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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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händigte ihm sowohl den Entwurf als auch das Far¬
benbild der Schnizereien ein. Er berief Eustach in
seine Stube, in welcher die Dinge ausgepackt wur¬
den, herüber. Beide sprachen sich sehr günstig über
die Arbeit aus, und zwar günstiger als über jede frü¬
here, die ich ihnen vorgelegt hatte. Ich war darüber
sehr erfreut. Eustach sagte, daß man sehr gut die
Ortsfarben und die, welche durch fremde Einwirkun¬
gen entstanden waren, unterscheiden könne, und daß
man aus den lezten die Beschaffenheit der Umgebun¬
gen zu ahnen vermöge. Sie stellten das Bild in die
nöthige Entfernung und betrachteten es mit Gefallen.
Besonders anerkennend sprach Eustach über die Rich¬
tigkeit und Brauchbarkeit des unfarbigen Entwurfes.

Ich reiste nach dem kurzen Besuche in dem Rosen¬
hause in die Gegend der Tann, blieb auch dort nur
kurz, und drang tiefer in das Gebirge ein, um eine
Mittelstelle zu finden, von der aus ich meine neuen
Arbeiten unternehmen könnte. Als ich eine solche ge¬
funden hatte, ging ich in das Lauterthal und dort in
das Ahornwirthshaus, um meinen Kaspar und die
andern, welche mir im vorigen Jahre geholfen hatten,
auch für das heurige zu dingen. Als dies, wie ich
glaube, zu gegenseitiger Zufriedenheit abgethan war,

händigte ihm ſowohl den Entwurf als auch das Far¬
benbild der Schnizereien ein. Er berief Euſtach in
ſeine Stube, in welcher die Dinge ausgepackt wur¬
den, herüber. Beide ſprachen ſich ſehr günſtig über
die Arbeit aus, und zwar günſtiger als über jede frü¬
here, die ich ihnen vorgelegt hatte. Ich war darüber
ſehr erfreut. Euſtach ſagte, daß man ſehr gut die
Ortsfarben und die, welche durch fremde Einwirkun¬
gen entſtanden waren, unterſcheiden könne, und daß
man aus den lezten die Beſchaffenheit der Umgebun¬
gen zu ahnen vermöge. Sie ſtellten das Bild in die
nöthige Entfernung und betrachteten es mit Gefallen.
Beſonders anerkennend ſprach Euſtach über die Rich¬
tigkeit und Brauchbarkeit des unfarbigen Entwurfes.

Ich reiſte nach dem kurzen Beſuche in dem Roſen¬
hauſe in die Gegend der Tann, blieb auch dort nur
kurz, und drang tiefer in das Gebirge ein, um eine
Mittelſtelle zu finden, von der aus ich meine neuen
Arbeiten unternehmen könnte. Als ich eine ſolche ge¬
funden hatte, ging ich in das Lauterthal und dort in
das Ahornwirthshaus, um meinen Kaspar und die
andern, welche mir im vorigen Jahre geholfen hatten,
auch für das heurige zu dingen. Als dies, wie ich
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[378/0392] händigte ihm ſowohl den Entwurf als auch das Far¬ benbild der Schnizereien ein. Er berief Euſtach in ſeine Stube, in welcher die Dinge ausgepackt wur¬ den, herüber. Beide ſprachen ſich ſehr günſtig über die Arbeit aus, und zwar günſtiger als über jede frü¬ here, die ich ihnen vorgelegt hatte. Ich war darüber ſehr erfreut. Euſtach ſagte, daß man ſehr gut die Ortsfarben und die, welche durch fremde Einwirkun¬ gen entſtanden waren, unterſcheiden könne, und daß man aus den lezten die Beſchaffenheit der Umgebun¬ gen zu ahnen vermöge. Sie ſtellten das Bild in die nöthige Entfernung und betrachteten es mit Gefallen. Beſonders anerkennend ſprach Euſtach über die Rich¬ tigkeit und Brauchbarkeit des unfarbigen Entwurfes. Ich reiſte nach dem kurzen Beſuche in dem Roſen¬ hauſe in die Gegend der Tann, blieb auch dort nur kurz, und drang tiefer in das Gebirge ein, um eine Mittelſtelle zu finden, von der aus ich meine neuen Arbeiten unternehmen könnte. Als ich eine ſolche ge¬ funden hatte, ging ich in das Lauterthal und dort in das Ahornwirthshaus, um meinen Kaspar und die andern, welche mir im vorigen Jahre geholfen hatten, auch für das heurige zu dingen. Als dies, wie ich glaube, zu gegenſeitiger Zufriedenheit abgethan war,

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/392>, abgerufen am 19.05.2024.