so thut er selbiges nicht als ein subditus, son- dern als ein imitator boni, und gelten als- denn diese fremde eingeführete Gesetze nicht au- thoritate dessen der sie gemacht, sondern des- sen der sie in seinem Reiche eingeführet. Dan- nenhero nicht zu schliessen, daß ein Potentate oder Reich, welches sich der Gesetze eines aus- wertigen Potentaten bedienet, jenem inferior sey. Denn wer wolte doch wohl behaupten kön- nen, daß die Römer, indem sie von den Grie- chen die bekanten leges duodecim tabula- rum holen lassen, sich dadurch dem imperio der Griechen unterworffen hätten, oder ihnen inferiores worden wären? und wo man son- sten keine andere Beweißthümer hätte, daß Pohlen ehemahlen dem Deutschen Reich un- terwürffig gewesen, so würde das Argument, daß sie sich des Magdeburgischen Rechtes be- dienet, von schlechten Nachdruck seyn. Ja man müste auch statuiren, daß die Röm. Mo- narchie, als sie unter Regierung des Kaysers Tyberii Claudii, in seinem höchsten Flor war, gleichwohl den legem Rhodiam von den Jnwohnern dieser Jnsul, weil darinnen gute Verfügung wegen der Seefahrenden und Handelschafft enthalten war, angenom- men, sich dessen gebrauchet, und endlich selbi- ger Lex so gar dem Corpori Juris einverlei- bet, dadurch denen Rhodensern inferior oder
gar
Hoff-Ceremoniel.
ſo thut er ſelbiges nicht als ein ſubditus, ſon- dern als ein imitator boni, und gelten als- deñ dieſe fremde eingefuͤhrete Geſetze nicht au- thoritate deſſen der ſie gemacht, ſondern deſ- ſen der ſie in ſeinem Reiche eingefuͤhret. Dan- nenhero nicht zu ſchlieſſen, daß ein Potentate oder Reich, welches ſich der Geſetze eines aus- wertigen Potentaten bedienet, jenem inferior ſey. Denn wer wolte doch wohl behaupten koͤn- nen, daß die Roͤmer, indem ſie von den Grie- chen die bekanten leges duodecim tabula- rum holen laſſen, ſich dadurch dem imperio der Griechen unterworffen haͤtten, oder ihnen inferiores worden waͤren? und wo man ſon- ſten keine andere Beweißthuͤmer haͤtte, daß Pohlen ehemahlen dem Deutſchen Reich un- terwuͤrffig geweſen, ſo wuͤrde das Argument, daß ſie ſich des Magdeburgiſchen Rechtes be- dienet, von ſchlechten Nachdruck ſeyn. Ja man muͤſte auch ſtatuiren, daß die Roͤm. Mo- narchie, als ſie unter Regierung des Kayſers Tyberii Claudii, in ſeinem hoͤchſten Flor war, gleichwohl den legem Rhodiam von den Jnwohnern dieſer Jnſul, weil darinnen gute Verfuͤgung wegen der Seefahrenden und Handelſchafft enthalten war, angenom- men, ſich deſſen gebrauchet, und endlich ſelbi- ger Lex ſo gar dem Corpori Juris einverlei- bet, dadurch denen Rhodenſern inferior oder
gar
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><list><item><pbfacs="#f0091"n="63"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Hoff-<hirendition="#aq">Ceremoniel.</hi></hi></fw><lb/>ſo thut er ſelbiges nicht als ein <hirendition="#aq">ſubditus,</hi>ſon-<lb/>
dern als ein <hirendition="#aq">imitator boni,</hi> und gelten als-<lb/>
deñ dieſe fremde eingefuͤhrete Geſetze nicht <hirendition="#aq">au-<lb/>
