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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857.

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Höhe; denn der Plaz wurde auch zu Tänzen benüzt,
und war an den Stellen, die keine Wand hatten, mit
Schlinggewächsen und Trauben begrenzt, an andern
war er offen, und blickte über Mirten Lorber Eichen
auf die blauen Berge und den heiteren Himmel dieses
Landes hinaus. Gedeckt waren nur Theile des Rau¬
mes, besonders dort, wo die Gestalten standen. Diese
hatten Dächer über sich wie die niedlichen Täfelchen,
welche italienische Mädchen auf dem Kopfe tragen.
Im Übrigen war die Bedeckung das Gezelt des Him¬
mels. Mich brachte ein günstiger Zufall nach Cumä
und zu diesem Ballplaze, auf dem sich eben junges
Volk belustigte. Gegen Abend, da sie nach Hause ge¬
gangen waren, besichtigte ich das Mauerwerk, wel¬
ches aus Resten alter Kunstbauten bestand, und die
Gestalten, welche sämmtlich aus Gips waren, wie
sie in Italien so häufig alten edlen Kunstwerken nach¬
gebildet werden. Den Herkules kannte ich insbeson¬
dere sehr gut, nur war er hier viel kleiner gebildet.
Die Büste des Mädchens -- für eine solche hielt ich
die Gestalt -- war mir unbekannt; allein sie gefiel
mir sehr. Da ich mich über die reizende Lage dieses
Pläzchens aussprach, sagte die Besizerin, eine wahr¬
haftige altrömische Sibille, es werde hier in Kurzem

Höhe; denn der Plaz wurde auch zu Tänzen benüzt,
und war an den Stellen, die keine Wand hatten, mit
Schlinggewächſen und Trauben begrenzt, an andern
war er offen, und blickte über Mirten Lorber Eichen
auf die blauen Berge und den heiteren Himmel dieſes
Landes hinaus. Gedeckt waren nur Theile des Rau¬
mes, beſonders dort, wo die Geſtalten ſtanden. Dieſe
hatten Dächer über ſich wie die niedlichen Täfelchen,
welche italieniſche Mädchen auf dem Kopfe tragen.
Im Übrigen war die Bedeckung das Gezelt des Him¬
mels. Mich brachte ein günſtiger Zufall nach Cumä
und zu dieſem Ballplaze, auf dem ſich eben junges
Volk beluſtigte. Gegen Abend, da ſie nach Hauſe ge¬
gangen waren, beſichtigte ich das Mauerwerk, wel¬
ches aus Reſten alter Kunſtbauten beſtand, und die
Geſtalten, welche ſämmtlich aus Gips waren, wie
ſie in Italien ſo häufig alten edlen Kunſtwerken nach¬
gebildet werden. Den Herkules kannte ich insbeſon¬
dere ſehr gut, nur war er hier viel kleiner gebildet.
Die Büſte des Mädchens — für eine ſolche hielt ich
die Geſtalt — war mir unbekannt; allein ſie gefiel
mir ſehr. Da ich mich über die reizende Lage dieſes
Pläzchens ausſprach, ſagte die Beſizerin, eine wahr¬
haftige altrömiſche Sibille, es werde hier in Kurzem

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[110/0124] Höhe; denn der Plaz wurde auch zu Tänzen benüzt, und war an den Stellen, die keine Wand hatten, mit Schlinggewächſen und Trauben begrenzt, an andern war er offen, und blickte über Mirten Lorber Eichen auf die blauen Berge und den heiteren Himmel dieſes Landes hinaus. Gedeckt waren nur Theile des Rau¬ mes, beſonders dort, wo die Geſtalten ſtanden. Dieſe hatten Dächer über ſich wie die niedlichen Täfelchen, welche italieniſche Mädchen auf dem Kopfe tragen. Im Übrigen war die Bedeckung das Gezelt des Him¬ mels. Mich brachte ein günſtiger Zufall nach Cumä und zu dieſem Ballplaze, auf dem ſich eben junges Volk beluſtigte. Gegen Abend, da ſie nach Hauſe ge¬ gangen waren, beſichtigte ich das Mauerwerk, wel¬ ches aus Reſten alter Kunſtbauten beſtand, und die Geſtalten, welche ſämmtlich aus Gips waren, wie ſie in Italien ſo häufig alten edlen Kunſtwerken nach¬ gebildet werden. Den Herkules kannte ich insbeſon¬ dere ſehr gut, nur war er hier viel kleiner gebildet. Die Büſte des Mädchens — für eine ſolche hielt ich die Geſtalt — war mir unbekannt; allein ſie gefiel mir ſehr. Da ich mich über die reizende Lage dieſes Pläzchens ausſprach, ſagte die Beſizerin, eine wahr¬ haftige altrömiſche Sibille, es werde hier in Kurzem

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 2. Pesth, 1857, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer02_1857/124>, abgerufen am 23.11.2024.