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Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853.

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Mensch, von dem wir hier reden, war ein Mann
von ungefähr vierzig Jahren, und wohnte auf dem
Sanct Petersplaze in dem vierten Geschoße eines
Hauses. Zu seiner Wohnung führte ein Gang, der
mit einem eisernen Gitter verschloßen war, an wel¬
chem ein Glokenzug hernieder hing, an dem man
läuten konnte, worauf eine ältliche Magd erschien,
welche öffnete, und den Weg zu ihrem Herrn hinein
zeigte. Wenn man durch das Gitter eingetreten war,
sezte sich der Gang noch fort, rechts hatte er eine
Thür, die in die Küche führte, in welcher die Magd
war, und deren einziges Fenster auf den Gang heraus
ging, links hatte er ein fortlaufendes eisernes Gelän¬
der und den offenen Hof. Sein Ende stieß an die
Thür zur Wohnung. Wenn man die braune Thür
öffnete, kam man in ein Vorzimmer, welches ziemlich
dunkel war, und in welchem sich die großen Kästen
befanden, die die Kleider enthielten. Es diente auch
zum Speisen. Von diesem Vorzimmer kam man in
das Zimmer des Herrn. Es war aber eigentlich ein
sehr großes Zimmer und ein kleines Nebenzimmer.
In dem Zimmer waren alle Wände ganz vollständig
mit Blättern von Bildnissen berühmter Männer
beklebt. Es war kein Stükchen auch nur handgroß,
das von der ursprünglichen Wand zu sehen gewesen

Menſch, von dem wir hier reden, war ein Mann
von ungefähr vierzig Jahren, und wohnte auf dem
Sanct Petersplaze in dem vierten Geſchoße eines
Hauſes. Zu ſeiner Wohnung führte ein Gang, der
mit einem eiſernen Gitter verſchloßen war, an wel¬
chem ein Glokenzug hernieder hing, an dem man
läuten konnte, worauf eine ältliche Magd erſchien,
welche öffnete, und den Weg zu ihrem Herrn hinein
zeigte. Wenn man durch das Gitter eingetreten war,
ſezte ſich der Gang noch fort, rechts hatte er eine
Thür, die in die Küche führte, in welcher die Magd
war, und deren einziges Fenſter auf den Gang heraus
ging, links hatte er ein fortlaufendes eiſernes Gelän¬
der und den offenen Hof. Sein Ende ſtieß an die
Thür zur Wohnung. Wenn man die braune Thür
öffnete, kam man in ein Vorzimmer, welches ziemlich
dunkel war, und in welchem ſich die großen Käſten
befanden, die die Kleider enthielten. Es diente auch
zum Speiſen. Von dieſem Vorzimmer kam man in
das Zimmer des Herrn. Es war aber eigentlich ein
ſehr großes Zimmer und ein kleines Nebenzimmer.
In dem Zimmer waren alle Wände ganz vollſtändig
mit Blättern von Bildniſſen berühmter Männer
beklebt. Es war kein Stükchen auch nur handgroß,
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[198/0211] Menſch, von dem wir hier reden, war ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, und wohnte auf dem Sanct Petersplaze in dem vierten Geſchoße eines Hauſes. Zu ſeiner Wohnung führte ein Gang, der mit einem eiſernen Gitter verſchloßen war, an wel¬ chem ein Glokenzug hernieder hing, an dem man läuten konnte, worauf eine ältliche Magd erſchien, welche öffnete, und den Weg zu ihrem Herrn hinein zeigte. Wenn man durch das Gitter eingetreten war, ſezte ſich der Gang noch fort, rechts hatte er eine Thür, die in die Küche führte, in welcher die Magd war, und deren einziges Fenſter auf den Gang heraus ging, links hatte er ein fortlaufendes eiſernes Gelän¬ der und den offenen Hof. Sein Ende ſtieß an die Thür zur Wohnung. Wenn man die braune Thür öffnete, kam man in ein Vorzimmer, welches ziemlich dunkel war, und in welchem ſich die großen Käſten befanden, die die Kleider enthielten. Es diente auch zum Speiſen. Von dieſem Vorzimmer kam man in das Zimmer des Herrn. Es war aber eigentlich ein ſehr großes Zimmer und ein kleines Nebenzimmer. In dem Zimmer waren alle Wände ganz vollſtändig mit Blättern von Bildniſſen berühmter Männer beklebt. Es war kein Stükchen auch nur handgroß, das von der urſprünglichen Wand zu ſehen geweſen

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/211>, abgerufen am 30.04.2024.