etwan anderthalbe Stunde gedauret; separire- ten sich diese höchste Personen wieder von einan- der, und nahm der König in Spanien seinen Rück- weg, so wie er auch ankommen war, wiederumb zu Schiffe. Der König von Franckreich versäu- mete hierbey nicht die Gelegenheit seine angeneh- me Braut noch einmahl incognito zu sehen, ritte demnach mit seinen Cavalliers an einen engen Ort des Flusses, welchen die Infantin passiren muste, und hielt an dem Ufer zu Pferde mit ent- blössetem Haupte.
§. 28.
Den 6. Junii ward die andere Zusam- menkunfft gehalten, und zwar darumb, daß beyde in eigener allerhöchsten Person die Friedens-Ar- ticul beschweren solten. Zu mehrer Solennität aber, wurde ausser der beyden Cronen Officiers, niemand fremdes admittiret. Der König in Franckreich kam über Land, in einer Carossen mit vielem Gefolge; der König in Spanien aber wiederumb zu Wasser in der Conferentz-Jnsul an, beyde Majestäten waren auf das prächtigste gekleidet. Und zwar erschiene der König in Spanien, in einem schwartzen Kleide, über wel- chen er den Orden des güldenen Vliesses mit über- aus grossen Diamanten besetzet hangen, auf der Crempe des Hutes aber ein Kleinod hatte, wel- ches den Zuschauern trefflich in die Augen blin- ckerte. Die Infantin war in ein, mit den köst- lichsten Diamanten garnirtes Silber-Stück
geklei-
Europaͤiſches
etwan anderthalbe Stunde gedauret; ſeparire- ten ſich dieſe hoͤchſte Perſonen wieder von einan- der, und nahm der Koͤnig in Spanien ſeinen Ruͤck- weg, ſo wie er auch ankommen war, wiederumb zu Schiffe. Der Koͤnig von Franckreich verſaͤu- mete hierbey nicht die Gelegenheit ſeine angeneh- me Braut noch einmahl incognito zu ſehen, ritte demnach mit ſeinen Cavalliers an einen engen Ort des Fluſſes, welchen die Infantin pasſiren muſte, und hielt an dem Ufer zu Pferde mit ent- bloͤſſetem Haupte.
§. 28.
Den 6. Junii ward die andere Zuſam- menkunfft gehalten, und zwar darumb, daß beyde in eigener allerhoͤchſten Perſon die Friedens-Ar- ticul beſchweren ſolten. Zu mehrer Solennitaͤt aber, wurde auſſer der beyden Cronen Officiers, niemand fremdes admittiret. Der Koͤnig in Franckreich kam uͤber Land, in einer Caroſſen mit vielem Gefolge; der Koͤnig in Spanien aber wiederumb zu Waſſer in der Conferentz-Jnſul an, beyde Majeſtaͤten waren auf das praͤchtigſte gekleidet. Und zwar erſchiene der Koͤnig in Spanien, in einem ſchwartzen Kleide, uͤber wel- chen er den Orden des guͤldenen Vlieſſes mit uͤber- aus groſſen Diamanten beſetzet hangen, auf der Crempe des Hutes aber ein Kleinod hatte, wel- ches den Zuſchauern trefflich in die Augen blin- ckerte. Die Infantin war in ein, mit den koͤſt- lichſten Diamanten garnirtes Silber-Stuͤck
geklei-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0476"n="448"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Europaͤiſches</hi></fw><lb/>
etwan anderthalbe Stunde gedauret; <hirendition="#aq">ſeparire</hi>-<lb/>
ten ſich dieſe hoͤchſte Perſonen wieder von einan-<lb/>
der, und nahm der Koͤnig in Spanien ſeinen Ruͤck-<lb/>
weg, ſo wie er auch ankommen war, wiederumb<lb/>
