Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857."Es macht mir jezt im Rückblicke Schmerz, und "Ihr habt mich ja aber auch gemieden," sagte sie. "Ich hielt mich ferne, um nicht den Schein zu "War ich euch denn von einer Bedeutung?" frag¬ "Natalie," antwortete ich, "ich habe eine Schwe¬ Bei diesen Worten traten die Thränen aus ihren Ich erstaunte, ich blickte sie an, und sagte: "Wenn "Wie meinem Leben," antwortete sie. Ich erstaunte noch mehr, und sprach: "Wie kann "Ich habe es auch von euch nicht geglaubt," erwie¬ "Ihr konntet es leicht wissen," sagte ich. "Ihr seid „Es macht mir jezt im Rückblicke Schmerz, und „Ihr habt mich ja aber auch gemieden,“ ſagte ſie. „Ich hielt mich ferne, um nicht den Schein zu „War ich euch denn von einer Bedeutung?“ frag¬ „Natalie,“ antwortete ich, „ich habe eine Schwe¬ Bei dieſen Worten traten die Thränen aus ihren Ich erſtaunte, ich blickte ſie an, und ſagte: „Wenn „Wie meinem Leben,“ antwortete ſie. Ich erſtaunte noch mehr, und ſprach: „Wie kann „Ich habe es auch von euch nicht geglaubt,“ erwie¬ „Ihr konntet es leicht wiſſen,“ ſagte ich. „Ihr ſeid <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0419" n="405"/> <p>„Es macht mir jezt im Rückblicke Schmerz, und<lb/> hat ihn mir damals gemacht,“ antwortete ich.</p><lb/> <p>„Ihr habt mich ja aber auch gemieden,“ ſagte ſie.</p><lb/> <p>„Ich hielt mich ferne, um nicht den Schein zu<lb/> haben, als dränge ich mich zu euch,“ entgegnete ich.</p><lb/> <p>„War ich euch denn von einer Bedeutung?“ frag¬<lb/> te ſie.</p><lb/> <p>„Natalie,“ antwortete ich, „ich habe eine Schwe¬<lb/> ſter, die ich im höchſten Maße liebe, ich habe viele<lb/> Mädchen in unſerer Stadt und in dem Lande kennen<lb/> gelernt; aber keines ſelbſt nicht meine Schweſter achte<lb/> ich ſo hoch wie euch, keines iſt mir ſtets ſo gegenwär¬<lb/> tig, und erfüllt mein ganzes Weſen wie ihr.“</p><lb/> <p>Bei dieſen Worten traten die Thränen aus ihren<lb/> Augen, und floſſen über ihre Wangen herab.</p><lb/> <p>Ich erſtaunte, ich blickte ſie an, und ſagte: „Wenn<lb/> dieſe ſchönen Tropfen ſprechen, Natalie ſagen ſie, daß<lb/> ihr mir auch ein wenig gut ſeid?“</p><lb/> <p>„Wie meinem Leben,“ antwortete ſie.</p><lb/> <p>Ich erſtaunte noch mehr, und ſprach: „Wie kann<lb/> es denn ſein, ich habe es nicht geglaubt.“</p><lb/> <p>„Ich habe es auch von euch nicht geglaubt,“ erwie¬<lb/> derte ſie.</p><lb/> <p>„Ihr konntet es leicht wiſſen,“ ſagte ich. „Ihr ſeid<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [405/0419]
„Es macht mir jezt im Rückblicke Schmerz, und
hat ihn mir damals gemacht,“ antwortete ich.
„Ihr habt mich ja aber auch gemieden,“ ſagte ſie.
„Ich hielt mich ferne, um nicht den Schein zu
haben, als dränge ich mich zu euch,“ entgegnete ich.
„War ich euch denn von einer Bedeutung?“ frag¬
te ſie.
„Natalie,“ antwortete ich, „ich habe eine Schwe¬
ſter, die ich im höchſten Maße liebe, ich habe viele
Mädchen in unſerer Stadt und in dem Lande kennen
gelernt; aber keines ſelbſt nicht meine Schweſter achte
ich ſo hoch wie euch, keines iſt mir ſtets ſo gegenwär¬
tig, und erfüllt mein ganzes Weſen wie ihr.“
Bei dieſen Worten traten die Thränen aus ihren
Augen, und floſſen über ihre Wangen herab.
Ich erſtaunte, ich blickte ſie an, und ſagte: „Wenn
dieſe ſchönen Tropfen ſprechen, Natalie ſagen ſie, daß
ihr mir auch ein wenig gut ſeid?“
„Wie meinem Leben,“ antwortete ſie.
Ich erſtaunte noch mehr, und ſprach: „Wie kann
es denn ſein, ich habe es nicht geglaubt.“
„Ich habe es auch von euch nicht geglaubt,“ erwie¬
derte ſie.
„Ihr konntet es leicht wiſſen,“ ſagte ich. „Ihr ſeid
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