Man
konnte ſie zu was immer für Männern rollen, ſich
darauf nieder legen, und die Männer betrachten.
Für die hoch und höher hängenden hatte er doppel¬
geſtellige Rollleitern, deren Räder mit grünem Tuche
überzogen waren, welche Leitern man in jede Gegend
rollen und von deren Stufen aus man verſchiedene
Standpunkte gewinnen konnte. Überhaupt hatten alle
Dinge in der Stube Rollen, daß man ſie leicht von
einer Stelle zu der andern bewegen konnte, um im
Anſchauen der Bildniße nicht beirrt zu ſein. In
Hinſicht des Ruhmes der Männer war es dem Be¬
ſizer einerlei, welcher Lebensbeſchäftigung ſie ange¬
hört hatten, und durch welche ihnen der Ruhm zu
Theil geworden war, er hatte ſie wo möglich alle.

In dem Zimmer ſtand auch ein ſehr großer Flügel,
auf deſſen Pulte viele Notenhefte lagen, und auf dem
er gerne ſpielte. Es waren auch zwei Fächer auf zwei
Geſtellen, in welchen ſich Geigen befanden, auf
welchen er ebenfalls ſpielte. Auf einem Tiſche war

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0212" n="199"/>
wäre. Damit er, oder gelegentlich auch ein Freund,<lb/>
wenn einer kam, diejenigen Männer, die ganz nahe<lb/>
oder hart an dem Fußboden &#x017F;ich befanden, betrachten<lb/>
konnte, hatte er ledergepol&#x017F;terte Ruhebetten von ver¬<lb/>
&#x017F;chiedener Höhe und mit Rollfüßen ver&#x017F;ehen machen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Das nieder&#x017F;te war eine Hand hoch. Man<lb/>
konnte &#x017F;ie zu was immer für Männern rollen, &#x017F;ich<lb/>
darauf nieder legen, und die Männer betrachten.<lb/>
Für die hoch und höher hängenden hatte er doppel¬<lb/>
ge&#x017F;tellige Rollleitern, deren Räder mit grünem Tuche<lb/>
überzogen waren, welche Leitern man in jede Gegend<lb/>
rollen und von deren Stufen aus man ver&#x017F;chiedene<lb/>
Standpunkte gewinnen konnte. Überhaupt hatten alle<lb/>
Dinge in der Stube Rollen, daß man &#x017F;ie leicht von<lb/>
einer Stelle zu der andern bewegen konnte, um im<lb/>
An&#x017F;chauen der Bildniße nicht beirrt zu &#x017F;ein. In<lb/>
Hin&#x017F;icht des Ruhmes der Männer war es dem Be¬<lb/>
&#x017F;izer einerlei, welcher Lebensbe&#x017F;chäftigung &#x017F;ie ange¬<lb/>
hört hatten, und durch welche ihnen der Ruhm zu<lb/>
Theil geworden war, er hatte &#x017F;ie wo möglich alle.</p><lb/>
        <p>In dem Zimmer &#x017F;tand auch ein &#x017F;ehr großer Flügel,<lb/>
auf de&#x017F;&#x017F;en Pulte viele Notenhefte lagen, und auf dem<lb/>
er gerne &#x017F;pielte. Es waren auch zwei Fächer auf zwei<lb/>
Ge&#x017F;tellen, in welchen &#x017F;ich Geigen befanden, auf<lb/>
welchen er ebenfalls &#x017F;pielte. Auf einem Ti&#x017F;che war<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0212] wäre. Damit er, oder gelegentlich auch ein Freund, wenn einer kam, diejenigen Männer, die ganz nahe oder hart an dem Fußboden ſich befanden, betrachten konnte, hatte er ledergepolſterte Ruhebetten von ver¬ ſchiedener Höhe und mit Rollfüßen verſehen machen laſſen. Das niederſte war eine Hand hoch. Man konnte ſie zu was immer für Männern rollen, ſich darauf nieder legen, und die Männer betrachten. Für die hoch und höher hängenden hatte er doppel¬ geſtellige Rollleitern, deren Räder mit grünem Tuche überzogen waren, welche Leitern man in jede Gegend rollen und von deren Stufen aus man verſchiedene Standpunkte gewinnen konnte. Überhaupt hatten alle Dinge in der Stube Rollen, daß man ſie leicht von einer Stelle zu der andern bewegen konnte, um im Anſchauen der Bildniße nicht beirrt zu ſein. In Hinſicht des Ruhmes der Männer war es dem Be¬ ſizer einerlei, welcher Lebensbeſchäftigung ſie ange¬ hört hatten, und durch welche ihnen der Ruhm zu Theil geworden war, er hatte ſie wo möglich alle. In dem Zimmer ſtand auch ein ſehr großer Flügel, auf deſſen Pulte viele Notenhefte lagen, und auf dem er gerne ſpielte. Es waren auch zwei Fächer auf zwei Geſtellen, in welchen ſich Geigen befanden, auf welchen er ebenfalls ſpielte. Auf einem Tiſche war

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/212
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/212>, abgerufen am 24.11.2024.