thoritate</hi> deſſen der ſie gemacht, ſondern deſ-<lb/>ſen der ſie in ſeinem Reiche eingefuͤhret. Dan-<lb/>
nenhero nicht zu ſchlieſſen, daß ein Potentate<lb/>
oder Reich, welches ſich der Geſetze eines aus-<lb/>
wertigen Potentaten bedienet, jenem <hirendition="#aq">inferior</hi><lb/>ſey. Denn wer wolte doch wohl behaupten koͤn-<lb/>
nen, daß die Roͤmer, indem ſie von den Grie-<lb/>
chen die bekanten <hirendition="#aq">leges duodecim tabula-<lb/>
rum</hi> holen laſſen, ſich dadurch dem <hirendition="#aq">imperio</hi><lb/>
der Griechen unterworffen haͤtten, oder ihnen<lb/><hirendition="#aq">inferiores</hi> worden waͤren? und wo man ſon-<lb/>ſten keine andere Beweißthuͤmer haͤtte, daß<lb/>
Pohlen ehemahlen dem Deutſchen Reich un-<lb/>
terwuͤrffig geweſen, ſo wuͤrde das <hirendition="#aq">Argument,</hi><lb/>
daß ſie ſich des Magdeburgiſchen Rechtes be-<lb/>
dienet, von ſchlechten Nachdruck ſeyn. Ja<lb/>
man muͤſte auch <hirendition="#aq">ſtatui</hi>ren, daß die Roͤm. Mo-<lb/>
narchie, als ſie unter Regierung des Kayſers<lb/><hirendition="#aq">Tyberii Claudii,</hi> in ſeinem hoͤchſten Flor<lb/>
war, gleichwohl den <hirendition="#aq">legem Rhodiam</hi> von<lb/>
den Jnwohnern dieſer Jnſul, weil darinnen<lb/>
gute Verfuͤgung wegen der Seefahrenden<lb/>
und Handelſchafft enthalten war, angenom-<lb/>
men, ſich deſſen gebrauchet, und endlich ſelbi-<lb/>
ger <hirendition="#aq">Lex</hi>ſo gar dem <hirendition="#aq">Corpori Juris</hi> einverlei-<lb/>
bet, dadurch denen <hirendition="#aq">Rhodenſ</hi>ern <hirendition="#aq">inferior</hi> oder<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gar</fw><lb/></item></list></div></div></div></body></text></TEI>
[63/0091]
Hoff-Ceremoniel.
ſo thut er ſelbiges nicht als ein ſubditus, ſon-
dern als ein imitator boni, und gelten als-
deñ dieſe fremde eingefuͤhrete Geſetze nicht au-
thoritate deſſen der ſie gemacht, ſondern deſ-
ſen der ſie in ſeinem Reiche eingefuͤhret. Dan-
nenhero nicht zu ſchlieſſen, daß ein Potentate
oder Reich, welches ſich der Geſetze eines aus-
wertigen Potentaten bedienet, jenem inferior
ſey. Denn wer wolte doch wohl behaupten koͤn-
nen, daß die Roͤmer, indem ſie von den Grie-
chen die bekanten leges duodecim tabula-
rum holen laſſen, ſich dadurch dem imperio
der Griechen unterworffen haͤtten, oder ihnen
inferiores worden waͤren? und wo man ſon-
ſten keine andere Beweißthuͤmer haͤtte, daß
Pohlen ehemahlen dem Deutſchen Reich un-
terwuͤrffig geweſen, ſo wuͤrde das Argument,
daß ſie ſich des Magdeburgiſchen Rechtes be-
dienet, von ſchlechten Nachdruck ſeyn. Ja
man muͤſte auch ſtatuiren, daß die Roͤm. Mo-
narchie, als ſie unter Regierung des Kayſers
Tyberii Claudii, in ſeinem hoͤchſten Flor
war, gleichwohl den legem Rhodiam von
den Jnwohnern dieſer Jnſul, weil darinnen
gute Verfuͤgung wegen der Seefahrenden
und Handelſchafft enthalten war, angenom-
men, ſich deſſen gebrauchet, und endlich ſelbi-
ger Lex ſo gar dem Corpori Juris einverlei-
bet, dadurch denen Rhodenſern inferior oder
gar
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/91>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.