entschlosse, kein Wort mehr deswegen bey Franckreich zu verliehren, sondern zu erwar- ten, daß wenn man ihn zu einem Mediatori erkiesen wolte, man ihn deshalben in Lisa- bon suchen und darumb ersuchen solte.
3. Venedig gienge es ebenfals, wie dem Könige von Portugall, welches sich aber darüber nicht sehr chagrinirete, vornehmlich weil es daran gedachte, was ihrem Ministro Mediationis dem Contarini auf dem Westphälischen Frieden begegnet.
4. Savoyen meldete sich auch, und zwar zu erst an dem Kayserl. Hofe, unerachtet er sich bey selbigem, und generalement bey allen Ho- hen Allirten, durch seinen mit Franckreich geschlossenen Particulir-Frieden höchst ver- hasset gemacht. Er ließ an Allerhöchstge- dachtem Kayserlichen Hofe, trefflich wohl ausgesonnene Politische Vorträge und wahrscheinlich machen, daß der Friede Kay- serlicher Majestät sehr nöthig, er aber zu einem raisonablen Frieden behülfflich zu seyn, nunmehro in dem Stande wäre. Al- lein die gründliche Politique des Aller- durchl. Ertz-Hertzoglichen Hauses von Oe- sterreich, übertraff die superficielle des Hertzoges von Savoyen: und wurde er mit seiner Praetension einen Mediatorem ab- zugeben nach Hof-Manier, daß ist, höfflich,
jedoch
Europaͤiſches
entſchloſſe, kein Wort mehr deswegen bey Franckreich zu verliehren, ſondern zu erwar- ten, daß wenn man ihn zu einem Mediatori erkieſen wolte, man ihn deshalben in Liſa- bon ſuchen und darumb erſuchen ſolte.
3. Venedig gienge es ebenfals, wie dem Koͤnige von Portugall, welches ſich aber daruͤber nicht ſehr chagrinirete, vornehmlich weil es daran gedachte, was ihrem Miniſtro Mediationis dem Contarini auf dem Weſtphaͤliſchen Frieden begegnet.
4. Savoyen meldete ſich auch, und zwar zu erſt an dem Kayſerl. Hofe, unerachtet er ſich bey ſelbigem, und generalement bey allen Ho- hen Allirten, durch ſeinen mit Franckreich geſchloſſenen Particulir-Frieden hoͤchſt ver- haſſet gemacht. Er ließ an Allerhoͤchſtge- dachtem Kayſerlichen Hofe, trefflich wohl ausgeſonnene Politiſche Vortraͤge und wahrſcheinlich machen, daß der Friede Kay- ſerlicher Majeſtaͤt ſehr noͤthig, er aber zu einem raiſonablen Frieden behuͤlfflich zu ſeyn, nunmehro in dem Stande waͤre. Al- lein die gruͤndliche Politique des Aller- durchl. Ertz-Hertzoglichen Hauſes von Oe- ſterreich, uͤbertraff die ſuperficielle des Hertzoges von Savoyen: und wurde er mit ſeiner Prætenſion einen Mediatorem ab- zugeben nach Hof-Manier, daß iſt, hoͤfflich,
jedoch
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Europaͤiſches
entſchloſſe, kein Wort mehr deswegen bey
Franckreich zu verliehren, ſondern zu erwar-
ten, daß wenn man ihn zu einem Mediatori
erkieſen wolte, man ihn deshalben in Liſa-
bon ſuchen und darumb erſuchen ſolte.
3. Venedig gienge es ebenfals, wie dem Koͤnige
von Portugall, welches ſich aber daruͤber
nicht ſehr chagrinirete, vornehmlich weil
es daran gedachte, was ihrem Miniſtro
Mediationis dem Contarini auf dem
Weſtphaͤliſchen Frieden begegnet.
4. Savoyen meldete ſich auch, und zwar zu erſt
an dem Kayſerl. Hofe, unerachtet er ſich bey
ſelbigem, und generalement bey allen Ho-
hen Allirten, durch ſeinen mit Franckreich
geſchloſſenen Particulir-Frieden hoͤchſt ver-
haſſet gemacht. Er ließ an Allerhoͤchſtge-
dachtem Kayſerlichen Hofe, trefflich wohl
ausgeſonnene Politiſche Vortraͤge und
wahrſcheinlich machen, daß der Friede Kay-
ſerlicher Majeſtaͤt ſehr noͤthig, er aber zu
einem raiſonablen Frieden behuͤlfflich zu
ſeyn, nunmehro in dem Stande waͤre. Al-
lein die gruͤndliche Politique des Aller-
durchl. Ertz-Hertzoglichen Hauſes von Oe-
ſterreich, uͤbertraff die ſuperficielle des
Hertzoges von Savoyen: und wurde er mit
ſeiner Prætenſion einen Mediatorem ab-
zugeben nach Hof-Manier, daß iſt, hoͤfflich,
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 524. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/552>, abgerufen am 22.11.2024.
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