zu Schiffe. Der Koͤnig von Franckreich verſaͤu-<lb/>
mete hierbey nicht die Gelegenheit ſeine angeneh-<lb/>
me Braut noch einmahl <hirendition="#aq">incognito</hi> zu ſehen, ritte<lb/>
demnach mit ſeinen Cavalliers an einen engen<lb/>
Ort des Fluſſes, welchen die <hirendition="#aq">Infantin pasſi</hi>ren<lb/>
muſte, und hielt an dem Ufer zu Pferde mit ent-<lb/>
bloͤſſetem Haupte.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 28.</head><p>Den 6. <hirendition="#aq">Junii</hi> ward die andere Zuſam-<lb/>
menkunfft gehalten, und zwar darumb, daß beyde<lb/>
in eigener allerhoͤchſten Perſon die Friedens-Ar-<lb/>
ticul beſchweren ſolten. Zu mehrer <hirendition="#aq">Solenni</hi>taͤt<lb/>
aber, wurde auſſer der beyden Cronen Officiers,<lb/>
niemand fremdes <hirendition="#aq">admitti</hi>ret. Der Koͤnig<lb/>
in Franckreich kam uͤber Land, in einer Caroſſen<lb/>
mit vielem Gefolge; der Koͤnig in Spanien aber<lb/>
wiederumb zu Waſſer in der <hirendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jnſul<lb/>
an, beyde Majeſtaͤten waren auf das praͤchtigſte<lb/>
gekleidet. Und zwar erſchiene der Koͤnig in<lb/>
Spanien, in einem ſchwartzen Kleide, uͤber wel-<lb/>
chen er den Orden des guͤldenen Vlieſſes mit uͤber-<lb/>
aus groſſen Diamanten beſetzet hangen, auf der<lb/>
Crempe des Hutes aber ein Kleinod hatte, wel-<lb/>
ches den Zuſchauern trefflich in die Augen blin-<lb/>
ckerte. Die <hirendition="#aq">Infantin</hi> war in ein, mit den koͤſt-<lb/>
lichſten Diamanten <hirendition="#aq">garnir</hi>tes Silber-Stuͤck<lb/><fwplace="bottom"type="catch">geklei-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[448/0476]
Europaͤiſches
etwan anderthalbe Stunde gedauret; ſeparire-
ten ſich dieſe hoͤchſte Perſonen wieder von einan-
der, und nahm der Koͤnig in Spanien ſeinen Ruͤck-
weg, ſo wie er auch ankommen war, wiederumb
zu Schiffe. Der Koͤnig von Franckreich verſaͤu-
mete hierbey nicht die Gelegenheit ſeine angeneh-
me Braut noch einmahl incognito zu ſehen, ritte
demnach mit ſeinen Cavalliers an einen engen
Ort des Fluſſes, welchen die Infantin pasſiren
muſte, und hielt an dem Ufer zu Pferde mit ent-
bloͤſſetem Haupte.
§. 28.Den 6. Junii ward die andere Zuſam-
menkunfft gehalten, und zwar darumb, daß beyde
in eigener allerhoͤchſten Perſon die Friedens-Ar-
ticul beſchweren ſolten. Zu mehrer Solennitaͤt
aber, wurde auſſer der beyden Cronen Officiers,
niemand fremdes admittiret. Der Koͤnig
in Franckreich kam uͤber Land, in einer Caroſſen
mit vielem Gefolge; der Koͤnig in Spanien aber
wiederumb zu Waſſer in der Conferentz-Jnſul
an, beyde Majeſtaͤten waren auf das praͤchtigſte
gekleidet. Und zwar erſchiene der Koͤnig in
Spanien, in einem ſchwartzen Kleide, uͤber wel-
chen er den Orden des guͤldenen Vlieſſes mit uͤber-
aus groſſen Diamanten beſetzet hangen, auf der
Crempe des Hutes aber ein Kleinod hatte, wel-
ches den Zuſchauern trefflich in die Augen blin-
ckerte. Die Infantin war in ein, mit den koͤſt-
lichſten Diamanten garnirtes Silber-Stuͤck
geklei-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/476>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.