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Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857.

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minder, gleichsam schattenhaft behandelt wurden. Ich
erkannte, daß man so das Neue, was zu Geräthen
hinzukommen mußte, bezeichnen wollte. Mir gefiel
diese Art sehr gut.

"Die Kirchengeräthe unsers Landes dürften in die¬
ser Sammlung ziemlich vollständig sein," sagte mein
Gastfreund, "wenigstens wird nichts Wesentliches feh¬
len. Bei den weltlichen kann man das weniger sagen,
da man nicht wissen kann, was noch hie und da in
dem Lande zerstreut ist."

Als ich diese Mappe auch angesehen hatte, sagte
mein Begleiter: "Diese Zeichnungen sind Nachbildun¬
gen von lauter wirklichen aus älterer Zeit auf uns
gekommenen Gegenständen, wir haben aber auch
Zeichnungen selbstständig entworfen, die Geräthe
oder andere kleinere Gegenstände darstellen. Zeigt
uns auch diese, Meister."

Der junge Mann legte die Mappe auf den Tisch.

Sie war viel umfassender als jede der früheren,
und enthielt nicht blos die vollständige Darstellung
der ganzen Gegenstände, sondern auch ihre Quer- und
Längenschnitte und ihre Grundrisse. Es waren Abbil¬
dungen von verschiedenen Geräthen dann von Ver¬
kleidungen Fußböden Zimmerdecken Nischen und end¬

minder, gleichſam ſchattenhaft behandelt wurden. Ich
erkannte, daß man ſo das Neue, was zu Geräthen
hinzukommen mußte, bezeichnen wollte. Mir gefiel
dieſe Art ſehr gut.

„Die Kirchengeräthe unſers Landes dürften in die¬
ſer Sammlung ziemlich vollſtändig ſein,“ ſagte mein
Gaſtfreund, „wenigſtens wird nichts Weſentliches feh¬
len. Bei den weltlichen kann man das weniger ſagen,
da man nicht wiſſen kann, was noch hie und da in
dem Lande zerſtreut iſt.“

Als ich dieſe Mappe auch angeſehen hatte, ſagte
mein Begleiter: „Dieſe Zeichnungen ſind Nachbildun¬
gen von lauter wirklichen aus älterer Zeit auf uns
gekommenen Gegenſtänden, wir haben aber auch
Zeichnungen ſelbſtſtändig entworfen, die Geräthe
oder andere kleinere Gegenſtände darſtellen. Zeigt
uns auch dieſe, Meiſter.“

Der junge Mann legte die Mappe auf den Tiſch.

Sie war viel umfaſſender als jede der früheren,
und enthielt nicht blos die vollſtändige Darſtellung
der ganzen Gegenſtände, ſondern auch ihre Quer- und
Längenſchnitte und ihre Grundriſſe. Es waren Abbil¬
dungen von verſchiedenen Geräthen dann von Ver¬
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[157/0171] minder, gleichſam ſchattenhaft behandelt wurden. Ich erkannte, daß man ſo das Neue, was zu Geräthen hinzukommen mußte, bezeichnen wollte. Mir gefiel dieſe Art ſehr gut. „Die Kirchengeräthe unſers Landes dürften in die¬ ſer Sammlung ziemlich vollſtändig ſein,“ ſagte mein Gaſtfreund, „wenigſtens wird nichts Weſentliches feh¬ len. Bei den weltlichen kann man das weniger ſagen, da man nicht wiſſen kann, was noch hie und da in dem Lande zerſtreut iſt.“ Als ich dieſe Mappe auch angeſehen hatte, ſagte mein Begleiter: „Dieſe Zeichnungen ſind Nachbildun¬ gen von lauter wirklichen aus älterer Zeit auf uns gekommenen Gegenſtänden, wir haben aber auch Zeichnungen ſelbſtſtändig entworfen, die Geräthe oder andere kleinere Gegenſtände darſtellen. Zeigt uns auch dieſe, Meiſter.“ Der junge Mann legte die Mappe auf den Tiſch. Sie war viel umfaſſender als jede der früheren, und enthielt nicht blos die vollſtändige Darſtellung der ganzen Gegenſtände, ſondern auch ihre Quer- und Längenſchnitte und ihre Grundriſſe. Es waren Abbil¬ dungen von verſchiedenen Geräthen dann von Ver¬ kleidungen Fußböden Zimmerdecken Niſchen und end¬

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Zitationshilfe: Stifter, Adalbert: Der Nachsommer. Bd. 1. Pesth, 1857, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stifter_nachsommer01_1857/171>, abgerufen am 22.11.2024.