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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857.

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"Sicher und gewiß," entgegnete ich, "wenn Gott
sein Vollbringen gibt. Jezt bist du mein theurer viel¬
geliebter Bruder in der That, wenn du es auch der
Fassung nach erst in einiger Zeit wirst."

"Darf ich auch du sagen?" fragte er.

"Von ganzem Herzen," erwiederte ich.

"Also du, mein geliebter mein theurer Bruder,"
sagte er.

"Auf immer, so lange wir leben, was auch sonst
für Zwischenfälle kommen mögen," sagte ich.

"Auf immer," antwortete er, "aber jezt kleide dich
schnell um, damit du nicht zu spät kommst. Man wird
in dem Besuchsaale zu ebener Erde noch einmal zu
einem Grusse zusammenkommen, ehe man zum Mit¬
tagessen geht. Ich muß mich selber zurecht richten."

Es war so, wie Gustav gesagt hatte, und es war
an alle die Einladung ergangen. Er verließ mich,
und ich kleidete mich um.

Wir versammelten uns in dem Besuchzimmer zu
ebener Erde, in welchem ich, da ich das erste Mal in
diesem Hause war, allein gewartet hatte, während
mein Gastfreund gegangen war, ein Mittagessen für
mich zu bestellen. Ich hatte damals den Gesang der
Vögel hereingehört. Der eingelegte Fußboden war

„Sicher und gewiß,“ entgegnete ich, „wenn Gott
ſein Vollbringen gibt. Jezt biſt du mein theurer viel¬
geliebter Bruder in der That, wenn du es auch der
Faſſung nach erſt in einiger Zeit wirſt.“

„Darf ich auch du ſagen?“ fragte er.

„Von ganzem Herzen,“ erwiederte ich.

„Alſo du, mein geliebter mein theurer Bruder,“
ſagte er.

„Auf immer, ſo lange wir leben, was auch ſonſt
für Zwiſchenfälle kommen mögen,“ ſagte ich.

„Auf immer,“ antwortete er, „aber jezt kleide dich
ſchnell um, damit du nicht zu ſpät kommſt. Man wird
in dem Beſuchſaale zu ebener Erde noch einmal zu
einem Gruſſe zuſammenkommen, ehe man zum Mit¬
tageſſen geht. Ich muß mich ſelber zurecht richten.“

Es war ſo, wie Guſtav geſagt hatte, und es war
an alle die Einladung ergangen. Er verließ mich,
und ich kleidete mich um.

Wir verſammelten uns in dem Beſuchzimmer zu
ebener Erde, in welchem ich, da ich das erſte Mal in
dieſem Hauſe war, allein gewartet hatte, während
mein Gaſtfreund gegangen war, ein Mittageſſen für
mich zu beſtellen. Ich hatte damals den Geſang der
Vögel hereingehört. Der eingelegte Fußboden war

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[378/0392] „Sicher und gewiß,“ entgegnete ich, „wenn Gott ſein Vollbringen gibt. Jezt biſt du mein theurer viel¬ geliebter Bruder in der That, wenn du es auch der Faſſung nach erſt in einiger Zeit wirſt.“ „Darf ich auch du ſagen?“ fragte er. „Von ganzem Herzen,“ erwiederte ich. „Alſo du, mein geliebter mein theurer Bruder,“ ſagte er. „Auf immer, ſo lange wir leben, was auch ſonſt für Zwiſchenfälle kommen mögen,“ ſagte ich. „Auf immer,“ antwortete er, „aber jezt kleide dich ſchnell um, damit du nicht zu ſpät kommſt. Man wird in dem Beſuchſaale zu ebener Erde noch einmal zu einem Gruſſe zuſammenkommen, ehe man zum Mit¬ tageſſen geht. Ich muß mich ſelber zurecht richten.“ Es war ſo, wie Guſtav geſagt hatte, und es war an alle die Einladung ergangen. Er verließ mich, und ich kleidete mich um. Wir verſammelten uns in dem Beſuchzimmer zu ebener Erde, in welchem ich, da ich das erſte Mal in dieſem Hauſe war, allein gewartet hatte, während mein Gaſtfreund gegangen war, ein Mittageſſen für mich zu beſtellen. Ich hatte damals den Geſang der Vögel hereingehört. Der eingelegte Fußboden war

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 3. Pesth, 1857, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer03_1857/392>, abgerufen am 22.11.2024.