jedoch auch zugleich plat abgewiesen. Allein in dem Haag kunte sich gedachtes Hertzoges Minister Mons. de la Tour einer derglei- chen Höflichkeit nicht rühmen, massen er da- selbst von allen Ministern der Alliirten scheel angesehen wurde, und zwar dergestalt, daß fast keiner derselben mit ihme umbgehen wolte; massen es sich zutruge, daß als der Spanische Ambassadeur Don Quiros, und folgentlich der Portugisische Mons. Pachieto, fast alle sich im Haag befindli- che Ministros, worunter auch Mons. de la Tour begriffen war, tractirete; kein ein- tziger gemelter Ministrorum (ausser dem Chur-Brandenburgischen Mons. Schmet- tau) mit ihm redete; ja es fehlete nicht viel daß sich die Populace nicht an ihme ver- griffen hätte. Welchem Unheil vorzukom- men die Herren Staaten eine Escadron von der blauen Reuter-Garde für sein Hauß, selbiges zu bewahren commandiren, u. man gleichwohl noch besorgen muste, daß dieses Mittel nicht zulänglich seyn möchte; biß sie ihn endlich, jedoch mit seinem Wil- len, aus dem Haag Abschied nehmen, und biß auf ihre Gräntzen convoiren liessen: da er sich denn nach Brüssel begabe, und sei- nen Sejour daselbsten so lange machte, biß endlich die Friedens-Tractaten ihren An-
fang
Hoff-Ceremoniel.
jedoch auch zugleich plat abgewieſen. Allein in dem Haag kunte ſich gedachtes Hertzoges Miniſter Monſ. de la Tour einer derglei- chen Hoͤflichkeit nicht ruͤhmen, maſſen er da- ſelbſt von allen Miniſtern der Alliirten ſcheel angeſehen wurde, und zwar dergeſtalt, daß faſt keiner derſelben mit ihme umbgehen wolte; maſſen es ſich zutruge, daß als der Spaniſche Ambaſſadeur Don Quiros, und folgentlich der Portugiſiſche Monſ. Pachieto, faſt alle ſich im Haag befindli- che Miniſtros, worunter auch Monſ. de la Tour begriffen war, tractirete; kein ein- tziger gemelter Miniſtrorum (auſſer dem Chur-Brandenburgiſchen Monſ. Schmet- tau) mit ihm redete; ja es fehlete nicht viel daß ſich die Populace nicht an ihme ver- griffen haͤtte. Welchem Unheil vorzukom- men die Herren Staaten eine Eſcadron von der blauen Reuter-Garde fuͤr ſein Hauß, ſelbiges zu bewahꝛen commandiꝛen, u. man gleichwohl noch beſorgen muſte, daß dieſes Mittel nicht zulaͤnglich ſeyn moͤchte; biß ſie ihn endlich, jedoch mit ſeinem Wil- len, aus dem Haag Abſchied nehmen, und biß auf ihre Graͤntzen convoiren lieſſen: da er ſich denn nach Bruͤſſel begabe, und ſei- nen Sejour daſelbſten ſo lange machte, biß endlich die Friedens-Tractaten ihren An-
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Hoff-Ceremoniel.
jedoch auch zugleich plat abgewieſen. Allein
in dem Haag kunte ſich gedachtes Hertzoges
Miniſter Monſ. de la Tour einer derglei-
chen Hoͤflichkeit nicht ruͤhmen, maſſen er da-
ſelbſt von allen Miniſtern der Alliirten ſcheel
angeſehen wurde, und zwar dergeſtalt, daß
faſt keiner derſelben mit ihme umbgehen
wolte; maſſen es ſich zutruge, daß als der
Spaniſche Ambaſſadeur Don Quiros,
und folgentlich der Portugiſiſche Monſ.
Pachieto, faſt alle ſich im Haag befindli-
che Miniſtros, worunter auch Monſ. de
la Tour begriffen war, tractirete; kein ein-
tziger gemelter Miniſtrorum (auſſer dem
Chur-Brandenburgiſchen Monſ. Schmet-
tau) mit ihm redete; ja es fehlete nicht viel
daß ſich die Populace nicht an ihme ver-
griffen haͤtte. Welchem Unheil vorzukom-
men die Herren Staaten eine Eſcadron
von der blauen Reuter-Garde fuͤr ſein
Hauß, ſelbiges zu bewahꝛen commandiꝛen,
u. man gleichwohl noch beſorgen muſte, daß
dieſes Mittel nicht zulaͤnglich ſeyn moͤchte;
biß ſie ihn endlich, jedoch mit ſeinem Wil-
len, aus dem Haag Abſchied nehmen, und
biß auf ihre Graͤntzen convoiren lieſſen: da
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nen Sejour daſelbſten ſo lange machte, biß
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 525. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/553>, abgerufen am 22.11.2024.
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