an demselben Tische, und bewegten sich in demselben Zimmer, wirklich zwei Abtheilungen von Menschen.
Daraus, daß sie gerade zur Rosenblüthe herauf gefahren waren, erkannte ich, daß die Nachbarn mei¬ nes Gastfreundes nicht blos um seine Vorliebe für diese Blumen wußten, sondern daß sie etwa auch An¬ theil daran nahmen.
Es wurde nach dem Essen nicht mehr ein Spa¬ ziergang gemacht, wie in diesen Tagen, sondern man blieb in Gesprächen bei einander, und ging später, als es sonst in diesem Hause gebräuchlich war, zur Ruhe.
Am anderen Morgen wurde das Frühmahl in dem Garten eingenommen, und nachdem man sich noch eine Weile in dem Gewächshause aufgehalten hatte, fuhren die Gäste mit der wiederholt vorge¬ brachten Bitte fort, sie doch auch recht bald auf ihrem Gute zu besuchen, was zugesagt wurde.
Nach dieser Unterbrechung gingen die Tage auf dem Rosenhause dahin, wie sie seit der Ankunft der Frauen dahin gegangen waren. Die Zeit, welche jedes frei hatte, brachten wir wieder öfter gemein¬ schaftlich zu. Ich wurde nicht selten in diesen Zeiten ausdrücklich zur Gesellschaft geladen. Natalie hatte
an demſelben Tiſche, und bewegten ſich in demſelben Zimmer, wirklich zwei Abtheilungen von Menſchen.
Daraus, daß ſie gerade zur Roſenblüthe herauf gefahren waren, erkannte ich, daß die Nachbarn mei¬ nes Gaſtfreundes nicht blos um ſeine Vorliebe für dieſe Blumen wußten, ſondern daß ſie etwa auch An¬ theil daran nahmen.
Es wurde nach dem Eſſen nicht mehr ein Spa¬ ziergang gemacht, wie in dieſen Tagen, ſondern man blieb in Geſprächen bei einander, und ging ſpäter, als es ſonſt in dieſem Hauſe gebräuchlich war, zur Ruhe.
Am anderen Morgen wurde das Frühmahl in dem Garten eingenommen, und nachdem man ſich noch eine Weile in dem Gewächshauſe aufgehalten hatte, fuhren die Gäſte mit der wiederholt vorge¬ brachten Bitte fort, ſie doch auch recht bald auf ihrem Gute zu beſuchen, was zugeſagt wurde.
Nach dieſer Unterbrechung gingen die Tage auf dem Roſenhauſe dahin, wie ſie ſeit der Ankunft der Frauen dahin gegangen waren. Die Zeit, welche jedes frei hatte, brachten wir wieder öfter gemein¬ ſchaftlich zu. Ich wurde nicht ſelten in dieſen Zeiten ausdrücklich zur Geſellſchaft geladen. Natalie hatte
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0424"n="410"/>
an demſelben Tiſche, und bewegten ſich in demſelben<lb/>
Zimmer, wirklich zwei Abtheilungen von Menſchen.</p><lb/><p>Daraus, daß ſie gerade zur Roſenblüthe herauf<lb/>
gefahren waren, erkannte ich, daß die Nachbarn mei¬<lb/>
nes Gaſtfreundes nicht blos um ſeine Vorliebe für<lb/>
dieſe Blumen wußten, ſondern daß ſie etwa auch An¬<lb/>
theil daran nahmen.</p><lb/><p>Es wurde nach dem Eſſen nicht mehr ein Spa¬<lb/>
ziergang gemacht, wie in dieſen Tagen, ſondern man<lb/>
blieb in Geſprächen bei einander, und ging ſpäter,<lb/>
als es ſonſt in dieſem Hauſe gebräuchlich war, zur<lb/>
Ruhe.</p><lb/><p>Am anderen Morgen wurde das Frühmahl in<lb/>
dem Garten eingenommen, und nachdem man ſich<lb/>
noch eine Weile in dem Gewächshauſe aufgehalten<lb/>
hatte, fuhren die Gäſte mit der wiederholt vorge¬<lb/>
brachten Bitte fort, ſie doch auch recht bald auf ihrem<lb/>
Gute zu beſuchen, was zugeſagt wurde.</p><lb/><p>Nach dieſer Unterbrechung gingen die Tage auf<lb/>
dem Roſenhauſe dahin, wie ſie ſeit der Ankunft der<lb/>
Frauen dahin gegangen waren. Die Zeit, welche<lb/>
jedes frei hatte, brachten wir wieder öfter gemein¬<lb/>ſchaftlich zu. Ich wurde nicht ſelten in dieſen Zeiten<lb/>
ausdrücklich zur Geſellſchaft geladen. Natalie hatte<lb/></p></div></body></text></TEI>
[410/0424]
an demſelben Tiſche, und bewegten ſich in demſelben
Zimmer, wirklich zwei Abtheilungen von Menſchen.
Daraus, daß ſie gerade zur Roſenblüthe herauf
gefahren waren, erkannte ich, daß die Nachbarn mei¬
nes Gaſtfreundes nicht blos um ſeine Vorliebe für
dieſe Blumen wußten, ſondern daß ſie etwa auch An¬
theil daran nahmen.
Es wurde nach dem Eſſen nicht mehr ein Spa¬
ziergang gemacht, wie in dieſen Tagen, ſondern man
blieb in Geſprächen bei einander, und ging ſpäter,
als es ſonſt in dieſem Hauſe gebräuchlich war, zur
Ruhe.
Am anderen Morgen wurde das Frühmahl in
dem Garten eingenommen, und nachdem man ſich
noch eine Weile in dem Gewächshauſe aufgehalten
hatte, fuhren die Gäſte mit der wiederholt vorge¬
brachten Bitte fort, ſie doch auch recht bald auf ihrem
Gute zu beſuchen, was zugeſagt wurde.
Nach dieſer Unterbrechung gingen die Tage auf
dem Roſenhauſe dahin, wie ſie ſeit der Ankunft der
Frauen dahin gegangen waren. Die Zeit, welche
jedes frei hatte, brachten wir wieder öfter gemein¬
ſchaftlich zu. Ich wurde nicht ſelten in dieſen Zeiten
ausdrücklich zur Geſellſchaft geladen. Natalie hatte
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/424>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.