lichen Strohhut. Eustach schien in seiner Kleidung niemanden nachzuahmen, sondern sie selbst zu wählen. Er ging auch in gestreiftem Linnen, meistens rostbraun mit grau oder weiß; aber die Streifen waren fast handbreit, oder es hatte der ganze Stoff nur zwei Farben, die Hälfte des Längenblattes braun die Hälfte weiß. Oft hatte er einen Strohhut oft gar nichts auf dem Haupte. Seine Arbeiter hatten ähnliche Anzüge, auf denen selten ein Schmuzfleck zu sehen war; denn bei der Arbeit hatten sie große grüne Schürzen um. Unter allen diesen Leuten hoben sich der Gärtner und die Gärtnerin heraus, welche blos schneeweiß gingen.
Ich zeigte meinem Gastfreunde und Eustach die Zeichnung, welche ich von dem Standbilde in der Mauernische gemacht hatte. Sie freuten sich, daß ich auf derlei Dinge aufmerksam sei, und sagten, daß sie dasselbe Bild auch unter ihren Zeichnungen hätten, nur daß es jezt mit mehreren anderen Blättern außer Hause sei.
Ich betrachtete nun alles, was mir in dem Gar¬ ten und auf dem Felde im vorigen Jahre in derselben Jahreszeit merkwürdig gewesen war. Die Blätter der Bäume die Blätter des Kohles und die von anderen Gewächsen waren vom Raupenfraße frei, und nicht
lichen Strohhut. Euſtach ſchien in ſeiner Kleidung niemanden nachzuahmen, ſondern ſie ſelbſt zu wählen. Er ging auch in geſtreiftem Linnen, meiſtens roſtbraun mit grau oder weiß; aber die Streifen waren faſt handbreit, oder es hatte der ganze Stoff nur zwei Farben, die Hälfte des Längenblattes braun die Hälfte weiß. Oft hatte er einen Strohhut oft gar nichts auf dem Haupte. Seine Arbeiter hatten ähnliche Anzüge, auf denen ſelten ein Schmuzfleck zu ſehen war; denn bei der Arbeit hatten ſie große grüne Schürzen um. Unter allen dieſen Leuten hoben ſich der Gärtner und die Gärtnerin heraus, welche blos ſchneeweiß gingen.
Ich zeigte meinem Gaſtfreunde und Euſtach die Zeichnung, welche ich von dem Standbilde in der Mauerniſche gemacht hatte. Sie freuten ſich, daß ich auf derlei Dinge aufmerkſam ſei, und ſagten, daß ſie dasſelbe Bild auch unter ihren Zeichnungen hätten, nur daß es jezt mit mehreren anderen Blättern außer Hauſe ſei.
Ich betrachtete nun alles, was mir in dem Gar¬ ten und auf dem Felde im vorigen Jahre in derſelben Jahreszeit merkwürdig geweſen war. Die Blätter der Bäume die Blätter des Kohles und die von anderen Gewächſen waren vom Raupenfraße frei, und nicht
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[368/0382]
lichen Strohhut. Euſtach ſchien in ſeiner Kleidung
niemanden nachzuahmen, ſondern ſie ſelbſt zu wählen.
Er ging auch in geſtreiftem Linnen, meiſtens roſtbraun
mit grau oder weiß; aber die Streifen waren faſt
handbreit, oder es hatte der ganze Stoff nur zwei
Farben, die Hälfte des Längenblattes braun die Hälfte
weiß. Oft hatte er einen Strohhut oft gar nichts auf
dem Haupte. Seine Arbeiter hatten ähnliche Anzüge,
auf denen ſelten ein Schmuzfleck zu ſehen war; denn
bei der Arbeit hatten ſie große grüne Schürzen um.
Unter allen dieſen Leuten hoben ſich der Gärtner und
die Gärtnerin heraus, welche blos ſchneeweiß gingen.
Ich zeigte meinem Gaſtfreunde und Euſtach die
Zeichnung, welche ich von dem Standbilde in der
Mauerniſche gemacht hatte. Sie freuten ſich, daß ich
auf derlei Dinge aufmerkſam ſei, und ſagten, daß ſie
dasſelbe Bild auch unter ihren Zeichnungen hätten,
nur daß es jezt mit mehreren anderen Blättern außer
Hauſe ſei.
Ich betrachtete nun alles, was mir in dem Gar¬
ten und auf dem Felde im vorigen Jahre in derſelben
Jahreszeit merkwürdig geweſen war. Die Blätter der
Bäume die Blätter des Kohles und die von anderen
Gewächſen waren vom Raupenfraße frei, und nicht
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/382>, abgerufen am 22.11.2024.
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