men war. Nachdem er sich aber mit der Un- wissenheit entschuldigte, und seine Fehler erkenne- te; gabe man ihm vor diesesmahl, nebst einem nachdrücklichen Verweiß, seine Abfertigung: und ressentirte seine Insolentz nicht weiter.
§. 5.
Ausser Europa finden sich auch Exempel, daß es Streit zwischen den Gesandten der Un- christlichen Potentaten gegeben: Denn als Anno 1613. der Persianer eine Gesandschafft nach Constantinopel gesendet; empfieng man selbige nicht allein gar kaltsinnig: sondern man nennete auch die Menge Seyden, welche er mit zum Prae- sent brachte, eine Contribution: welche der Per- ser an die Pforte abführen müste; Und wolte rund aus nicht Frieden machen, es hätte denn zuvor der Persianer alles, was er den Türcken abgenom- men, wieder restituiret. Weil sich nun der Per- ser an dem Türcken zu rächen, nicht getrauete, mu- ste sein Gesandter, als dessen Conduite er alles zuschriebe, herhalten; welchem er die Augen aus- stechen ließ.
§. 6.
Jn puncto des Passports, gab es Anno 1614. auch Widerwärtigkeit. Denn es hatte der Türckische Kayser, einen Abgesandten an die Her- ren General-Staaten nach Holland gesendet: welcher aber zu Antorf, im Nahmen des Königes von Spanien, angehalten wurde, aus Vorwen- den: Weil der König in Spanien des Türcken Feind, so hätte der Abgesandte nicht ohne Paß
durch
Europaͤiſches
men war. Nachdem er ſich aber mit der Un- wiſſenheit entſchuldigte, und ſeine Fehler erkenne- te; gabe man ihm vor dieſesmahl, nebſt einem nachdruͤcklichen Verweiß, ſeine Abfertigung: und reſſentirte ſeine Inſolentz nicht weiter.
§. 5.
Auſſer Europa finden ſich auch Exempel, daß es Streit zwiſchen den Geſandten der Un- chriſtlichen Potentaten gegeben: Denn als Anno 1613. der Perſianer eine Geſandſchafft nach Conſtantinopel geſendet; empfieng man ſelbige nicht allein gar kaltſinnig: ſondern man nennete auch die Menge Seyden, welche er mit zum Præ- ſent brachte, eine Contribution: welche der Per- ſer an die Pforte abfuͤhren muͤſte; Und wolte rund aus nicht Frieden machen, es haͤtte denn zuvor der Perſianer alles, was er den Tuͤrcken abgenom- men, wieder reſtituiret. Weil ſich nun der Per- ſer an dem Tuͤrcken zu raͤchen, nicht getrauete, mu- ſte ſein Geſandter, als deſſen Conduite er alles zuſchriebe, herhalten; welchem er die Augen aus- ſtechen ließ.
§. 6.
Jn puncto des Paſsports, gab es Anno 1614. auch Widerwaͤrtigkeit. Denn es hatte der Tuͤrckiſche Kayſer, einen Abgeſandten an die Her- ren General-Staaten nach Holland geſendet: welcher aber zu Antorf, im Nahmen des Koͤniges von Spanien, angehalten wurde, aus Vorwen- den: Weil der Koͤnig in Spanien des Tuͤrcken Feind, ſo haͤtte der Abgeſandte nicht ohne Paß
durch
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Europaͤiſches
men war. Nachdem er ſich aber mit der Un-
wiſſenheit entſchuldigte, und ſeine Fehler erkenne-
te; gabe man ihm vor dieſesmahl, nebſt einem
nachdruͤcklichen Verweiß, ſeine Abfertigung: und
reſſentirte ſeine Inſolentz nicht weiter.
§. 5.
Auſſer Europa finden ſich auch Exempel,
daß es Streit zwiſchen den Geſandten der Un-
chriſtlichen Potentaten gegeben: Denn als Anno
1613. der Perſianer eine Geſandſchafft nach
Conſtantinopel geſendet; empfieng man ſelbige
nicht allein gar kaltſinnig: ſondern man nennete
auch die Menge Seyden, welche er mit zum Præ-
ſent brachte, eine Contribution: welche der Per-
ſer an die Pforte abfuͤhren muͤſte; Und wolte rund
aus nicht Frieden machen, es haͤtte denn zuvor der
Perſianer alles, was er den Tuͤrcken abgenom-
men, wieder reſtituiret. Weil ſich nun der Per-
ſer an dem Tuͤrcken zu raͤchen, nicht getrauete, mu-
ſte ſein Geſandter, als deſſen Conduite er alles
zuſchriebe, herhalten; welchem er die Augen aus-
ſtechen ließ.
§. 6.
Jn puncto des Paſsports, gab es Anno
1614. auch Widerwaͤrtigkeit. Denn es hatte der
Tuͤrckiſche Kayſer, einen Abgeſandten an die Her-
ren General-Staaten nach Holland geſendet:
welcher aber zu Antorf, im Nahmen des Koͤniges
von Spanien, angehalten wurde, aus Vorwen-
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 686. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/714>, abgerufen am 25.11.2024.
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