häuslichen Einrichtungen über ihren Staat ihre Kunst und über die Gestalt und Beschaffenheit ihres Landes und ihrer Meere gesprochen. Ich wurde zu diesen Beschäftigungen in diesem Winter weit öfter zu der Fürstin eingeladen, als es früher der Fall gewesen war. Der Frühling und die Zeit, in welcher man wieder den Landaufenthalt zu suchen pflegt, kam uns zu früh, wir verabredeten noch, was wir in dem nächsten Winter vorzunehmen gedächten, und die Für¬ stin beurlaubte mich mit vieler und sehr gewinnender Freundlichkeit.
Die Beschäftigungen im Kreise unserer Familie bestanden jezt in sehr häufigen Gesprächen zwischen dem Vater und mir über die Kunst und über Bü¬ cher. Er erzählte mir, wie er dazu gekommen wäre, Bilder lieb zu gewinnen, und sich Bilder zu sammeln. Er kam hiebei auf seine Jugend, und da er in einer freudigeren und erregteren Stimmung war, als sonst, so erzählte er mir ausführlich, wie er dieselbe verlebt habe. Er stellte mir dar, wie er sich die Mit¬ tel, um etwas lernen zu können, selber habe verschaf¬ fen müssen, und wie ihm sein älterer Bruder, der ein sehr begabter Mensch gewesen wäre, hierin zwar ein wenig aber in der That sehr wenig habe beistehen
häuslichen Einrichtungen über ihren Staat ihre Kunſt und über die Geſtalt und Beſchaffenheit ihres Landes und ihrer Meere geſprochen. Ich wurde zu dieſen Beſchäftigungen in dieſem Winter weit öfter zu der Fürſtin eingeladen, als es früher der Fall geweſen war. Der Frühling und die Zeit, in welcher man wieder den Landaufenthalt zu ſuchen pflegt, kam uns zu früh, wir verabredeten noch, was wir in dem nächſten Winter vorzunehmen gedächten, und die Für¬ ſtin beurlaubte mich mit vieler und ſehr gewinnender Freundlichkeit.
Die Beſchäftigungen im Kreiſe unſerer Familie beſtanden jezt in ſehr häufigen Geſprächen zwiſchen dem Vater und mir über die Kunſt und über Bü¬ cher. Er erzählte mir, wie er dazu gekommen wäre, Bilder lieb zu gewinnen, und ſich Bilder zu ſammeln. Er kam hiebei auf ſeine Jugend, und da er in einer freudigeren und erregteren Stimmung war, als ſonſt, ſo erzählte er mir ausführlich, wie er dieſelbe verlebt habe. Er ſtellte mir dar, wie er ſich die Mit¬ tel, um etwas lernen zu können, ſelber habe verſchaf¬ fen müſſen, und wie ihm ſein älterer Bruder, der ein ſehr begabter Menſch geweſen wäre, hierin zwar ein wenig aber in der That ſehr wenig habe beiſtehen
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[271/0285]
häuslichen Einrichtungen über ihren Staat ihre Kunſt
und über die Geſtalt und Beſchaffenheit ihres Landes
und ihrer Meere geſprochen. Ich wurde zu dieſen
Beſchäftigungen in dieſem Winter weit öfter zu der
Fürſtin eingeladen, als es früher der Fall geweſen
war. Der Frühling und die Zeit, in welcher man
wieder den Landaufenthalt zu ſuchen pflegt, kam uns
zu früh, wir verabredeten noch, was wir in dem
nächſten Winter vorzunehmen gedächten, und die Für¬
ſtin beurlaubte mich mit vieler und ſehr gewinnender
Freundlichkeit.
Die Beſchäftigungen im Kreiſe unſerer Familie
beſtanden jezt in ſehr häufigen Geſprächen zwiſchen
dem Vater und mir über die Kunſt und über Bü¬
cher. Er erzählte mir, wie er dazu gekommen wäre,
Bilder lieb zu gewinnen, und ſich Bilder zu ſammeln.
Er kam hiebei auf ſeine Jugend, und da er in einer
freudigeren und erregteren Stimmung war, als
ſonſt, ſo erzählte er mir ausführlich, wie er dieſelbe
verlebt habe. Er ſtellte mir dar, wie er ſich die Mit¬
tel, um etwas lernen zu können, ſelber habe verſchaf¬
fen müſſen, und wie ihm ſein älterer Bruder, der ein
ſehr begabter Menſch geweſen wäre, hierin zwar ein
wenig aber in der That ſehr wenig habe beiſtehen
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/285>, abgerufen am 22.11.2024.
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