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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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ter, und ging auch öfter allein. Sie ging nicht blos
bei dem großen Kirschbaume öfter in das Freie, und
ging dort zwischen den Saaten herum, sondern sie
ging auch geradewegs über den Hügel hinab zu der
Straße, oder sie ging in den Meierhof oder längs der
Hügel dahin, oder sie ging ein Stück auf dem Wege
nach dem Inghofe. Wenn sie zurückgekehrt war, saß
sie in ihrem Lehnstuhle, und blickte auf das, was vor
ihr oder in ihrer Umgebung geschah.

Eines Tages, da ich selber einen weiten Weg ge¬
macht hatte, und gegen Abend in das Rosenhaus zu¬
rück kehrte, sah ich, da ich von dem Erlenbache hinauf
eine kürzere Richtung eingeschlagen hatte, auf bloßem
Rasen zwischen den Feldern gegangen, auf der Höhe
angekommen war, und nun gegen die Felderrast zu¬
ging, auf dem Bänklein, das unter der Esche dersel¬
ben steht, eine Gestalt sizen. Ich kümmerte mich nicht
viel um sie, und ging meines Weges, welcher gerade
auf den Baum zuführte, weiter. Ich konnte, wie
nahe ich auch kam, die Gestalt nicht erkennen; denn
sie hatte nicht nur den Rücken gegen mich gekehrt,
sondern war auch durch den größten Theil des Baum¬
stammes gedeckt. Ihr Angesicht blickte nach Süden.
Sie regte sich nicht, und wendete sich nicht. So kam

ter, und ging auch öfter allein. Sie ging nicht blos
bei dem großen Kirſchbaume öfter in das Freie, und
ging dort zwiſchen den Saaten herum, ſondern ſie
ging auch geradewegs über den Hügel hinab zu der
Straße, oder ſie ging in den Meierhof oder längs der
Hügel dahin, oder ſie ging ein Stück auf dem Wege
nach dem Inghofe. Wenn ſie zurückgekehrt war, ſaß
ſie in ihrem Lehnſtuhle, und blickte auf das, was vor
ihr oder in ihrer Umgebung geſchah.

Eines Tages, da ich ſelber einen weiten Weg ge¬
macht hatte, und gegen Abend in das Roſenhaus zu¬
rück kehrte, ſah ich, da ich von dem Erlenbache hinauf
eine kürzere Richtung eingeſchlagen hatte, auf bloßem
Raſen zwiſchen den Feldern gegangen, auf der Höhe
angekommen war, und nun gegen die Felderraſt zu¬
ging, auf dem Bänklein, das unter der Eſche derſel¬
ben ſteht, eine Geſtalt ſizen. Ich kümmerte mich nicht
viel um ſie, und ging meines Weges, welcher gerade
auf den Baum zuführte, weiter. Ich konnte, wie
nahe ich auch kam, die Geſtalt nicht erkennen; denn
ſie hatte nicht nur den Rücken gegen mich gekehrt,
ſondern war auch durch den größten Theil des Baum¬
ſtammes gedeckt. Ihr Angeſicht blickte nach Süden.
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[310/0324] ter, und ging auch öfter allein. Sie ging nicht blos bei dem großen Kirſchbaume öfter in das Freie, und ging dort zwiſchen den Saaten herum, ſondern ſie ging auch geradewegs über den Hügel hinab zu der Straße, oder ſie ging in den Meierhof oder längs der Hügel dahin, oder ſie ging ein Stück auf dem Wege nach dem Inghofe. Wenn ſie zurückgekehrt war, ſaß ſie in ihrem Lehnſtuhle, und blickte auf das, was vor ihr oder in ihrer Umgebung geſchah. Eines Tages, da ich ſelber einen weiten Weg ge¬ macht hatte, und gegen Abend in das Roſenhaus zu¬ rück kehrte, ſah ich, da ich von dem Erlenbache hinauf eine kürzere Richtung eingeſchlagen hatte, auf bloßem Raſen zwiſchen den Feldern gegangen, auf der Höhe angekommen war, und nun gegen die Felderraſt zu¬ ging, auf dem Bänklein, das unter der Eſche derſel¬ ben ſteht, eine Geſtalt ſizen. Ich kümmerte mich nicht viel um ſie, und ging meines Weges, welcher gerade auf den Baum zuführte, weiter. Ich konnte, wie nahe ich auch kam, die Geſtalt nicht erkennen; denn ſie hatte nicht nur den Rücken gegen mich gekehrt, ſondern war auch durch den größten Theil des Baum¬ ſtammes gedeckt. Ihr Angeſicht blickte nach Süden. Sie regte ſich nicht, und wendete ſich nicht. So kam

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/324>, abgerufen am 25.11.2024.