"Also empfindet ihr durch eure Nerven, wenn Re¬ gen kommen wird?"
"Durch meine Nerven empfinde ich das nicht," antwortete er. "Der Mensch stört leider durch zu starke Einwirkungen, die er auf die Nerven macht, das feine Leben derselben, und sie sprechen zu ihm nicht mehr so deutlich, als sie sonst wohl könnten. Auch hat ihm die Natur etwas viel Höheres zum Ersaze gegeben, den Verstand und die Vernunft, wodurch er sich zu helfen und sich seine Stellung zu geben vermag. Ich meine die Nerven der Thiere."
"Es wird wohl wahr sein, was ihr sagt," ant¬ wortete ich. "Die Thiere hängen mit der tiefer stehen¬ den Natur noch viel unmittelbarer zusammen als wir. Es wird nur darauf ankommen, daß diese Beziehun¬ gen ergründet werden, und dafür ein Ausdruck gefun¬ den wird, besonders, was das kommende Wetter be¬ trifft."
"Ich habe diesen Zusammenhang nicht ergründet," entgegnete er, "noch weniger den Ausdruck dafür ge¬ funden ; beides dürfte in dieser Allgemeinheit wohl sehr schwer sein; aber ich habe zufällig einige Beob¬
„Und dieſe Werkzeuge?“
„Sind die Nerven.“
„Alſo empfindet ihr durch eure Nerven, wenn Re¬ gen kommen wird?“
„Durch meine Nerven empfinde ich das nicht,“ antwortete er. „Der Menſch ſtört leider durch zu ſtarke Einwirkungen, die er auf die Nerven macht, das feine Leben derſelben, und ſie ſprechen zu ihm nicht mehr ſo deutlich, als ſie ſonſt wohl könnten. Auch hat ihm die Natur etwas viel Höheres zum Erſaze gegeben, den Verſtand und die Vernunft, wodurch er ſich zu helfen und ſich ſeine Stellung zu geben vermag. Ich meine die Nerven der Thiere.“
„Es wird wohl wahr ſein, was ihr ſagt,“ ant¬ wortete ich. „Die Thiere hängen mit der tiefer ſtehen¬ den Natur noch viel unmittelbarer zuſammen als wir. Es wird nur darauf ankommen, daß dieſe Beziehun¬ gen ergründet werden, und dafür ein Ausdruck gefun¬ den wird, beſonders, was das kommende Wetter be¬ trifft.“
„Ich habe dieſen Zuſammenhang nicht ergründet,“ entgegnete er, „noch weniger den Ausdruck dafür ge¬ funden ; beides dürfte in dieſer Allgemeinheit wohl ſehr ſchwer ſein; aber ich habe zufällig einige Beob¬
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„Und dieſe Werkzeuge?“
„Sind die Nerven.“
„Alſo empfindet ihr durch eure Nerven, wenn Re¬
gen kommen wird?“
„Durch meine Nerven empfinde ich das nicht,“
antwortete er. „Der Menſch ſtört leider durch zu ſtarke
Einwirkungen, die er auf die Nerven macht, das feine
Leben derſelben, und ſie ſprechen zu ihm nicht mehr
ſo deutlich, als ſie ſonſt wohl könnten. Auch hat ihm
die Natur etwas viel Höheres zum Erſaze gegeben, den
Verſtand und die Vernunft, wodurch er ſich zu helfen
und ſich ſeine Stellung zu geben vermag. Ich meine
die Nerven der Thiere.“
„Es wird wohl wahr ſein, was ihr ſagt,“ ant¬
wortete ich. „Die Thiere hängen mit der tiefer ſtehen¬
den Natur noch viel unmittelbarer zuſammen als wir.
Es wird nur darauf ankommen, daß dieſe Beziehun¬
gen ergründet werden, und dafür ein Ausdruck gefun¬
den wird, beſonders, was das kommende Wetter be¬
trifft.“
„Ich habe dieſen Zuſammenhang nicht ergründet,“
entgegnete er, „noch weniger den Ausdruck dafür ge¬
funden ; beides dürfte in dieſer Allgemeinheit wohl
ſehr ſchwer ſein; aber ich habe zufällig einige Beob¬
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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/192>, abgerufen am 22.11.2024.
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