3. Die Herren Staaten von Holland, welche schon so viel Schwürigkeiten in Ausferti- gung der Passeporte sahen, und derer noch mehr besorgten, resolvireten und erkläre- ten sich gegen dem Englischen Minister Mons. Temple: daß sie ihre Passeporte en blanc, oder auf eine solche Art ertheilen wolten, als es gedachtem Englischen Mini- ster gefällig: jedoch aber mit der Condition, daß der König von Franckreich und dessen Aliirte, die ihrigen in eben der Form, als sie thäten, oder thun würden, ihnen und ih- ren Hohen Aliirten wiederumb recipro- quement zustellen solten; und demnach wurde dem Mons. Temple aufgetragen, diese allerseitige Passeporte zu empfangen und auszutheilen: wodurch er genöthiget wurde, sich etliche Monath länger in dem Haag aufzuhalten, als er nicht gesonnen ge- wesen.
4. Als es endlich schiene, daß alle wegen der Passeports entstandene Differentien ab- gethan wären, entstunde dennoch dißfalls was neues; indeme einige Minister der Alliirten (welche nicht gerne sahen daß man den Friedens-Congreß für Endigung der Campagne anfinge) die Herren Staa- ten obligirten, eine Deputation an Mons. Temple abzuordnen, umb ihn zu ersuchen,
daß
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Hoff-Ceremoniel.
3. Die Herren Staaten von Holland, welche ſchon ſo viel Schwuͤrigkeiten in Ausferti- gung der Paſſeporte ſahen, und derer noch mehr beſorgten, reſolvireten und erklaͤre- ten ſich gegen dem Engliſchen Miniſter Monſ. Temple: daß ſie ihre Paſſeporte en blanc, oder auf eine ſolche Art ertheilen wolten, als es gedachtem Engliſchen Mini- ſter gefaͤllig: jedoch aber mit der Condition, daß der Koͤnig von Franckreich und deſſen Aliirte, die ihrigen in eben der Form, als ſie thaͤten, oder thun wuͤrden, ihnen und ih- ren Hohen Aliirten wiederumb recipro- quement zuſtellen ſolten; und demnach wurde dem Monſ. Temple aufgetragen, dieſe allerſeitige Paſſeporte zu empfangen und auszutheilen: wodurch er genoͤthiget wurde, ſich etliche Monath laͤnger in dem Haag aufzuhalten, als er nicht geſonnen ge- weſen.
4. Als es endlich ſchiene, daß alle wegen der Paſſeports entſtandene Differentien ab- gethan waͤren, entſtunde dennoch dißfalls was neues; indeme einige Miniſter der Alliirten (welche nicht gerne ſahen daß man den Friedens-Congreß fuͤr Endigung der Campagne anfinge) die Herren Staa- ten obligirten, eine Deputation an Monſ. Temple abzuordnen, umb ihn zu erſuchen,
daß
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Hoff-Ceremoniel.
3. Die Herren Staaten von Holland, welche
ſchon ſo viel Schwuͤrigkeiten in Ausferti-
gung der Paſſeporte ſahen, und derer noch
mehr beſorgten, reſolvireten und erklaͤre-
ten ſich gegen dem Engliſchen Miniſter
Monſ. Temple: daß ſie ihre Paſſeporte
en blanc, oder auf eine ſolche Art ertheilen
wolten, als es gedachtem Engliſchen Mini-
ſter gefaͤllig: jedoch aber mit der Condition,
daß der Koͤnig von Franckreich und deſſen
Aliirte, die ihrigen in eben der Form, als
ſie thaͤten, oder thun wuͤrden, ihnen und ih-
ren Hohen Aliirten wiederumb recipro-
quement zuſtellen ſolten; und demnach
wurde dem Monſ. Temple aufgetragen,
dieſe allerſeitige Paſſeporte zu empfangen
und auszutheilen: wodurch er genoͤthiget
wurde, ſich etliche Monath laͤnger in dem
Haag aufzuhalten, als er nicht geſonnen ge-
weſen.
4. Als es endlich ſchiene, daß alle wegen der
Paſſeports entſtandene Differentien ab-
gethan waͤren, entſtunde dennoch dißfalls
was neues; indeme einige Miniſter der
Alliirten (welche nicht gerne ſahen daß
man den Friedens-Congreß fuͤr Endigung
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 501. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/529>, abgerufen am 22.11.2024.
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