ein Fach mit zwei Flöten, die er zu seinem eigenen Vergnügen und zu seiner Vervollkommnung in dieser Kunst behandelte. An einem der Fenster stand eine Staffelei mit einem Malerkasten, woran er Bilder in Öhl malte. In dem Nebenzimmer hatte er einen großen Schreibtisch, auf welchem er eine Menge Papiere liegen hatte, Gedichte machte, Erzählungen schrieb, und neben welchem sein Bücherkasten stand, wenn er etwa ein Buch heraus nehmen, und sich mit Lesen ergözen wollte. In diesem Zimmer stand auch sein Bett, und in dem Hintergrunde des Gemaches war eine Vorrichtung, in welcher er in Pappe arbei¬ ten konnte, und Fächer Behältniße Schirme und andere Kunstsachen verfertigte.
Diesen Mann hießen sie im Hause den Rentherrn; die Meisten aber wußten nicht, ob er den Namen habe, weil er von einer Rente lebte, oder weil er in einem Rentamte angestellt war. Dies Leztere aber konnte nicht der Fall sein, weil er sonst zu bestimmten Zeiten hätte in sein Amt gehen müssen, er aber zu den verschiedensten Zeiten und oft ganze Tage lang zu Hause war, und in den manigfaltigen Geschäften, die er sich aufgeladen hatte, herum arbeitete. Außer¬ dem ging er in das Kaffehaus, um den Schachspie¬ lern zuzuschauen, oder er ging in der Stadt herum,
ein Fach mit zwei Flöten, die er zu ſeinem eigenen Vergnügen und zu ſeiner Vervollkommnung in dieſer Kunſt behandelte. An einem der Fenſter ſtand eine Staffelei mit einem Malerkaſten, woran er Bilder in Öhl malte. In dem Nebenzimmer hatte er einen großen Schreibtiſch, auf welchem er eine Menge Papiere liegen hatte, Gedichte machte, Erzählungen ſchrieb, und neben welchem ſein Bücherkaſten ſtand, wenn er etwa ein Buch heraus nehmen, und ſich mit Leſen ergözen wollte. In dieſem Zimmer ſtand auch ſein Bett, und in dem Hintergrunde des Gemaches war eine Vorrichtung, in welcher er in Pappe arbei¬ ten konnte, und Fächer Behältniße Schirme und andere Kunſtſachen verfertigte.
Dieſen Mann hießen ſie im Hauſe den Rentherrn; die Meiſten aber wußten nicht, ob er den Namen habe, weil er von einer Rente lebte, oder weil er in einem Rentamte angeſtellt war. Dies Leztere aber konnte nicht der Fall ſein, weil er ſonſt zu beſtimmten Zeiten hätte in ſein Amt gehen müſſen, er aber zu den verſchiedenſten Zeiten und oft ganze Tage lang zu Hauſe war, und in den manigfaltigen Geſchäften, die er ſich aufgeladen hatte, herum arbeitete. Außer¬ dem ging er in das Kaffehaus, um den Schachſpie¬ lern zuzuſchauen, oder er ging in der Stadt herum‚
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ein Fach mit zwei Flöten, die er zu ſeinem eigenen
Vergnügen und zu ſeiner Vervollkommnung in dieſer
Kunſt behandelte. An einem der Fenſter ſtand eine
Staffelei mit einem Malerkaſten, woran er Bilder in
Öhl malte. In dem Nebenzimmer hatte er einen
großen Schreibtiſch, auf welchem er eine Menge
Papiere liegen hatte, Gedichte machte, Erzählungen
ſchrieb, und neben welchem ſein Bücherkaſten ſtand,
wenn er etwa ein Buch heraus nehmen, und ſich mit
Leſen ergözen wollte. In dieſem Zimmer ſtand auch
ſein Bett, und in dem Hintergrunde des Gemaches
war eine Vorrichtung, in welcher er in Pappe arbei¬
ten konnte, und Fächer Behältniße Schirme und
andere Kunſtſachen verfertigte.
Dieſen Mann hießen ſie im Hauſe den Rentherrn;
die Meiſten aber wußten nicht, ob er den Namen
habe, weil er von einer Rente lebte, oder weil er
in einem Rentamte angeſtellt war. Dies Leztere aber
konnte nicht der Fall ſein, weil er ſonſt zu beſtimmten
Zeiten hätte in ſein Amt gehen müſſen, er aber zu
den verſchiedenſten Zeiten und oft ganze Tage lang zu
Hauſe war, und in den manigfaltigen Geſchäften,
die er ſich aufgeladen hatte, herum arbeitete. Außer¬
dem ging er in das Kaffehaus, um den Schachſpie¬
lern zuzuſchauen, oder er ging in der Stadt herum‚
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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/213>, abgerufen am 24.11.2024.
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