ich fast dicht gegen sie heran. Sie mußte nun meinen Tritt im Grase oder mein Anstreifen an das Getreide gehört haben; denn sie erhob sich plözlich, wendete sich um, damit sie mich sähe, und ich stand vor Na¬ talien. Kaum zwei Schritte waren wir von einander entfernt. Das Bänklein stand zwischen uns. Der Baumstamm war jezt etwas seitwärts. Wir erschra¬ ken beide. Ich hatte nehmlich nicht -- auch nicht im Entferntesten -- daran gedacht, daß Natalie auf dem Bänklein sizen könne, und sie mußte erschrocken sein, weil sie plözlich Schritte hinter sich gehört hatte, wo doch kein Weg ging, und weil sie, da sie sich um¬ wendete, einen Mann vor sich stehen gesehen hatte. Ich mußte annehmen, daß sie nicht gleich erkannt habe, daß ich es sei.
Ein Weilchen standen wir stumm einander gegen¬ über, dann sagte ich: "Seid ihr es, Fräulein, ich hatte nicht gedacht, daß ich euch unter dem Eschen¬ baume sizend finden würde."
"Ich war ermüdet," antwortete sie, "und sezte mich auf die Bank, um zu ruhen. Auch dürfte es wohl an der Zeit später geworden sein, als man gewohnt ist, mich nach Hause kommen zu sehen."
"Wenn ihr ermüdet seid," sagte ich, "so will ich
ich faſt dicht gegen ſie heran. Sie mußte nun meinen Tritt im Graſe oder mein Anſtreifen an das Getreide gehört haben; denn ſie erhob ſich plözlich, wendete ſich um, damit ſie mich ſähe, und ich ſtand vor Na¬ talien. Kaum zwei Schritte waren wir von einander entfernt. Das Bänklein ſtand zwiſchen uns. Der Baumſtamm war jezt etwas ſeitwärts. Wir erſchra¬ ken beide. Ich hatte nehmlich nicht — auch nicht im Entfernteſten — daran gedacht, daß Natalie auf dem Bänklein ſizen könne, und ſie mußte erſchrocken ſein, weil ſie plözlich Schritte hinter ſich gehört hatte, wo doch kein Weg ging, und weil ſie, da ſie ſich um¬ wendete, einen Mann vor ſich ſtehen geſehen hatte. Ich mußte annehmen, daß ſie nicht gleich erkannt habe, daß ich es ſei.
Ein Weilchen ſtanden wir ſtumm einander gegen¬ über, dann ſagte ich: „Seid ihr es, Fräulein, ich hatte nicht gedacht, daß ich euch unter dem Eſchen¬ baume ſizend finden würde.“
„Ich war ermüdet,“ antwortete ſie, „und ſezte mich auf die Bank, um zu ruhen. Auch dürfte es wohl an der Zeit ſpäter geworden ſein, als man gewohnt iſt, mich nach Hauſe kommen zu ſehen.“
„Wenn ihr ermüdet ſeid,“ ſagte ich, „ſo will ich
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ich faſt dicht gegen ſie heran. Sie mußte nun meinen
Tritt im Graſe oder mein Anſtreifen an das Getreide
gehört haben; denn ſie erhob ſich plözlich, wendete
ſich um, damit ſie mich ſähe, und ich ſtand vor Na¬
talien. Kaum zwei Schritte waren wir von einander
entfernt. Das Bänklein ſtand zwiſchen uns. Der
Baumſtamm war jezt etwas ſeitwärts. Wir erſchra¬
ken beide. Ich hatte nehmlich nicht — auch nicht im
Entfernteſten — daran gedacht, daß Natalie auf
dem Bänklein ſizen könne, und ſie mußte erſchrocken
ſein, weil ſie plözlich Schritte hinter ſich gehört hatte,
wo doch kein Weg ging, und weil ſie, da ſie ſich um¬
wendete, einen Mann vor ſich ſtehen geſehen hatte.
Ich mußte annehmen, daß ſie nicht gleich erkannt
habe, daß ich es ſei.
Ein Weilchen ſtanden wir ſtumm einander gegen¬
über, dann ſagte ich: „Seid ihr es, Fräulein, ich
hatte nicht gedacht, daß ich euch unter dem Eſchen¬
baume ſizend finden würde.“
„Ich war ermüdet,“ antwortete ſie, „und ſezte mich
auf die Bank, um zu ruhen. Auch dürfte es wohl an
der Zeit ſpäter geworden ſein, als man gewohnt iſt,
mich nach Hauſe kommen zu ſehen.“
„Wenn ihr ermüdet ſeid,“ ſagte ich, „ſo will ich
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/325>, abgerufen am 25.11.2024.
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