Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
der mit etlichen Cavaliers, nach dem Hause Neu-
burg begaben, und die Auswechselungen daselbst
vornahmen. Wobey sich doch noch zweyerley sin-
gularia
ereigneten:

1. Denn die Frantzosen hatten nur ein eintzi-
ges Exemplar in originali von Meudon
erhalten: und wolten demnach den Stän-
den des Reichs, nur eine vidimirte Copie
aushändigen: worgegen sich zwar die
Stände setzten, und sich auf die Acta des
Westphälischen und Niemägischen Frie-
dens, wie auch auf die Armistitz-Tracta-
t
en berufften: aber nichts anders erhal-
ten kunten. Hingegen
2. Musten die Frantzosen auch vorlieb nehmen,
daß die Reichs-Ratification nicht von dem
Churfürsten von Mayntz selbst: sondern nur
von denen Chur-Mayntzischen Gesandten
zu Regenspurg war unterschrieben worden:
Wurde demnach eine Imperfectio mit der
andern compensiret.

Nach diesen, nahmen die im Haag versammlet
gewesenen Ambassadeurs und Plenipotentiarii,
einer nach dem andern von einander, ins besonde-
re aber auch von den Herren General-Staaten,
und zwar die meisten in öffentlicher Audientz, Ab-
schied; da sich denn noch zu guter letzt ein Cere-
moni
en-Streit auf folgende Art ereignete: Die
Herren General-Staaten, welche gleichwie an-

dere

Europaͤiſches
der mit etlichen Cavaliers, nach dem Hauſe Neu-
burg begaben, und die Auswechſelungen daſelbſt
vornahmen. Wobey ſich doch noch zweyerley ſin-
gularia
ereigneten:

1. Denn die Frantzoſen hatten nur ein eintzi-
ges Exemplar in originali von Meudon
erhalten: und wolten demnach den Staͤn-
den des Reichs, nur eine vidimirte Copie
aushaͤndigen: worgegen ſich zwar die
Staͤnde ſetzten, und ſich auf die Acta des
Weſtphaͤliſchen und Niemaͤgiſchen Frie-
dens, wie auch auf die Armiſtitz-Tracta-
t
en berufften: aber nichts anders erhal-
ten kunten. Hingegen
2. Muſten die Frantzoſen auch vorlieb nehmen,
daß die Reichs-Ratification nicht von dem
Churfuͤrſten von Mayntz ſelbſt: ſondern nur
von denen Chur-Mayntziſchen Geſandten
zu Regenſpurg war unterſchrieben worden:
Wurde demnach eine Imperfectio mit der
andern compenſiret.

Nach dieſen, nahmen die im Haag verſam̃let
geweſenen Ambaſſadeurs und Plenipotentiarii,
einer nach dem andern von einander, ins beſonde-
re aber auch von den Herren General-Staaten,
und zwar die meiſten in oͤffentlicher Audientz, Ab-
ſchied; da ſich denn noch zu guter letzt ein Cere-
moni
en-Streit auf folgende Art ereignete: Die
Herren General-Staaten, welche gleichwie an-

