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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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lange her zwischen meinem Gastfreunde und dem
Pfarrer das Verhältniß, daß mein Gastfreund dem
Pfarrer Pflanzen gab, womit dieser seinen Garten
zieren wollte, den er theils neu um das Pfarrhaus
angelegt, theils erweitert hatte.

Unter allen aber schien Mathilde die Rosen am
meisten zu lieben. Sie mußte überhaupt die Blumen
sehr lieben; denn auf den Blumentischen in ihren
Zimmern standen stets die schönsten und frischesten des
Gartens, auch wurde gerne auf dem Tische, an wel¬
chem wir speisten, eine Gruppe von Gartentöpfen mit
ihren Blumen zusammengestellt. Abgebrochen oder
abgeschnitten und in Gläser mit Wasser gestellt durf¬
ten in diesem Hause keine Blumen werden, außer sie
waren welk, so daß man sie entfernen mußte. Den
Rosen aber wendete sie ihr meistes Augenmerk zu.
Nicht nur ging sie zu denen, welche im Garten in
Sträuchen Bäumchen und Gruppen standen, und be¬
kümmerte sich um ihre Hegung und Pflege, sondern
sie besuchte auch ganz allein, wie ich schon früher be¬
merkt hatte, die, welche an der Wand des Hauses
blühten. Oft stand sie lange davor, und betrachtete
sie. Zuweilen holte sie sich einen Schemel, stieg auf
ihn, und ordnete in den Zweigen. Sie nahm entwe¬

lange her zwiſchen meinem Gaſtfreunde und dem
Pfarrer das Verhältniß, daß mein Gaſtfreund dem
Pfarrer Pflanzen gab, womit dieſer ſeinen Garten
zieren wollte, den er theils neu um das Pfarrhaus
angelegt, theils erweitert hatte.

Unter allen aber ſchien Mathilde die Roſen am
meiſten zu lieben. Sie mußte überhaupt die Blumen
ſehr lieben; denn auf den Blumentiſchen in ihren
Zimmern ſtanden ſtets die ſchönſten und friſcheſten des
Gartens, auch wurde gerne auf dem Tiſche, an wel¬
chem wir ſpeiſten, eine Gruppe von Gartentöpfen mit
ihren Blumen zuſammengeſtellt. Abgebrochen oder
abgeſchnitten und in Gläſer mit Waſſer geſtellt durf¬
ten in dieſem Hauſe keine Blumen werden, außer ſie
waren welk, ſo daß man ſie entfernen mußte. Den
Roſen aber wendete ſie ihr meiſtes Augenmerk zu.
Nicht nur ging ſie zu denen, welche im Garten in
Sträuchen Bäumchen und Gruppen ſtanden, und be¬
kümmerte ſich um ihre Hegung und Pflege, ſondern
ſie beſuchte auch ganz allein, wie ich ſchon früher be¬
merkt hatte, die, welche an der Wand des Hauſes
blühten. Oft ſtand ſie lange davor, und betrachtete
ſie. Zuweilen holte ſie ſich einen Schemel, ſtieg auf
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[418/0432] lange her zwiſchen meinem Gaſtfreunde und dem Pfarrer das Verhältniß, daß mein Gaſtfreund dem Pfarrer Pflanzen gab, womit dieſer ſeinen Garten zieren wollte, den er theils neu um das Pfarrhaus angelegt, theils erweitert hatte. Unter allen aber ſchien Mathilde die Roſen am meiſten zu lieben. Sie mußte überhaupt die Blumen ſehr lieben; denn auf den Blumentiſchen in ihren Zimmern ſtanden ſtets die ſchönſten und friſcheſten des Gartens, auch wurde gerne auf dem Tiſche, an wel¬ chem wir ſpeiſten, eine Gruppe von Gartentöpfen mit ihren Blumen zuſammengeſtellt. Abgebrochen oder abgeſchnitten und in Gläſer mit Waſſer geſtellt durf¬ ten in dieſem Hauſe keine Blumen werden, außer ſie waren welk, ſo daß man ſie entfernen mußte. Den Roſen aber wendete ſie ihr meiſtes Augenmerk zu. Nicht nur ging ſie zu denen, welche im Garten in Sträuchen Bäumchen und Gruppen ſtanden, und be¬ kümmerte ſich um ihre Hegung und Pflege, ſondern ſie beſuchte auch ganz allein, wie ich ſchon früher be¬ merkt hatte, die, welche an der Wand des Hauſes blühten. Oft ſtand ſie lange davor, und betrachtete ſie. Zuweilen holte ſie ſich einen Schemel, ſtieg auf ihn, und ordnete in den Zweigen. Sie nahm entwe¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/432>, abgerufen am 22.11.2024.