Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
Gardes des Pabsts Alexandri VII. verfolget: und
nahmen demnach ihr Refugium, in die Stallun-
gen des Tarnesischen Palais, welches der Frantzös.
Ambassadeur, Duc de Crequy, gemiethet hatte.
Dessen Domestiquen, welche dieser Schlägerey
inne wurden, trieben die Corsaren zurücke; allein
diese kamen verstärcket wieder, und jagten des Am-
bassadeur
s Leute, wieder mit guten Schlägen bis
an die Pforte des Palais. Der Duc de Crequy,
welcher kurtz darauf durch ein anderes Thor in sein
Quartier fuhr, und diese Zeitung vernahm, befahl
so gleich daß sich seine Leute retiriren solten: Allein
seine Praecaution dienete zu nichts anders, als zu
Vermehrung der Insolentz der Corsairen; welche
noch einmahl, mit klingendem Spiel, wieder um-
kehrten, und von ihren Officieren geführt wurden.
Sie berenneten den Palais: setzten Schildwach-
ten auf die Avenüen: und schossen länger als eine
Stunde in dessen Thüren und Fenster; ja es fehl-
te nicht viel daß sie den Ambassadeur, welcher sich,
um die Corsairen zu bedeuten, und was passirte
anzusehen, auf einen Balconi begabe, nicht selbsten
erschossen hätten. Als auch des Ambassadeurs
Gemahlin, die ausgefahren gewesen war, in die-
sem Tumult wieder nach Hause kam, ohne daß sie
etwas von demselbigen gewust; fielen sie ihre Ca-
rosse an: schlugen den im Schlag sitzenden Pagen
todt: und bleßirten einen Laquayen gefährlich. Zu
gleicher Zeit fiengen die Sbirren, oder Häscher in

Rom

Europaͤiſches
Gardes des Pabſts Alexandri VII. verfolget: und
nahmen demnach ihr Refugium, in die Stallun-
gen des Tarneſiſchen Palais, welches der Fꝛantzoͤſ.
Ambaſſadeur, Duc de Crequy, gemiethet hatte.
Deſſen Domeſtiquen, welche dieſer Schlaͤgerey
inne wurden, trieben die Corſaren zuruͤcke; allein
dieſe kamen verſtaͤrcket wieder, und jagten des Am-
baſſadeur
s Leute, wieder mit guten Schlaͤgen bis
an die Pforte des Palais. Der Duc de Crequy,
welcher kurtz darauf duꝛch ein anderes Thor in ſein
Quartier fuhr, und dieſe Zeitung vernahm, befahl
ſo gleich daß ſich ſeine Leute retiriren ſolten: Allein
ſeine Præcaution dienete zu nichts anders, als zu
Vermehrung der Inſolentz der Corſairen; welche
noch einmahl, mit klingendem Spiel, wieder um-
kehrten, und von ihren Officieren gefuͤhrt wurden.
Sie berenneten den Palais: ſetzten Schildwach-
ten auf die Avenüen: und ſchoſſen laͤnger als eine
Stunde in deſſen Thuͤren und Fenſter; ja es fehl-
te nicht viel daß ſie den Ambaſſadeur, welcher ſich,
um die Corſairen zu bedeuten, und was paſſirte
anzuſehen, auf einen Balconi begabe, nicht ſelbſten
erſchoſſen haͤtten. Als auch des Ambaſſadeurs
Gemahlin, die ausgefahren geweſen war, in die-
ſem Tumult wieder nach Hauſe kam, ohne daß ſie
etwas von demſelbigen gewuſt; fielen ſie ihre Ca-
roſſe an: ſchlugen den im Schlag ſitzenden Pagen
todt: und bleßirten einen Laquayen gefaͤhrlich. Zu
gleicher Zeit fiengen die Sbirren, oder Haͤſcher in

