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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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früher gesehen habe, so kömmt man auf den Gedan¬
ken, daß die Bauwerke einer Zeit und die Geräthe,
welche in diesen Bauwerken sein sollten, eine Einheit
bilden, die nicht zerrissen werden kann."

"Allerdings bilden sie eine," erwiederte er, "die Ge¬
räthe sind ja die Verwandten der Baukunst etwa ihre
Enkel oder Urenkel, und sind aus ihr hervorgegangen.
Dieses ist so wahr, daß ja auch unsere heutigen Ge¬
räthe zu unserer heutigen Baukunst gehören. Unsere
Zimmer sind fast wie hohle Würfel oder wie Kisten,
und in solchen stehen die geradlinigen und geradflä¬
chigen Geräthe gut. Es ist daher nicht ohne Begrün¬
dung, wenn die viel schöneren alterthümlichen Ge¬
räthe in unseren Wohnungen manchen Leuten einen
unheimlichen Eindruck machen, sie widersprechen der
Wohnung; aber hierin haben die Leute Unrecht, wenn
sie die Geräthe nicht schön finden, die Wohnung ist
es, und diese sollte geändert werden. Darum stehen
in Schlössern und alterthümlichen Bauten derlei Ge¬
räthe noch am schönsten, weil sie da eine ihnen ähn¬
liche Umgebung finden. Wir haben aus diesem Ver¬
hältnisse Nuzen gezogen, und aus unseren Zeichnun¬
gen der Bauwerke viel für die Zusammenstellung un¬

früher geſehen habe, ſo kömmt man auf den Gedan¬
ken, daß die Bauwerke einer Zeit und die Geräthe,
welche in dieſen Bauwerken ſein ſollten, eine Einheit
bilden, die nicht zerriſſen werden kann.“

„Allerdings bilden ſie eine,“ erwiederte er, „die Ge¬
räthe ſind ja die Verwandten der Baukunſt etwa ihre
Enkel oder Urenkel, und ſind aus ihr hervorgegangen.
Dieſes iſt ſo wahr, daß ja auch unſere heutigen Ge¬
räthe zu unſerer heutigen Baukunſt gehören. Unſere
Zimmer ſind faſt wie hohle Würfel oder wie Kiſten,
und in ſolchen ſtehen die geradlinigen und geradflä¬
chigen Geräthe gut. Es iſt daher nicht ohne Begrün¬
dung, wenn die viel ſchöneren alterthümlichen Ge¬
räthe in unſeren Wohnungen manchen Leuten einen
unheimlichen Eindruck machen, ſie widerſprechen der
Wohnung; aber hierin haben die Leute Unrecht, wenn
ſie die Geräthe nicht ſchön finden, die Wohnung iſt
es, und dieſe ſollte geändert werden. Darum ſtehen
in Schlöſſern und alterthümlichen Bauten derlei Ge¬
räthe noch am ſchönſten, weil ſie da eine ihnen ähn¬
liche Umgebung finden. Wir haben aus dieſem Ver¬
hältniſſe Nuzen gezogen, und aus unſeren Zeichnun¬
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[159/0173] früher geſehen habe, ſo kömmt man auf den Gedan¬ ken, daß die Bauwerke einer Zeit und die Geräthe, welche in dieſen Bauwerken ſein ſollten, eine Einheit bilden, die nicht zerriſſen werden kann.“ „Allerdings bilden ſie eine,“ erwiederte er, „die Ge¬ räthe ſind ja die Verwandten der Baukunſt etwa ihre Enkel oder Urenkel, und ſind aus ihr hervorgegangen. Dieſes iſt ſo wahr, daß ja auch unſere heutigen Ge¬ räthe zu unſerer heutigen Baukunſt gehören. Unſere Zimmer ſind faſt wie hohle Würfel oder wie Kiſten, und in ſolchen ſtehen die geradlinigen und geradflä¬ chigen Geräthe gut. Es iſt daher nicht ohne Begrün¬ dung, wenn die viel ſchöneren alterthümlichen Ge¬ räthe in unſeren Wohnungen manchen Leuten einen unheimlichen Eindruck machen, ſie widerſprechen der Wohnung; aber hierin haben die Leute Unrecht, wenn ſie die Geräthe nicht ſchön finden, die Wohnung iſt es, und dieſe ſollte geändert werden. Darum ſtehen in Schlöſſern und alterthümlichen Bauten derlei Ge¬ räthe noch am ſchönſten, weil ſie da eine ihnen ähn¬ liche Umgebung finden. Wir haben aus dieſem Ver¬ hältniſſe Nuzen gezogen, und aus unſeren Zeichnun¬ gen der Bauwerke viel für die Zuſammenſtellung un¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/173>, abgerufen am 25.11.2024.