Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Europäisches gemessenen Schritten entgegen, biß an die Liniewelche in dem Conferentz-Saale gemacht wor- den ware, und von welcher schon oben Meldung geschehen; Daselbst setzte ein jeder ein Knie auf die Erden, und embrassirten einander auf das freundlichste. Nachgehends grüssete der König in Franckreich seine Braut, und küssete sie: der Kö- nig in Spanien aber seine Frau Schwester, wel- che sich gegen den Philippum IV. ihren Herrn Bruder sehr manierlich bedanckete, daß Sei- ne Catholische Majestät sich in dero hohen Alter die Mühe nehmen, und eine so schwere Reise an- treten wollen; Darauf ihr gemeldter König mit einer besondern Freundlichkeit antwortete: Da- fern er etwan nicht, weder zu Wagen, noch zu Pferde, auf seiner Reise hätte fortkommen kön- nen, würde er doch nicht unterlassen haben, sel- bige zu Fusse zu verrichten; weil seine Sehnsucht allzu groß gewesen, den König in Franckreich, sei- nen Vetter und Eydam zu sehen: Sie aber die Kö- nigin seine Frau Schwester, für seinem Ende noch einmahl zu embrassiren. Hierauf praesentirete die alte Königin von Franckreich ihrem Herrn Bruder, alle Grossen des Frantzösischen Hofes, so gar auch den Cardinal Mazarin, unerachtet dieser dem König Philippo schon bekandt worden war; Don Louis de Haro aber, praesentirete im Gegentheil die Grossen des Spanischen Hofes dem Könige von Franckreich. Zeit wehrender die-
Europaͤiſches gemeſſenen Schritten entgegen, biß an die Liniewelche in dem Conferentz-Saale gemacht wor- den ware, und von welcher ſchon oben Meldung geſchehen; Daſelbſt ſetzte ein jeder ein Knie auf die Erden, und embrasſirten einander auf das freundlichſte. Nachgehends gruͤſſete der Koͤnig in Franckreich ſeine Braut, und kuͤſſete ſie: der Koͤ- nig in Spanien aber ſeine Frau Schweſter, wel- che ſich gegen den Philippum IV. ihren Herrn Bruder ſehr manierlich bedanckete, daß Sei- ne Catholiſche Majeſtaͤt ſich in dero hohen Alter die Muͤhe nehmen, und eine ſo ſchwere Reiſe an- treten wollen; Darauf ihr gemeldter Koͤnig mit einer beſondern Freundlichkeit antwortete: Da- fern er etwan nicht, weder zu Wagen, noch zu Pferde, auf ſeiner Reiſe haͤtte fortkommen koͤn- nen, wuͤrde er doch nicht unterlaſſen haben, ſel- bige zu Fuſſe zu verrichten; weil ſeine Sehnſucht allzu groß geweſen, den Koͤnig in Franckreich, ſei- nen Vetter und Eydam zu ſehen: Sie aber die Koͤ- nigin ſeine Frau Schweſter, fuͤr ſeinem Ende noch einmahl zu embrasſiren. Hierauf præſentirete die alte Koͤnigin von Franckreich ihrem Herrn Bruder, alle Groſſen des Frantzoͤſiſchen Hofes, ſo gar auch den Cardinal Mazarin, unerachtet dieſer dem Koͤnig Philippo ſchon bekandt worden war; Don Louis de Haro aber, præſentirete im Gegentheil die Groſſen des Spaniſchen Hofes dem Koͤnige von Franckreich. Zeit wehrender die-
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Europaͤiſches
gemeſſenen Schritten entgegen, biß an die Linie
welche in dem Conferentz-Saale gemacht wor-
den ware, und von welcher ſchon oben Meldung
geſchehen; Daſelbſt ſetzte ein jeder ein Knie auf die
Erden, und embrasſirten einander auf das
freundlichſte. Nachgehends gruͤſſete der Koͤnig
in Franckreich ſeine Braut, und kuͤſſete ſie: der Koͤ-
nig in Spanien aber ſeine Frau Schweſter, wel-
che ſich gegen den Philippum IV. ihren Herrn
Bruder ſehr manierlich bedanckete, daß Sei-
ne Catholiſche Majeſtaͤt ſich in dero hohen Alter
die Muͤhe nehmen, und eine ſo ſchwere Reiſe an-
treten wollen; Darauf ihr gemeldter Koͤnig mit
einer beſondern Freundlichkeit antwortete: Da-
fern er etwan nicht, weder zu Wagen, noch zu
Pferde, auf ſeiner Reiſe haͤtte fortkommen koͤn-
nen, wuͤrde er doch nicht unterlaſſen haben, ſel-
bige zu Fuſſe zu verrichten; weil ſeine Sehnſucht
allzu groß geweſen, den Koͤnig in Franckreich, ſei-
nen Vetter und Eydam zu ſehen: Sie aber die Koͤ-
nigin ſeine Frau Schweſter, fuͤr ſeinem Ende noch
einmahl zu embrasſiren. Hierauf præſentirete
die alte Koͤnigin von Franckreich ihrem Herrn
Bruder, alle Groſſen des Frantzoͤſiſchen Hofes,
ſo gar auch den Cardinal Mazarin, unerachtet
dieſer dem Koͤnig Philippo ſchon bekandt worden
war; Don Louis de Haro aber, præſentirete im
Gegentheil die Groſſen des Spaniſchen Hofes
dem Koͤnige von Franckreich. Zeit wehrender
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