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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Schlucht hinab ziehen, und die Baumwipfel, welche
aus der Schlucht herauf sehen, hat man unmittelbar
vor Augen. In Ebenen eilt man schnell vorbei. Hier
ist gerade so eine Schlucht, wie ich sprach."

Wir blieben ein Weilchen stehen, und sahen in
die Schlucht hinab. Beide sprachen wir gar nichts.
Endlich fragte ich sie, woher sie denn wisse, daß ich
die spanische Sprache lerne.

"Unser Gastfreund hat es uns gesagt," erwiederte
sie, "er hat uns auch gesagt, daß ihr Calderon leset."
Nach diesen Worten gingen wir weiter. Die an¬
dere Gesellschaft, welche vor uns gewesen war, blieb
im Gespräche stehen, und wir erreichten sie. Die Ge¬
spräche wurden allgemeiner, und betrafen meistens
die Gegenstände, welche man eben entweder in näch¬
ster Nähe oder in großer Entfernung sah.

Weil nach Untergang der Sonne gleich große
Kühle eintrat, und unsere Reise nicht den Zweck
hatte, große Strecken zurück zu legen, sondern das zu
genießen, was die Zeit und der Weg bothen, so
wurde, als die Sonne hinter den Waldsäumen hinab
sank, Halt gemacht, und die Nachtherberge bezogen.
Die Eintheilung war schon so gemacht worden, daß
wir zu dieser Zeit in einem größeren Orte eintrafen.

Schlucht hinab ziehen, und die Baumwipfel, welche
aus der Schlucht herauf ſehen, hat man unmittelbar
vor Augen. In Ebenen eilt man ſchnell vorbei. Hier
iſt gerade ſo eine Schlucht, wie ich ſprach.“

Wir blieben ein Weilchen ſtehen, und ſahen in
die Schlucht hinab. Beide ſprachen wir gar nichts.
Endlich fragte ich ſie, woher ſie denn wiſſe, daß ich
die ſpaniſche Sprache lerne.

„Unſer Gaſtfreund hat es uns geſagt,“ erwiederte
ſie, „er hat uns auch geſagt, daß ihr Calderon leſet.“
Nach dieſen Worten gingen wir weiter. Die an¬
dere Geſellſchaft, welche vor uns geweſen war, blieb
im Geſpräche ſtehen, und wir erreichten ſie. Die Ge¬
ſpräche wurden allgemeiner, und betrafen meiſtens
die Gegenſtände, welche man eben entweder in näch¬
ſter Nähe oder in großer Entfernung ſah.

Weil nach Untergang der Sonne gleich große
Kühle eintrat, und unſere Reiſe nicht den Zweck
hatte, große Strecken zurück zu legen, ſondern das zu
genießen, was die Zeit und der Weg bothen, ſo
wurde, als die Sonne hinter den Waldſäumen hinab
ſank, Halt gemacht, und die Nachtherberge bezogen.
Die Eintheilung war ſchon ſo gemacht worden, daß
wir zu dieſer Zeit in einem größeren Orte eintrafen.

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[214/0228] Schlucht hinab ziehen, und die Baumwipfel, welche aus der Schlucht herauf ſehen, hat man unmittelbar vor Augen. In Ebenen eilt man ſchnell vorbei. Hier iſt gerade ſo eine Schlucht, wie ich ſprach.“ Wir blieben ein Weilchen ſtehen, und ſahen in die Schlucht hinab. Beide ſprachen wir gar nichts. Endlich fragte ich ſie, woher ſie denn wiſſe, daß ich die ſpaniſche Sprache lerne. „Unſer Gaſtfreund hat es uns geſagt,“ erwiederte ſie, „er hat uns auch geſagt, daß ihr Calderon leſet.“ Nach dieſen Worten gingen wir weiter. Die an¬ dere Geſellſchaft, welche vor uns geweſen war, blieb im Geſpräche ſtehen, und wir erreichten ſie. Die Ge¬ ſpräche wurden allgemeiner, und betrafen meiſtens die Gegenſtände, welche man eben entweder in näch¬ ſter Nähe oder in großer Entfernung ſah. Weil nach Untergang der Sonne gleich große Kühle eintrat, und unſere Reiſe nicht den Zweck hatte, große Strecken zurück zu legen, ſondern das zu genießen, was die Zeit und der Weg bothen, ſo wurde, als die Sonne hinter den Waldſäumen hinab ſank, Halt gemacht, und die Nachtherberge bezogen. Die Eintheilung war ſchon ſo gemacht worden, daß wir zu dieſer Zeit in einem größeren Orte eintrafen.

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/228>, abgerufen am 24.11.2024.