Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

denke ich, ich werde nun nicht wieder so weit gehen.
-- -- Und wo seid denn ihr gewesen?" fragte sie,
nachdem sie sich unterbrochen und ein Weilchen ge¬
schwiegen hatte.

"Ich bin nach dem Essen von dem Erlenbache zu
dem Teiche hinauf gegangen," antwortete ich, "dann
durch das Gehölze auf den Balkhügel empor, von
dem man die Gegend von Landegg sieht, und den
Thurm seiner Pfarrkirche erblicken kann. Von dem
Balkhügel bin ich dann noch auf den Höhen fortge¬
gangen, bis ich zu den Rohrhäusern gekommen bin.
Da ich dort schon zwei starke Wegstunden von dem
Asperhofe entfernt war, schlug ich den Rückweg ein.
Ich hatte im Hingehen viele Zeit verbraucht, weil ich
häufig stehen geblieben war, und verschiedene Dinge
angesehen hatte, deßhalb wählte ich nun einen kürzeren
Rückgang. Ich ging auf Feldpfaden und manigfalti¬
gen Kirchenwegen durch die Felder, bis ich zwischen
Dernhof und Ambach wieder zu dem Seewalde und
zu dem Erlenbache herabkam. Von dort aus waren
mir Raine bekannt, die am kürzesten auf die Felder¬
rast herüber führten. Obwohl auf ihnen kein Weg
führt, ging ich doch auf ihrem Grase fort, und kam
so gegen euch herzu."

denke ich, ich werde nun nicht wieder ſo weit gehen.
— — Und wo ſeid denn ihr geweſen?“ fragte ſie,
nachdem ſie ſich unterbrochen und ein Weilchen ge¬
ſchwiegen hatte.

„Ich bin nach dem Eſſen von dem Erlenbache zu
dem Teiche hinauf gegangen,“ antwortete ich, „dann
durch das Gehölze auf den Balkhügel empor, von
dem man die Gegend von Landegg ſieht, und den
Thurm ſeiner Pfarrkirche erblicken kann. Von dem
Balkhügel bin ich dann noch auf den Höhen fortge¬
gangen, bis ich zu den Rohrhäuſern gekommen bin.
Da ich dort ſchon zwei ſtarke Wegſtunden von dem
Asperhofe entfernt war, ſchlug ich den Rückweg ein.
Ich hatte im Hingehen viele Zeit verbraucht, weil ich
häufig ſtehen geblieben war, und verſchiedene Dinge
angeſehen hatte, deßhalb wählte ich nun einen kürzeren
Rückgang. Ich ging auf Feldpfaden und manigfalti¬
gen Kirchenwegen durch die Felder, bis ich zwiſchen
Dernhof und Ambach wieder zu dem Seewalde und
zu dem Erlenbache herabkam. Von dort aus waren
mir Raine bekannt, die am kürzeſten auf die Felder¬
raſt herüber führten. Obwohl auf ihnen kein Weg
führt, ging ich doch auf ihrem Graſe fort, und kam
ſo gegen euch herzu.“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0329" n="315"/>
denke ich, ich werde nun nicht wieder &#x017F;o weit gehen.<lb/>
&#x2014; &#x2014; Und wo &#x017F;eid denn ihr gewe&#x017F;en?&#x201C; fragte &#x017F;ie,<lb/>
nachdem &#x017F;ie &#x017F;ich unterbrochen und ein Weilchen ge¬<lb/>
&#x017F;chwiegen hatte.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Ich bin nach dem E&#x017F;&#x017F;en von dem Erlenbache zu<lb/>
dem Teiche hinauf gegangen,&#x201C; antwortete ich, &#x201E;dann<lb/>
durch das Gehölze auf den Balkhügel empor, von<lb/>
dem man die Gegend von Landegg &#x017F;ieht, und den<lb/>
Thurm &#x017F;einer Pfarrkirche erblicken kann. Von dem<lb/>
Balkhügel bin ich dann noch auf den Höhen fortge¬<lb/>
gangen, bis ich zu den Rohrhäu&#x017F;ern gekommen bin.<lb/>
Da ich dort &#x017F;chon zwei &#x017F;tarke Weg&#x017F;tunden von dem<lb/>
Asperhofe entfernt war, &#x017F;chlug ich den Rückweg ein.<lb/>
Ich hatte im Hingehen viele Zeit verbraucht, weil ich<lb/>
häufig &#x017F;tehen geblieben war, und ver&#x017F;chiedene Dinge<lb/>
ange&#x017F;ehen hatte, deßhalb wählte ich nun einen kürzeren<lb/>
Rückgang. Ich ging auf Feldpfaden und manigfalti¬<lb/>
gen Kirchenwegen durch die Felder, bis ich zwi&#x017F;chen<lb/>
Dernhof und Ambach wieder zu dem Seewalde und<lb/>
zu dem Erlenbache herabkam. Von dort aus waren<lb/>
mir Raine bekannt, die am kürze&#x017F;ten auf die Felder¬<lb/>
ra&#x017F;t herüber führten. Obwohl auf ihnen kein Weg<lb/>
führt, ging ich doch auf ihrem Gra&#x017F;e fort, und kam<lb/>
&#x017F;o gegen euch herzu.&#x201C;<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0329] denke ich, ich werde nun nicht wieder ſo weit gehen. — — Und wo ſeid denn ihr geweſen?“ fragte ſie, nachdem ſie ſich unterbrochen und ein Weilchen ge¬ ſchwiegen hatte. „Ich bin nach dem Eſſen von dem Erlenbache zu dem Teiche hinauf gegangen,“ antwortete ich, „dann durch das Gehölze auf den Balkhügel empor, von dem man die Gegend von Landegg ſieht, und den Thurm ſeiner Pfarrkirche erblicken kann. Von dem Balkhügel bin ich dann noch auf den Höhen fortge¬ gangen, bis ich zu den Rohrhäuſern gekommen bin. Da ich dort ſchon zwei ſtarke Wegſtunden von dem Asperhofe entfernt war, ſchlug ich den Rückweg ein. Ich hatte im Hingehen viele Zeit verbraucht, weil ich häufig ſtehen geblieben war, und verſchiedene Dinge angeſehen hatte, deßhalb wählte ich nun einen kürzeren Rückgang. Ich ging auf Feldpfaden und manigfalti¬ gen Kirchenwegen durch die Felder, bis ich zwiſchen Dernhof und Ambach wieder zu dem Seewalde und zu dem Erlenbache herabkam. Von dort aus waren mir Raine bekannt, die am kürzeſten auf die Felder¬ raſt herüber führten. Obwohl auf ihnen kein Weg führt, ging ich doch auf ihrem Graſe fort, und kam ſo gegen euch herzu.“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/329
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/329>, abgerufen am 17.05.2024.