Hauptsächlich bezoge man sich, wenn et- wan ein oder das andere Dubium wegen des Ce- remoniels, in was für einem Puncte desselben es auch nnr seyn kunte, auf dasjenige, was dißfals zu Niemägen, oder auch in einem vorhergehenden Friedens-Schlusse war practiciret worden; und obgleich dieses die beste Art ware, zweifelhaffte Ce- remonien durch Praejudicia und Actus Posseßio- nis zu entscheiden, weil biß dato keine Leges dar- über geschrieben und promulgiret worden; so wurden doch, bald von diesem bald von jenem, ei- nige exceptiones und limitationes gemacht.
§. 12.
Die Provocatio auf dem Niemägi- schen Frieden nun geschahe ins besondere über dem Disput,
1. Wie die Entrevües der Kayserlichen und Frantzösischen Minister in dem Conferentz- Hause geschehen,
2. Jn was für einer Sprache man zusammen reden solle: da zwar das Latein, als com- munis interpres, zum Gebrauch vorge- schlagen: aber von den Frantzösischen Mi- nistern gegen selbiges eingewendet wurde, daß sie es zu reden nicht fähig, und also sich ein jeder in einer Sprache, welche ihm ge- läuffig, expliciren müsse.
§. 13.
Nachdem also ziemlich lange Zeit mit allerhand disputiren über nöthige und unnöthige
Din-
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Hoff-Ceremoniel.
§. 11.
Hauptſaͤchlich bezoge man ſich, wenn et- wan ein oder das andere Dubium wegen des Ce- remoniels, in was fuͤr einem Puncte deſſelben es auch nnr ſeyn kunte, auf dasjenige, was dißfals zu Niemaͤgen, oder auch in einem vorhergehenden Friedens-Schluſſe war practiciret worden; und obgleich dieſes die beſte Art ware, zweifelhaffte Ce- remonien durch Præjudicia und Actus Poſſeßio- nis zu entſcheiden, weil biß dato keine Leges dar- uͤber geſchrieben und promulgiret worden; ſo wurden doch, bald von dieſem bald von jenem, ei- nige exceptiones und limitationes gemacht.
§. 12.
Die Provocatio auf dem Niemaͤgi- ſchen Frieden nun geſchahe ins beſondere uͤber dem Diſput,
1. Wie die Entrevües der Kayſerlichen und Frantzoͤſiſchen Miniſter in dem Conferentz- Hauſe geſchehen,
2. Jn was fuͤr einer Sprache man zuſammen reden ſolle: da zwar das Latein, als com- munis interpres, zum Gebrauch vorge- ſchlagen: aber von den Frantzoͤſiſchen Mi- niſtern gegen ſelbiges eingewendet wurde, daß ſie es zu reden nicht faͤhig, und alſo ſich ein jeder in einer Sprache, welche ihm ge- laͤuffig, expliciren muͤſſe.
§. 13.
Nachdem alſo ziemlich lange Zeit mit allerhand diſputiren uͤber noͤthige und unnoͤthige
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Hoff-Ceremoniel.
§. 11. Hauptſaͤchlich bezoge man ſich, wenn et-
wan ein oder das andere Dubium wegen des Ce-
remoniels, in was fuͤr einem Puncte deſſelben es
auch nnr ſeyn kunte, auf dasjenige, was dißfals
zu Niemaͤgen, oder auch in einem vorhergehenden
Friedens-Schluſſe war practiciret worden; und
obgleich dieſes die beſte Art ware, zweifelhaffte Ce-
remonien durch Præjudicia und Actus Poſſeßio-
nis zu entſcheiden, weil biß dato keine Leges dar-
uͤber geſchrieben und promulgiret worden; ſo
wurden doch, bald von dieſem bald von jenem, ei-
nige exceptiones und limitationes gemacht.
§. 12. Die Provocatio auf dem Niemaͤgi-
ſchen Frieden nun geſchahe ins beſondere uͤber
dem Diſput,
1. Wie die Entrevües der Kayſerlichen und
Frantzoͤſiſchen Miniſter in dem Conferentz-
Hauſe geſchehen,
2. Jn was fuͤr einer Sprache man zuſammen
reden ſolle: da zwar das Latein, als com-
munis interpres, zum Gebrauch vorge-
ſchlagen: aber von den Frantzoͤſiſchen Mi-
niſtern gegen ſelbiges eingewendet wurde,
daß ſie es zu reden nicht faͤhig, und alſo ſich
ein jeder in einer Sprache, welche ihm ge-
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§. 13. Nachdem alſo ziemlich lange Zeit mit
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/573>, abgerufen am 22.11.2024.
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