Ehre anzuthun, ein winziges Bischen von den Dingen, nippte an dem Glase, und war nicht mehr zu bewegen, etwas weiteres zu nehmen.
Ich aß von den aufgestellten Speisen nun auch nur sehr weniges, und pakte dann alles wieder zusammen, indem ich mich der Unhöflichkeit, die ich eigentlich in der Übereilung begangen hatte, schämte.
Ich that schnell einen Blik in das Angesicht des Pfarrers; aber es sprach sich nicht der kleinste Zug von Unfreundlichkeit aus.
Da der Tisch leer war, saßen wir noch eine Zeit bei der Talgkerze, und sprachen. Dann schritt der Pfarrer daran, mein Bett zu bereiten. Er trug eine große wollene Deke herein, legte sie vierfach zusam¬ men, und that sie auf die Bank, die an der Mauer stand. Aus einer ähnlichen Deke machte er ein Kissen. Dann öffnete er einen der gelben Schreine, nahm ein Leintuch von außerordentlicher Schönheit Feinheit und Weiße heraus, that es auseinander, und brei¬ tete es über mein Lager. Als ich bei dem schwachen Scheine der Kerze die ungemeine Trefflichkeit des Linnenstückes gesehen, und dann unwillkührlich meine Augen auf ihn gewendet hatte, erröthete er in seinem Angesichte.
Ehre anzuthun, ein winziges Bischen von den Dingen, nippte an dem Glaſe, und war nicht mehr zu bewegen, etwas weiteres zu nehmen.
Ich aß von den aufgeſtellten Speiſen nun auch nur ſehr weniges, und pakte dann alles wieder zuſammen, indem ich mich der Unhöflichkeit, die ich eigentlich in der Übereilung begangen hatte, ſchämte.
Ich that ſchnell einen Blik in das Angeſicht des Pfarrers; aber es ſprach ſich nicht der kleinſte Zug von Unfreundlichkeit aus.
Da der Tiſch leer war, ſaßen wir noch eine Zeit bei der Talgkerze, und ſprachen. Dann ſchritt der Pfarrer daran, mein Bett zu bereiten. Er trug eine große wollene Deke herein, legte ſie vierfach zuſam¬ men, und that ſie auf die Bank, die an der Mauer ſtand. Aus einer ähnlichen Deke machte er ein Kiſſen. Dann öffnete er einen der gelben Schreine, nahm ein Leintuch von außerordentlicher Schönheit Feinheit und Weiße heraus, that es auseinander, und brei¬ tete es über mein Lager. Als ich bei dem ſchwachen Scheine der Kerze die ungemeine Trefflichkeit des Linnenſtückes geſehen, und dann unwillkührlich meine Augen auf ihn gewendet hatte, erröthete er in ſeinem Angeſichte.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0124"n="111"/>
Ehre anzuthun, ein winziges Bischen von den Dingen,<lb/>
nippte an dem Glaſe, und war nicht mehr zu bewegen,<lb/>
etwas weiteres zu nehmen.</p><lb/><p>Ich aß von den aufgeſtellten Speiſen nun auch<lb/>
nur ſehr weniges, und pakte dann alles wieder<lb/>
zuſammen, indem ich mich der Unhöflichkeit, die<lb/>
ich eigentlich in der Übereilung begangen hatte,<lb/>ſchämte.</p><lb/><p>Ich that ſchnell einen Blik in das Angeſicht des<lb/>
Pfarrers; aber es ſprach ſich nicht der kleinſte Zug<lb/>
von Unfreundlichkeit aus.</p><lb/><p>Da der Tiſch leer war, ſaßen wir noch eine Zeit<lb/>
bei der Talgkerze, und ſprachen. Dann ſchritt der<lb/>
Pfarrer daran, mein Bett zu bereiten. Er trug eine<lb/>
große wollene Deke herein, legte ſie vierfach zuſam¬<lb/>
men, und that ſie auf die Bank, die an der Mauer<lb/>ſtand. Aus einer ähnlichen Deke machte er ein Kiſſen.<lb/>
Dann öffnete er einen der gelben Schreine, nahm ein<lb/>
Leintuch von außerordentlicher Schönheit Feinheit<lb/>
und Weiße heraus, that es auseinander, und brei¬<lb/>
tete es über mein Lager. Als ich bei dem ſchwachen<lb/>
Scheine der Kerze die ungemeine Trefflichkeit des<lb/>
Linnenſtückes geſehen, und dann unwillkührlich meine<lb/>
Augen auf ihn gewendet hatte, erröthete er in ſeinem<lb/>
Angeſichte.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[111/0124]
Ehre anzuthun, ein winziges Bischen von den Dingen,
nippte an dem Glaſe, und war nicht mehr zu bewegen,
etwas weiteres zu nehmen.
Ich aß von den aufgeſtellten Speiſen nun auch
nur ſehr weniges, und pakte dann alles wieder
zuſammen, indem ich mich der Unhöflichkeit, die
ich eigentlich in der Übereilung begangen hatte,
ſchämte.
Ich that ſchnell einen Blik in das Angeſicht des
Pfarrers; aber es ſprach ſich nicht der kleinſte Zug
von Unfreundlichkeit aus.
Da der Tiſch leer war, ſaßen wir noch eine Zeit
bei der Talgkerze, und ſprachen. Dann ſchritt der
Pfarrer daran, mein Bett zu bereiten. Er trug eine
große wollene Deke herein, legte ſie vierfach zuſam¬
men, und that ſie auf die Bank, die an der Mauer
ſtand. Aus einer ähnlichen Deke machte er ein Kiſſen.
Dann öffnete er einen der gelben Schreine, nahm ein
Leintuch von außerordentlicher Schönheit Feinheit
und Weiße heraus, that es auseinander, und brei¬
tete es über mein Lager. Als ich bei dem ſchwachen
Scheine der Kerze die ungemeine Trefflichkeit des
Linnenſtückes geſehen, und dann unwillkührlich meine
Augen auf ihn gewendet hatte, erröthete er in ſeinem
Angeſichte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Bunte Steine. Bd. 1. Pest u. a., 1853, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_steine01_1853/124>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.