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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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auf Geschmack und Vorliebe an. Da das Gespräch
allgemeiner wurde, traten schon manche Meinungen
abgeschlossener hervor. Einige sagten, es sei etwas
Besonderes und nicht überall Vorkommendes, die nack¬
ten Steine aus einer Wand stehen zu lassen. Wenn
die Kosten nicht zu scheuen sind, möge man es an dem
ganzen Schlosse so machen, und man habe dann et¬
was sehr Eigenes. Andere meinten, es sei doch überall
Sitte, die Wände selbst gegen Außen mit einer Tünche
zu bekleiden, ein licht getünchtes Haus sei sehr freund¬
lich, darum hätten auch die Vorbesizer dieses Hauses
so gethan, um sein Ansehen dem neuen Geschmacke
näher zu bringen. Darauf sagten wieder andere, die
Gedanken der Menschen seien wechselvoll, einmal
habe man die großen viereckigen Steine, aus denen
das Äußere dieser Wände bestehe, nackt hervor sehen
lassen, später habe man sie überstrichen, jezt sei eine
Zeit gekommen, wo man wieder auf das Alte zurück
gehe, und es verehre, man könne also die Steine wie¬
der nackt legen. Mein Gastfreund vernahm die Mei¬
nungen, und antwortete in unbestimmten und nicht
auf eine einzelne Ansicht gestellten Worten, da alles,
was gesagt wurde, sich ungefähr in demselben Kreise
bewegte. Mathilde sprach nur Unbedeutendes, und

auf Geſchmack und Vorliebe an. Da das Geſpräch
allgemeiner wurde, traten ſchon manche Meinungen
abgeſchloſſener hervor. Einige ſagten, es ſei etwas
Beſonderes und nicht überall Vorkommendes, die nack¬
ten Steine aus einer Wand ſtehen zu laſſen. Wenn
die Koſten nicht zu ſcheuen ſind, möge man es an dem
ganzen Schloſſe ſo machen, und man habe dann et¬
was ſehr Eigenes. Andere meinten, es ſei doch überall
Sitte, die Wände ſelbſt gegen Außen mit einer Tünche
zu bekleiden, ein licht getünchtes Haus ſei ſehr freund¬
lich, darum hätten auch die Vorbeſizer dieſes Hauſes
ſo gethan, um ſein Anſehen dem neuen Geſchmacke
näher zu bringen. Darauf ſagten wieder andere, die
Gedanken der Menſchen ſeien wechſelvoll, einmal
habe man die großen viereckigen Steine, aus denen
das Äußere dieſer Wände beſtehe, nackt hervor ſehen
laſſen, ſpäter habe man ſie überſtrichen, jezt ſei eine
Zeit gekommen, wo man wieder auf das Alte zurück
gehe, und es verehre, man könne alſo die Steine wie¬
der nackt legen. Mein Gaſtfreund vernahm die Mei¬
nungen, und antwortete in unbeſtimmten und nicht
auf eine einzelne Anſicht geſtellten Worten, da alles,
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[343/0357] auf Geſchmack und Vorliebe an. Da das Geſpräch allgemeiner wurde, traten ſchon manche Meinungen abgeſchloſſener hervor. Einige ſagten, es ſei etwas Beſonderes und nicht überall Vorkommendes, die nack¬ ten Steine aus einer Wand ſtehen zu laſſen. Wenn die Koſten nicht zu ſcheuen ſind, möge man es an dem ganzen Schloſſe ſo machen, und man habe dann et¬ was ſehr Eigenes. Andere meinten, es ſei doch überall Sitte, die Wände ſelbſt gegen Außen mit einer Tünche zu bekleiden, ein licht getünchtes Haus ſei ſehr freund¬ lich, darum hätten auch die Vorbeſizer dieſes Hauſes ſo gethan, um ſein Anſehen dem neuen Geſchmacke näher zu bringen. Darauf ſagten wieder andere, die Gedanken der Menſchen ſeien wechſelvoll, einmal habe man die großen viereckigen Steine, aus denen das Äußere dieſer Wände beſtehe, nackt hervor ſehen laſſen, ſpäter habe man ſie überſtrichen, jezt ſei eine Zeit gekommen, wo man wieder auf das Alte zurück gehe, und es verehre, man könne alſo die Steine wie¬ der nackt legen. Mein Gaſtfreund vernahm die Mei¬ nungen, und antwortete in unbeſtimmten und nicht auf eine einzelne Anſicht geſtellten Worten, da alles, was geſagt wurde, ſich ungefähr in demſelben Kreiſe bewegte. Mathilde ſprach nur Unbedeutendes, und

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/357>, abgerufen am 22.11.2024.