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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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lern sich die kleinen Knospen der Rosen zu zeigen an¬
fingen, und selbst an dem Hagedorn, der in Feldge¬
hegen oder an Gebirgssteinen wuchs, die Bällchen
zu der schönen aber einfachen Blume sich entwickelten,
die die Ahnfrau unserer Rosen ist. Ich beschloß da¬
her, meine Reise in das Rosenhaus anzutreten. Ich
habe mich kaum mit größerem Vergnügen nach einem
langen Sommer zur Heimreise vorbereitet, als ich
mich jezt nach einer wohlgeordneten Arbeit zu dem
Besuche im Rosenhause anschickte, um dort eine Weile
einen angenehmen Landaufenthalt zu genießen.

Eines Nachmittages stieg ich zu dem Hause em¬
por, und fand die Rosen zwar nicht blühend aber so
überfüllt mit Knospen, daß in nicht mehr fernen Ta¬
gen eine reiche Blüthe zu erwarten war.

"Wie hat sich alles verändert," sagte ich zu dem
Besizer, nachdem ich ihn begrüßt hatte, "da ich im
Frühlinge von hier fortging, war noch alles öde, und
nun blättert blüht und duftet alles hier beinahe in
solcher Fülle wie im vorigen Jahre zu der Zeit, da
ich zum ersten Male in dieses Haus heraufkam."

"Ja," erwiederte er, "wir sind wie der reiche
Mann, der seine Schäze nicht zählen kann. Im Früh¬
linge kennt man jedes Gräschen persönlich, das sich

lern ſich die kleinen Knospen der Roſen zu zeigen an¬
fingen, und ſelbſt an dem Hagedorn, der in Feldge¬
hegen oder an Gebirgsſteinen wuchs, die Bällchen
zu der ſchönen aber einfachen Blume ſich entwickelten,
die die Ahnfrau unſerer Roſen iſt. Ich beſchloß da¬
her, meine Reiſe in das Roſenhaus anzutreten. Ich
habe mich kaum mit größerem Vergnügen nach einem
langen Sommer zur Heimreiſe vorbereitet, als ich
mich jezt nach einer wohlgeordneten Arbeit zu dem
Beſuche im Roſenhauſe anſchickte, um dort eine Weile
einen angenehmen Landaufenthalt zu genießen.

Eines Nachmittages ſtieg ich zu dem Hauſe em¬
por, und fand die Roſen zwar nicht blühend aber ſo
überfüllt mit Knospen, daß in nicht mehr fernen Ta¬
gen eine reiche Blüthe zu erwarten war.

„Wie hat ſich alles verändert,“ ſagte ich zu dem
Beſizer, nachdem ich ihn begrüßt hatte, „da ich im
Frühlinge von hier fortging, war noch alles öde, und
nun blättert blüht und duftet alles hier beinahe in
ſolcher Fülle wie im vorigen Jahre zu der Zeit, da
ich zum erſten Male in dieſes Haus heraufkam.“

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[362/0376] lern ſich die kleinen Knospen der Roſen zu zeigen an¬ fingen, und ſelbſt an dem Hagedorn, der in Feldge¬ hegen oder an Gebirgsſteinen wuchs, die Bällchen zu der ſchönen aber einfachen Blume ſich entwickelten, die die Ahnfrau unſerer Roſen iſt. Ich beſchloß da¬ her, meine Reiſe in das Roſenhaus anzutreten. Ich habe mich kaum mit größerem Vergnügen nach einem langen Sommer zur Heimreiſe vorbereitet, als ich mich jezt nach einer wohlgeordneten Arbeit zu dem Beſuche im Roſenhauſe anſchickte, um dort eine Weile einen angenehmen Landaufenthalt zu genießen. Eines Nachmittages ſtieg ich zu dem Hauſe em¬ por, und fand die Roſen zwar nicht blühend aber ſo überfüllt mit Knospen, daß in nicht mehr fernen Ta¬ gen eine reiche Blüthe zu erwarten war. „Wie hat ſich alles verändert,“ ſagte ich zu dem Beſizer, nachdem ich ihn begrüßt hatte, „da ich im Frühlinge von hier fortging, war noch alles öde, und nun blättert blüht und duftet alles hier beinahe in ſolcher Fülle wie im vorigen Jahre zu der Zeit, da ich zum erſten Male in dieſes Haus heraufkam.“ „Ja,“ erwiederte er, „wir ſind wie der reiche Mann, der ſeine Schäze nicht zählen kann. Im Früh¬ linge kennt man jedes Gräschen perſönlich, das ſich

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/376>, abgerufen am 23.11.2024.