nicht in der Schnelligkeit des Fahrens eine Ähnlich¬ keit getäuscht hat, selber gesehen habe, daß er im Oberlande eine Besizung hat, daß er wohlhabend sei, was mein Beherberger sein müsse, und daß er hohe Geistesgaben besize, die mein Beherberger auch zu haben scheine. Man beschloß, in dieser Sache nicht weiter zu forschen, da mein Beherberger mir seinen Namen nicht freiwillig genannt habe, und die Dinge so zu belassen, wie sie seien.
Außer diesen zwei Begebenheiten, die wenigstens für mich von Bedeutung waren, ereignete sich nichts in jenem Winter, was meine Aufmerksamkeit beson¬ ders in Anspruch genommen hätte. Ich war viel be¬ schäftigt, mußte oft Stunden der Nacht zu Hilfe neh¬ men, und so ging mir der Winter weit schneller vor¬ über, als es in früheren Jahren der Fall gewesen war. Im Allgemeinen aber befriedigten mich beson¬ ders die Hilfsmittel, die eine große Stadt zur Aus¬ bildung gibt, und die man sonst nicht leicht findet.
Als die Täge schon länger wurden, als die eigent¬ liche Stadtlust schon aufgehört hatte, und die stil¬ len Wochen der Fastenzeit liefen, fragte ich eines Ta¬ ges Preborn, weßhalb er mir denn die Gräfin Tarona nicht gezeigt habe, die er so liebe, die so schön sein
nicht in der Schnelligkeit des Fahrens eine Ähnlich¬ keit getäuſcht hat, ſelber geſehen habe, daß er im Oberlande eine Beſizung hat, daß er wohlhabend ſei, was mein Beherberger ſein müſſe, und daß er hohe Geiſtesgaben beſize, die mein Beherberger auch zu haben ſcheine. Man beſchloß, in dieſer Sache nicht weiter zu forſchen, da mein Beherberger mir ſeinen Namen nicht freiwillig genannt habe, und die Dinge ſo zu belaſſen, wie ſie ſeien.
Außer dieſen zwei Begebenheiten, die wenigſtens für mich von Bedeutung waren, ereignete ſich nichts in jenem Winter, was meine Aufmerkſamkeit beſon¬ ders in Anſpruch genommen hätte. Ich war viel be¬ ſchäftigt, mußte oft Stunden der Nacht zu Hilfe neh¬ men, und ſo ging mir der Winter weit ſchneller vor¬ über, als es in früheren Jahren der Fall geweſen war. Im Allgemeinen aber befriedigten mich beſon¬ ders die Hilfsmittel, die eine große Stadt zur Aus¬ bildung gibt, und die man ſonſt nicht leicht findet.
Als die Täge ſchon länger wurden, als die eigent¬ liche Stadtluſt ſchon aufgehört hatte, und die ſtil¬ len Wochen der Faſtenzeit liefen, fragte ich eines Ta¬ ges Preborn, weßhalb er mir denn die Gräfin Tarona nicht gezeigt habe, die er ſo liebe, die ſo ſchön ſein
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nicht in der Schnelligkeit des Fahrens eine Ähnlich¬
keit getäuſcht hat, ſelber geſehen habe, daß er im
Oberlande eine Beſizung hat, daß er wohlhabend ſei,
was mein Beherberger ſein müſſe, und daß er hohe
Geiſtesgaben beſize, die mein Beherberger auch zu
haben ſcheine. Man beſchloß, in dieſer Sache nicht
weiter zu forſchen, da mein Beherberger mir ſeinen
Namen nicht freiwillig genannt habe, und die Dinge
ſo zu belaſſen, wie ſie ſeien.
Außer dieſen zwei Begebenheiten, die wenigſtens
für mich von Bedeutung waren, ereignete ſich nichts
in jenem Winter, was meine Aufmerkſamkeit beſon¬
ders in Anſpruch genommen hätte. Ich war viel be¬
ſchäftigt, mußte oft Stunden der Nacht zu Hilfe neh¬
men, und ſo ging mir der Winter weit ſchneller vor¬
über, als es in früheren Jahren der Fall geweſen
war. Im Allgemeinen aber befriedigten mich beſon¬
ders die Hilfsmittel, die eine große Stadt zur Aus¬
bildung gibt, und die man ſonſt nicht leicht findet.
Als die Täge ſchon länger wurden, als die eigent¬
liche Stadtluſt ſchon aufgehört hatte, und die ſtil¬
len Wochen der Faſtenzeit liefen, fragte ich eines Ta¬
ges Preborn, weßhalb er mir denn die Gräfin Tarona
nicht gezeigt habe, die er ſo liebe, die ſo ſchön ſein
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/333>, abgerufen am 16.02.2025.
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