dere
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0694" n="666"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/>
der mit etlichen Cavaliers, nach dem Hau&#x017F;e Neu-<lb/>
burg begaben, und die Auswech&#x017F;elungen da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
vornahmen. Wobey &#x017F;ich doch noch zweyerley <hi rendition="#aq">&#x017F;in-<lb/>
gularia</hi> ereigneten:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. Denn die Frantzo&#x017F;en hatten nur ein eintzi-<lb/>
ges <hi rendition="#aq">Exempl</hi>ar <hi rendition="#aq">in originali</hi> von <hi rendition="#aq">Meudon</hi><lb/>
erhalten: und wolten demnach den Sta&#x0364;n-<lb/>
den des Reichs, nur eine <hi rendition="#aq">vidimirt</hi>e <hi rendition="#aq">Copi</hi>e<lb/>
ausha&#x0364;ndigen: worgegen &#x017F;ich zwar die<lb/>
Sta&#x0364;nde &#x017F;etzten, und &#x017F;ich auf die <hi rendition="#aq">Acta</hi> des<lb/>
We&#x017F;tpha&#x0364;li&#x017F;chen und Niema&#x0364;gi&#x017F;chen Frie-<lb/>
dens, wie auch auf die <hi rendition="#aq">Armi&#x017F;ti</hi>tz-<hi rendition="#aq">Tracta-<lb/>
t</hi>en berufften: aber nichts anders erhal-<lb/>
ten kunten. Hingegen</item><lb/>
              <item>2. Mu&#x017F;ten die Frantzo&#x017F;en auch vorlieb nehmen,<lb/>
daß die Reichs-<hi rendition="#aq">Ratificatio</hi>n nicht von dem<lb/>
Churfu&#x0364;r&#x017F;ten von Mayntz &#x017F;elb&#x017F;t: &#x017F;ondern nur<lb/>
von denen Chur-Mayntzi&#x017F;chen Ge&#x017F;andten<lb/>
zu Regen&#x017F;purg war unter&#x017F;chrieben worden:<lb/>
Wurde demnach eine <hi rendition="#aq">Imperfectio</hi> mit der<lb/>
andern <hi rendition="#aq">compen&#x017F;ir</hi>et.</item>
            </list><lb/>
            <p>Nach die&#x017F;en, nahmen die im Haag ver&#x017F;am&#x0303;let<lb/>
gewe&#x017F;enen <hi rendition="#aq">Amba&#x017F;&#x017F;adeurs</hi> und <hi rendition="#aq">Plenipotentiarii,</hi><lb/>
einer nach dem andern von einander, ins be&#x017F;onde-<lb/>
re aber auch von den Herren General-Staaten,<lb/>
und zwar die mei&#x017F;ten in o&#x0364;ffentlicher <hi rendition="#aq">Audien</hi>tz, Ab-<lb/>
&#x017F;chied; da &#x017F;ich denn noch zu guter letzt ein <hi rendition="#aq">Cere-<lb/>
moni</hi>en-Streit auf folgende Art ereignete: Die<lb/>
Herren General-Staaten, welche gleichwie an-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dere</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[666/0694] Europaͤiſches der mit etlichen Cavaliers, nach dem Hauſe Neu- burg begaben, und die Auswechſelungen daſelbſt vornahmen. Wobey ſich doch noch zweyerley ſin- gularia ereigneten: 1. Denn die Frantzoſen hatten nur ein eintzi- ges Exemplar in originali von Meudon erhalten: und wolten demnach den Staͤn- den des Reichs, nur eine vidimirte Copie aushaͤndigen: worgegen ſich zwar die Staͤnde ſetzten, und ſich auf die Acta des Weſtphaͤliſchen und Niemaͤgiſchen Frie- dens, wie auch auf die Armiſtitz-Tracta- ten berufften: aber nichts anders erhal- ten kunten. Hingegen 2. Muſten die Frantzoſen auch vorlieb nehmen, daß die Reichs-Ratification nicht von dem Churfuͤrſten von Mayntz ſelbſt: ſondern nur von denen Chur-Mayntziſchen Geſandten zu Regenſpurg war unterſchrieben worden: Wurde demnach eine Imperfectio mit der andern compenſiret. Nach dieſen, nahmen die im Haag verſam̃let geweſenen Ambaſſadeurs und Plenipotentiarii, einer nach dem andern von einander, ins beſonde- re aber auch von den Herren General-Staaten, und zwar die meiſten in oͤffentlicher Audientz, Ab- ſchied; da ſich denn noch zu guter letzt ein Cere- monien-Streit auf folgende Art ereignete: Die Herren General-Staaten, welche gleichwie an- dere

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/694
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 666. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/694>, abgerufen am 05.05.2024.