Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

blieb ich noch einige Tage in dem Ahornhause, theils
damit sich meine Leute zu der Abreise rüsten konnten,
theils um das mir liebgewordene Haus das liebge¬
wordene Thal und die Umgebung wieder ein wenig
zu genießen. Ich ging bei dieser Gelegenheit mehrere
Male in das Rothmoor, um dort nachzusehen, was
man eben für Gegenstände aus Marmor mache. Mir
schien es, als wäre die Anstalt seit einem Jahre sehr
gediehen. Ich besprach mich dort auch über Arbeiten,
die für mich auszuführen wären, falls ich den hiezu
nöthigen Marmor fände. Erkundigungen um auf
Spuren der Ergänzungen der Pfeilerverkleidungen
meines Vaters, die ich in dieser Gegend gekauft
hatte, zu kommen, waren auch heuer wie in früherer
Zeit fruchtlos.

Ein Ereigniß trat in dem Lauterthale ein, das
mich sehr erheiterte. Mein Zitherspiellehrer, der einige
Zeit gleichsam verschollen war, war wieder da. Er
zeigte viele Freude, mich zu sehen, und sagte, er wolle
mir in das Kargrat folgen, welches jezt der Mittel¬
punkt meiner Arbeiten war, ein Dörfchen auf grasigen
bäum- und buschlosen Anhöhen ganz nahe an dem
ewigen Eise mit armen Bewohnern und einem viel¬
leicht noch ärmeren genügsamen Pfarrer. Er sagte,

blieb ich noch einige Tage in dem Ahornhauſe, theils
damit ſich meine Leute zu der Abreiſe rüſten konnten,
theils um das mir liebgewordene Haus das liebge¬
wordene Thal und die Umgebung wieder ein wenig
zu genießen. Ich ging bei dieſer Gelegenheit mehrere
Male in das Rothmoor, um dort nachzuſehen, was
man eben für Gegenſtände aus Marmor mache. Mir
ſchien es, als wäre die Anſtalt ſeit einem Jahre ſehr
gediehen. Ich beſprach mich dort auch über Arbeiten,
die für mich auszuführen wären, falls ich den hiezu
nöthigen Marmor fände. Erkundigungen um auf
Spuren der Ergänzungen der Pfeilerverkleidungen
meines Vaters, die ich in dieſer Gegend gekauft
hatte, zu kommen, waren auch heuer wie in früherer
Zeit fruchtlos.

Ein Ereigniß trat in dem Lauterthale ein, das
mich ſehr erheiterte. Mein Zitherſpiellehrer, der einige
Zeit gleichſam verſchollen war, war wieder da. Er
zeigte viele Freude, mich zu ſehen, und ſagte, er wolle
mir in das Kargrat folgen, welches jezt der Mittel¬
punkt meiner Arbeiten war, ein Dörfchen auf graſigen
bäum- und buſchloſen Anhöhen ganz nahe an dem
ewigen Eiſe mit armen Bewohnern und einem viel¬
leicht noch ärmeren genügſamen Pfarrer. Er ſagte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0393" n="379"/>
blieb ich noch einige Tage in dem Ahornhau&#x017F;e, theils<lb/>
damit &#x017F;ich meine Leute zu der Abrei&#x017F;e rü&#x017F;ten konnten,<lb/>
theils um das mir liebgewordene Haus das liebge¬<lb/>
wordene Thal und die Umgebung wieder ein wenig<lb/>
zu genießen. Ich ging bei die&#x017F;er Gelegenheit mehrere<lb/>
Male in das Rothmoor, um dort nachzu&#x017F;ehen, was<lb/>
man eben für Gegen&#x017F;tände aus Marmor mache. Mir<lb/>
&#x017F;chien es, als wäre die An&#x017F;talt &#x017F;eit einem Jahre &#x017F;ehr<lb/>
gediehen. Ich be&#x017F;prach mich dort auch über Arbeiten,<lb/>
die für mich auszuführen wären, falls ich den hiezu<lb/>
nöthigen Marmor fände. Erkundigungen um auf<lb/>
Spuren der Ergänzungen der Pfeilerverkleidungen<lb/>
meines Vaters, die ich in die&#x017F;er Gegend gekauft<lb/>
hatte, zu kommen, waren auch heuer wie in früherer<lb/>
Zeit fruchtlos.</p><lb/>
        <p>Ein Ereigniß trat in dem Lauterthale ein, das<lb/>
mich &#x017F;ehr erheiterte. Mein Zither&#x017F;piellehrer, der einige<lb/>
Zeit gleich&#x017F;am ver&#x017F;chollen war, war wieder da. Er<lb/>
zeigte viele Freude, mich zu &#x017F;ehen, und &#x017F;agte, er wolle<lb/>
mir in das Kargrat folgen, welches jezt der Mittel¬<lb/>
punkt meiner Arbeiten war, ein Dörfchen auf gra&#x017F;igen<lb/>
bäum- und bu&#x017F;chlo&#x017F;en Anhöhen ganz nahe an dem<lb/>
ewigen Ei&#x017F;e mit armen Bewohnern und einem viel¬<lb/>
leicht noch ärmeren genüg&#x017F;amen Pfarrer. Er &#x017F;agte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[379/0393] blieb ich noch einige Tage in dem Ahornhauſe, theils damit ſich meine Leute zu der Abreiſe rüſten konnten, theils um das mir liebgewordene Haus das liebge¬ wordene Thal und die Umgebung wieder ein wenig zu genießen. Ich ging bei dieſer Gelegenheit mehrere Male in das Rothmoor, um dort nachzuſehen, was man eben für Gegenſtände aus Marmor mache. Mir ſchien es, als wäre die Anſtalt ſeit einem Jahre ſehr gediehen. Ich beſprach mich dort auch über Arbeiten, die für mich auszuführen wären, falls ich den hiezu nöthigen Marmor fände. Erkundigungen um auf Spuren der Ergänzungen der Pfeilerverkleidungen meines Vaters, die ich in dieſer Gegend gekauft hatte, zu kommen, waren auch heuer wie in früherer Zeit fruchtlos. Ein Ereigniß trat in dem Lauterthale ein, das mich ſehr erheiterte. Mein Zitherſpiellehrer, der einige Zeit gleichſam verſchollen war, war wieder da. Er zeigte viele Freude, mich zu ſehen, und ſagte, er wolle mir in das Kargrat folgen, welches jezt der Mittel¬ punkt meiner Arbeiten war, ein Dörfchen auf graſigen bäum- und buſchloſen Anhöhen ganz nahe an dem ewigen Eiſe mit armen Bewohnern und einem viel¬ leicht noch ärmeren genügſamen Pfarrer. Er ſagte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/393
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/393>, abgerufen am 22.11.2024.