Rom
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0726" n="698"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Gardes</hi> des Pab&#x017F;ts <hi rendition="#aq">Alexandri VII.</hi> verfolget: und<lb/>
nahmen demnach ihr <hi rendition="#aq">Refugium,</hi> in die Stallun-<lb/>
gen des Tarne&#x017F;i&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Palais,</hi> welches der F&#xA75B;antzo&#x0364;&#x017F;.<lb/><hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur, Duc de Crequy,</hi> gemiethet hatte.<lb/>
De&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Dome&#x017F;tiqu</hi>en, welche die&#x017F;er Schla&#x0364;gerey<lb/>
inne wurden, trieben die <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;ar</hi>en zuru&#x0364;cke; allein<lb/>
die&#x017F;e kamen ver&#x017F;ta&#x0364;rcket wieder, und jagten des <hi rendition="#aq">Am-<lb/>
ba&#x017F;&#x017F;adeur</hi>s Leute, wieder mit guten Schla&#x0364;gen bis<lb/>
an die Pforte des <hi rendition="#aq">Palais.</hi> Der <hi rendition="#aq">Duc de Crequy,</hi><lb/>
welcher kurtz darauf du&#xA75B;ch ein anderes Thor in &#x017F;ein<lb/>
Quartier fuhr, und die&#x017F;e Zeitung vernahm, befahl<lb/>
&#x017F;o gleich daß &#x017F;ich &#x017F;eine Leute <hi rendition="#aq">retirir</hi>en &#x017F;olten: Allein<lb/>
&#x017F;eine <hi rendition="#aq">Præcautio</hi>n dienete zu nichts anders, als zu<lb/>
Vermehrung der <hi rendition="#aq">In&#x017F;olen</hi>tz der <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;air</hi>en; welche<lb/>
noch einmahl, mit klingendem Spiel, wieder um-<lb/>
kehrten, und von ihren <hi rendition="#aq">Officier</hi>en gefu&#x0364;hrt wurden.<lb/>
Sie berenneten den <hi rendition="#aq">Palais:</hi> &#x017F;etzten Schildwach-<lb/>
ten auf die <hi rendition="#aq">Avenü</hi>en: und &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en la&#x0364;nger als eine<lb/>
Stunde in de&#x017F;&#x017F;en Thu&#x0364;ren und Fen&#x017F;ter; ja es fehl-<lb/>
te nicht viel daß &#x017F;ie den <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur,</hi> welcher &#x017F;ich,<lb/>
um die <hi rendition="#aq">Cor&#x017F;air</hi>en zu bedeuten, und was <hi rendition="#aq">pa&#x017F;&#x017F;ir</hi>te<lb/>
anzu&#x017F;ehen, auf einen <hi rendition="#aq">Balconi</hi> begabe, nicht &#x017F;elb&#x017F;ten<lb/>
er&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Als auch des <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeur</hi>s<lb/>
Gemahlin, die ausgefahren gewe&#x017F;en war, in die-<lb/>
&#x017F;em Tumult wieder nach Hau&#x017F;e kam, ohne daß &#x017F;ie<lb/>
etwas von dem&#x017F;elbigen gewu&#x017F;t; fielen &#x017F;ie ihre Ca-<lb/>
ro&#x017F;&#x017F;e an: &#x017F;chlugen den im Schlag &#x017F;itzenden <hi rendition="#aq">Pag</hi>en<lb/>
todt: und bleßirten einen Laquayen gefa&#x0364;hrlich. Zu<lb/>
gleicher Zeit fiengen die <hi rendition="#aq">Sbirr</hi>en, oder Ha&#x0364;&#x017F;cher in<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Rom</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[698/0726] Europaͤiſches Gardes des Pabſts Alexandri VII. verfolget: und nahmen demnach ihr Refugium, in die Stallun- gen des Tarneſiſchen Palais, welches der Fꝛantzoͤſ. Ambaſſadeur, Duc de Crequy, gemiethet hatte. Deſſen Domeſtiquen, welche dieſer Schlaͤgerey inne wurden, trieben die Corſaren zuruͤcke; allein dieſe kamen verſtaͤrcket wieder, und jagten des Am- baſſadeurs Leute, wieder mit guten Schlaͤgen bis an die Pforte des Palais. Der Duc de Crequy, welcher kurtz darauf duꝛch ein anderes Thor in ſein Quartier fuhr, und dieſe Zeitung vernahm, befahl ſo gleich daß ſich ſeine Leute retiriren ſolten: Allein ſeine Præcaution dienete zu nichts anders, als zu Vermehrung der Inſolentz der Corſairen; welche noch einmahl, mit klingendem Spiel, wieder um- kehrten, und von ihren Officieren gefuͤhrt wurden. Sie berenneten den Palais: ſetzten Schildwach- ten auf die Avenüen: und ſchoſſen laͤnger als eine Stunde in deſſen Thuͤren und Fenſter; ja es fehl- te nicht viel daß ſie den Ambaſſadeur, welcher ſich, um die Corſairen zu bedeuten, und was paſſirte anzuſehen, auf einen Balconi begabe, nicht ſelbſten erſchoſſen haͤtten. Als auch des Ambaſſadeurs Gemahlin, die ausgefahren geweſen war, in die- ſem Tumult wieder nach Hauſe kam, ohne daß ſie etwas von demſelbigen gewuſt; fielen ſie ihre Ca- roſſe an: ſchlugen den im Schlag ſitzenden Pagen todt: und bleßirten einen Laquayen gefaͤhrlich. Zu gleicher Zeit fiengen die Sbirren, oder Haͤſcher in Rom

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/726
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 698. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/726>, abgerufen am 23.11.2024.