Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

Bild:
<< vorherige Seite

unter den ersten aus dem Boden hervor wagt, und
beachtet sorgsam sein Gedeihen, bis ihrer so viele
sind, daß man nicht mehr nach ihnen sieht, daß man
nicht mehr daran denkt, wie mühevoll sie hervor ge¬
kommen sind, ja daß man Heu aus ihnen macht, und
gar nicht darauf achtet, daß sie in diesem Jahre erst
geworden sind, sondern thut, als ständen sie von jeher
auf dem Plaze."

Man hatte mir eine eigene Wohnung machen
lassen, und führte mich in dieselbe ein. Es waren zwei
Zimmer am Anfange des Ganges der Gastzimmer,
welche man durch eine neugebrochene Thür zu einer
einzigen Wohnung gemacht hatte. Das eine war be¬
deutend groß, und hatte ursprünglich die Bestimmung
gehabt, mehrere Personen zugleich zu beherbergen.
Es war jezt ausgeleert, an seinen Wänden standen
Tische und Gestelle herum, so wie in seiner Mitte ein
langer Tisch angebracht war, damit ich meine Sa¬
chen, die ich etwa von dem Gebirge brächte, ausbrei¬
ten könnte. Das zweite Zimmer war kleiner, und war
zu meinem Schlaf- und Wohngemache hergerichtet.
Der alte Mann reichte mir die Schlüssel zu dieser
Wohnung. Auch zeigte man mir in der leichten ge¬
mauerten Hütte, die nicht weit hinter der Schreinerei

unter den erſten aus dem Boden hervor wagt, und
beachtet ſorgſam ſein Gedeihen, bis ihrer ſo viele
ſind, daß man nicht mehr nach ihnen ſieht, daß man
nicht mehr daran denkt, wie mühevoll ſie hervor ge¬
kommen ſind, ja daß man Heu aus ihnen macht, und
gar nicht darauf achtet, daß ſie in dieſem Jahre erſt
geworden ſind, ſondern thut, als ſtänden ſie von jeher
auf dem Plaze.“

Man hatte mir eine eigene Wohnung machen
laſſen, und führte mich in dieſelbe ein. Es waren zwei
Zimmer am Anfange des Ganges der Gaſtzimmer,
welche man durch eine neugebrochene Thür zu einer
einzigen Wohnung gemacht hatte. Das eine war be¬
deutend groß, und hatte urſprünglich die Beſtimmung
gehabt, mehrere Perſonen zugleich zu beherbergen.
Es war jezt ausgeleert, an ſeinen Wänden ſtanden
Tiſche und Geſtelle herum, ſo wie in ſeiner Mitte ein
langer Tiſch angebracht war, damit ich meine Sa¬
chen, die ich etwa von dem Gebirge brächte, ausbrei¬
ten könnte. Das zweite Zimmer war kleiner, und war
zu meinem Schlaf- und Wohngemache hergerichtet.
Der alte Mann reichte mir die Schlüſſel zu dieſer
Wohnung. Auch zeigte man mir in der leichten ge¬
mauerten Hütte, die nicht weit hinter der Schreinerei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0377" n="363"/>
unter den er&#x017F;ten aus dem Boden hervor wagt, und<lb/>
beachtet &#x017F;org&#x017F;am &#x017F;ein Gedeihen, bis ihrer &#x017F;o viele<lb/>
&#x017F;ind, daß man nicht mehr nach ihnen &#x017F;ieht, daß man<lb/>
nicht mehr daran denkt, wie mühevoll &#x017F;ie hervor ge¬<lb/>
kommen &#x017F;ind, ja daß man Heu aus ihnen macht, und<lb/>
gar nicht darauf achtet, daß &#x017F;ie in die&#x017F;em Jahre er&#x017F;t<lb/>
geworden &#x017F;ind, &#x017F;ondern thut, als &#x017F;tänden &#x017F;ie von jeher<lb/>
auf dem Plaze.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Man hatte mir eine eigene Wohnung machen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en, und führte mich in die&#x017F;elbe ein. Es waren zwei<lb/>
Zimmer am Anfange des Ganges der Ga&#x017F;tzimmer,<lb/>
welche man durch eine neugebrochene Thür zu einer<lb/>
einzigen Wohnung gemacht hatte. Das eine war be¬<lb/>
deutend groß, und hatte ur&#x017F;prünglich die Be&#x017F;timmung<lb/>
gehabt, mehrere Per&#x017F;onen zugleich zu beherbergen.<lb/>
Es war jezt ausgeleert, an &#x017F;einen Wänden &#x017F;tanden<lb/>
Ti&#x017F;che und Ge&#x017F;telle herum, &#x017F;o wie in &#x017F;einer Mitte ein<lb/>
langer Ti&#x017F;ch angebracht war, damit ich meine Sa¬<lb/>
chen, die ich etwa von dem Gebirge brächte, ausbrei¬<lb/>
ten könnte. Das zweite Zimmer war kleiner, und war<lb/>
zu meinem Schlaf- und Wohngemache hergerichtet.<lb/>
Der alte Mann reichte mir die Schlü&#x017F;&#x017F;el zu die&#x017F;er<lb/>
Wohnung. Auch zeigte man mir in der leichten ge¬<lb/>
mauerten Hütte, die nicht weit hinter der Schreinerei<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[363/0377] unter den erſten aus dem Boden hervor wagt, und beachtet ſorgſam ſein Gedeihen, bis ihrer ſo viele ſind, daß man nicht mehr nach ihnen ſieht, daß man nicht mehr daran denkt, wie mühevoll ſie hervor ge¬ kommen ſind, ja daß man Heu aus ihnen macht, und gar nicht darauf achtet, daß ſie in dieſem Jahre erſt geworden ſind, ſondern thut, als ſtänden ſie von jeher auf dem Plaze.“ Man hatte mir eine eigene Wohnung machen laſſen, und führte mich in dieſelbe ein. Es waren zwei Zimmer am Anfange des Ganges der Gaſtzimmer, welche man durch eine neugebrochene Thür zu einer einzigen Wohnung gemacht hatte. Das eine war be¬ deutend groß, und hatte urſprünglich die Beſtimmung gehabt, mehrere Perſonen zugleich zu beherbergen. Es war jezt ausgeleert, an ſeinen Wänden ſtanden Tiſche und Geſtelle herum, ſo wie in ſeiner Mitte ein langer Tiſch angebracht war, damit ich meine Sa¬ chen, die ich etwa von dem Gebirge brächte, ausbrei¬ ten könnte. Das zweite Zimmer war kleiner, und war zu meinem Schlaf- und Wohngemache hergerichtet. Der alte Mann reichte mir die Schlüſſel zu dieſer Wohnung. Auch zeigte man mir in der leichten ge¬ mauerten Hütte, die nicht weit hinter der Schreinerei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/377
Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/377>, abgerufen am 22.07.2024.