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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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erwiederte ich, "konnte ich nicht beobachten; aber ich
glaube, daß diese Merkmale allein euch doch nicht be¬
stimmen konnten, einen so entscheidenden Ausspruch
zu thun, wie ihr gethan habt."

"Sie bestimmten mich auch nicht," antwortete er,
"ich hatte auch noch andere Gründe."

"Nun."

"Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher gere¬
det haben, sind sehr grobe," sagte er, "und werden
meistens von uns nur mittelst räumlicher Verände¬
rungen erkannt, die, wenn sie nicht eine gewisse Größe
erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden
können. Der Schauplaz, auf welchem sich die Witte¬
rungsverhältnisse gestalten, ist sehr groß; dort, wohin
wir nicht sehen, und woher die Wirkungen auf unsere
wissenschaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mö¬
gen vielleicht Ursachen und Gegenanzeigen sein, die,
wenn sie uns bekannt wären, unsere Vorhersage in
ihr Gegentheil umstimmen würden. Die Anzeichen
können daher auch täuschen. Es sind aber noch viel
feinere Vorrichtungen vorhanden, deren Beschaffen¬
heit uns ein Geheimniß ist, die von Ursachen, die wir
sonst gar nicht mehr messen können, noch betroffen
werden, und deren Wirkung eine ganz gewisse ist."

Stifter, Nachsommer. I. 12

erwiederte ich, „konnte ich nicht beobachten; aber ich
glaube, daß dieſe Merkmale allein euch doch nicht be¬
ſtimmen konnten, einen ſo entſcheidenden Ausſpruch
zu thun, wie ihr gethan habt.“

„Sie beſtimmten mich auch nicht,“ antwortete er,
„ich hatte auch noch andere Gründe.“

„Nun.“

„Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher gere¬
det haben, ſind ſehr grobe,“ ſagte er, „und werden
meiſtens von uns nur mittelſt räumlicher Verände¬
rungen erkannt, die, wenn ſie nicht eine gewiſſe Größe
erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden
können. Der Schauplaz, auf welchem ſich die Witte¬
rungsverhältniſſe geſtalten, iſt ſehr groß; dort, wohin
wir nicht ſehen, und woher die Wirkungen auf unſere
wiſſenſchaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mö¬
gen vielleicht Urſachen und Gegenanzeigen ſein, die,
wenn ſie uns bekannt wären, unſere Vorherſage in
ihr Gegentheil umſtimmen würden. Die Anzeichen
können daher auch täuſchen. Es ſind aber noch viel
feinere Vorrichtungen vorhanden, deren Beſchaffen¬
heit uns ein Geheimniß iſt, die von Urſachen, die wir
ſonſt gar nicht mehr meſſen können, noch betroffen
werden, und deren Wirkung eine ganz gewiſſe iſt.“

Stifter, Nachſommer. I. 12
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[177/0191] erwiederte ich, „konnte ich nicht beobachten; aber ich glaube, daß dieſe Merkmale allein euch doch nicht be¬ ſtimmen konnten, einen ſo entſcheidenden Ausſpruch zu thun, wie ihr gethan habt.“ „Sie beſtimmten mich auch nicht,“ antwortete er, „ich hatte auch noch andere Gründe.“ „Nun.“ „Alle die Vorzeichen, von denen wir bisher gere¬ det haben, ſind ſehr grobe,“ ſagte er, „und werden meiſtens von uns nur mittelſt räumlicher Verände¬ rungen erkannt, die, wenn ſie nicht eine gewiſſe Größe erreichen, von uns gar nicht mehr beobachtet werden können. Der Schauplaz, auf welchem ſich die Witte¬ rungsverhältniſſe geſtalten, iſt ſehr groß; dort, wohin wir nicht ſehen, und woher die Wirkungen auf unſere wiſſenſchaftlichen Werkzeuge nicht reichen können, mö¬ gen vielleicht Urſachen und Gegenanzeigen ſein, die, wenn ſie uns bekannt wären, unſere Vorherſage in ihr Gegentheil umſtimmen würden. Die Anzeichen können daher auch täuſchen. Es ſind aber noch viel feinere Vorrichtungen vorhanden, deren Beſchaffen¬ heit uns ein Geheimniß iſt, die von Urſachen, die wir ſonſt gar nicht mehr meſſen können, noch betroffen werden, und deren Wirkung eine ganz gewiſſe iſt.“ Stifter, Nachſommer. I. 12

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/191>, abgerufen am 22.11.2024.