noch fünf andere Personen des Ambassadeurs, die man am meisten in Verdacht hielte, in dem Arrest bleiben; bis man sie nach einigen Jahren auch unschuldig befande, und loß liesse. Sayedro, welcher in seinen Memoires Historiques des Ot- tomanns pag. 601. dieses Factum erzehlet, setzet gar mit gutem Grunde dieses Raisonnement dar- zu: Wenn sonst ein Christlicher Potentat, einen dergleichen Minister dergestalt affrontiret hätte: würde es für eine rechtmäßige Art des Krieges ge- achtet worden seyn; Allein Franckreich reflectir- te auf zweyerley:
1. Auf die Türckische Barbarey.
2. Auf die Entlegenheit des Ortes; weil er ihn mit keinem Kriege füglich überziehen kunte.
§. 4.
Die Moscowitische Nation, war ehe- mahlen nicht so civilisiret als anitzo: nachdem der heutige Czaar, durch seine eigene Reisen, und bis- hero geführte Kriege und Alliantzen, seine Unter- thanen gar gewandt gemachet. Demnach ge- schahe es, daß An. 1615. bey Regierung des Kay- sers Matthiä, ein Moscowitis. Gesandter, Nah- mens Ivan Fominin, nach Wien kam: welcher sich aber bey der Audientz sehr unbescheiden und hoffärtig verhielte; so, daß man ihn nicht nur al- lein unbegleitet wieder nach Hause gehen: sondern auch zu Hause verwahren liesse; zu mahlen, da er ohne einiges Passport, in die Kayserl. Lande kom-
men
Hoff-Ceremoniel.
noch fuͤnf andere Perſonen des Ambaſſadeurs, die man am meiſten in Verdacht hielte, in dem Arreſt bleiben; bis man ſie nach einigen Jahren auch unſchuldig befande, und loß lieſſe. Sayedro, welcher in ſeinen Memoires Hiſtoriques des Ot- tomanns pag. 601. dieſes Factum erzehlet, ſetzet gar mit gutem Gꝛunde dieſes Raiſonnement dar- zu: Wenn ſonſt ein Chriſtlicher Potentat, einen dergleichen Miniſter dergeſtalt affrontiret haͤtte: wuͤrde es fuͤr eine rechtmaͤßige Art des Krieges ge- achtet worden ſeyn; Allein Franckreich reflectir- te auf zweyerley:
1. Auf die Tuͤrckiſche Barbarey.
2. Auf die Entlegenheit des Ortes; weil er ihn mit keinem Kriege fuͤglich uͤberziehen kunte.
§. 4.
Die Moſcowitiſche Nation, war ehe- mahlen nicht ſo civiliſiret als anitzo: nachdem der heutige Czaar, durch ſeine eigene Reiſen, und bis- hero gefuͤhrte Kriege und Alliantzen, ſeine Unter- thanen gar gewandt gemachet. Demnach ge- ſchahe es, daß An. 1615. bey Regierung des Kay- ſers Matthiaͤ, ein Moſcowitiſ. Geſandter, Nah- mens Ivan Fominin, nach Wien kam: welcher ſich aber bey der Audientz ſehr unbeſcheiden und hoffaͤrtig verhielte; ſo, daß man ihn nicht nur al- lein unbegleitet wieder nach Hauſe gehen: ſondern auch zu Hauſe verwahren lieſſe; zu mahlen, da er ohne einiges Paſsport, in die Kayſerl. Lande kom-
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Hoff-Ceremoniel.
noch fuͤnf andere Perſonen des Ambaſſadeurs,
die man am meiſten in Verdacht hielte, in dem
Arreſt bleiben; bis man ſie nach einigen Jahren
auch unſchuldig befande, und loß lieſſe. Sayedro,
welcher in ſeinen Memoires Hiſtoriques des Ot-
tomanns pag. 601. dieſes Factum erzehlet, ſetzet
gar mit gutem Gꝛunde dieſes Raiſonnement dar-
zu: Wenn ſonſt ein Chriſtlicher Potentat, einen
dergleichen Miniſter dergeſtalt affrontiret haͤtte:
wuͤrde es fuͤr eine rechtmaͤßige Art des Krieges ge-
achtet worden ſeyn; Allein Franckreich reflectir-
te auf zweyerley:
1. Auf die Tuͤrckiſche Barbarey.
2. Auf die Entlegenheit des Ortes; weil er
ihn mit keinem Kriege fuͤglich uͤberziehen
kunte.
§. 4.
Die Moſcowitiſche Nation, war ehe-
mahlen nicht ſo civiliſiret als anitzo: nachdem der
heutige Czaar, durch ſeine eigene Reiſen, und bis-
hero gefuͤhrte Kriege und Alliantzen, ſeine Unter-
thanen gar gewandt gemachet. Demnach ge-
ſchahe es, daß An. 1615. bey Regierung des Kay-
ſers Matthiaͤ, ein Moſcowitiſ. Geſandter, Nah-
mens Ivan Fominin, nach Wien kam: welcher
ſich aber bey der Audientz ſehr unbeſcheiden und
hoffaͤrtig verhielte; ſo, daß man ihn nicht nur al-
lein unbegleitet wieder nach Hauſe gehen: ſondern
auch zu Hauſe verwahren lieſſe; zu mahlen, da er
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 685. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/713>, abgerufen am 25.11.2024.
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