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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Malereien zeigen möchte, deren Wahl ich selber vor¬
nehmen könne, wenn ich schon nicht alle vor ihre
Augen bringen wollte. Ich sagte, daß alle wohl zu
viel wären, namentlich, da ich in erster Zeit so viele
blos naturwissenschaftliche Zeichnungen gemacht habe,
und daß ich selber die Gränze nicht angeben könne,
wo die naturwissenschaftlichen Zeichnungen in die
künstlerisch angelegten übergingen. Ich würde aus
allen Zeitabschnitten etwas auswählen, und es ihr
bringen. Es wurde ein Tag bestimmt, an welchem
ich zur Mittagszeit zu ihr kommen sollte.

Ich kam an dem Tage, es war niemand als die
Vorleserin zugegen, und es wurde der Befehl gegeben,
niemanden vorzulassen; denn ihr allein hätte ich ja
die Zeichnungen gebracht, nicht jedem fremden Auge,
das dazu käme. Sie sah alle Blätter an, und billigte
alle, besonders erregten naturwissenschaftliche Pflan¬
zenzeichnungen ihre Aufmerksamkeit, weil sie sich viel
mit Pflanzenkunde beschäftigt hatte, noch jezt Antheil
an dieser Wissenschaft nahm, und sie besonders bei
ihren Landaufenthalten pflegte. Sie freute sich an der
Genauigkeit der Abbildungen, und sagte mir ganz
richtig, welche den Urbildern am meisten entsprächen.
Nach diesen Pflanzenzeichnungen sagten ihr am mei¬

Malereien zeigen möchte, deren Wahl ich ſelber vor¬
nehmen könne, wenn ich ſchon nicht alle vor ihre
Augen bringen wollte. Ich ſagte, daß alle wohl zu
viel wären, namentlich, da ich in erſter Zeit ſo viele
blos naturwiſſenſchaftliche Zeichnungen gemacht habe,
und daß ich ſelber die Gränze nicht angeben könne,
wo die naturwiſſenſchaftlichen Zeichnungen in die
künſtleriſch angelegten übergingen. Ich würde aus
allen Zeitabſchnitten etwas auswählen, und es ihr
bringen. Es wurde ein Tag beſtimmt, an welchem
ich zur Mittagszeit zu ihr kommen ſollte.

Ich kam an dem Tage, es war niemand als die
Vorleſerin zugegen, und es wurde der Befehl gegeben,
niemanden vorzulaſſen; denn ihr allein hätte ich ja
die Zeichnungen gebracht, nicht jedem fremden Auge,
das dazu käme. Sie ſah alle Blätter an, und billigte
alle, beſonders erregten naturwiſſenſchaftliche Pflan¬
zenzeichnungen ihre Aufmerkſamkeit, weil ſie ſich viel
mit Pflanzenkunde beſchäftigt hatte, noch jezt Antheil
an dieſer Wiſſenſchaft nahm, und ſie beſonders bei
ihren Landaufenthalten pflegte. Sie freute ſich an der
Genauigkeit der Abbildungen, und ſagte mir ganz
richtig, welche den Urbildern am meiſten entſprächen.
Nach dieſen Pflanzenzeichnungen ſagten ihr am mei¬

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[266/0280] Malereien zeigen möchte, deren Wahl ich ſelber vor¬ nehmen könne, wenn ich ſchon nicht alle vor ihre Augen bringen wollte. Ich ſagte, daß alle wohl zu viel wären, namentlich, da ich in erſter Zeit ſo viele blos naturwiſſenſchaftliche Zeichnungen gemacht habe, und daß ich ſelber die Gränze nicht angeben könne, wo die naturwiſſenſchaftlichen Zeichnungen in die künſtleriſch angelegten übergingen. Ich würde aus allen Zeitabſchnitten etwas auswählen, und es ihr bringen. Es wurde ein Tag beſtimmt, an welchem ich zur Mittagszeit zu ihr kommen ſollte. Ich kam an dem Tage, es war niemand als die Vorleſerin zugegen, und es wurde der Befehl gegeben, niemanden vorzulaſſen; denn ihr allein hätte ich ja die Zeichnungen gebracht, nicht jedem fremden Auge, das dazu käme. Sie ſah alle Blätter an, und billigte alle, beſonders erregten naturwiſſenſchaftliche Pflan¬ zenzeichnungen ihre Aufmerkſamkeit, weil ſie ſich viel mit Pflanzenkunde beſchäftigt hatte, noch jezt Antheil an dieſer Wiſſenſchaft nahm, und ſie beſonders bei ihren Landaufenthalten pflegte. Sie freute ſich an der Genauigkeit der Abbildungen, und ſagte mir ganz richtig, welche den Urbildern am meiſten entſprächen. Nach dieſen Pflanzenzeichnungen ſagten ihr am mei¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/280>, abgerufen am 25.11.2024.