Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Europäisches
lippus IV. auch die Infantin in höchster Person
auf die Conferentz-Jnsul begleiten solte? Der
Cardinal befragete den Don Louis de Haro ex-
presse
darüber, zugleich meldende, daß die Köni-
gin in Franckreich eine unaussprechliche Freude
empfinden würde, daferne sie das Glücke genies-
sen könte, ihren Herrn Bruder Philippum IV.
zu sehen, und zu embrassiren. Don Louis de
Haro
antwortete hierauf gantz categorisch, daß
sein König so viel Sehnsucht nach der Königin in
Franckreich seiner Frau Schwester, als diese et-
wan nach ihme hätte, und gewiß die Infantin
nach der Conferentz-Jnsul begleiten würde; al-
lein der Cardinal bekam darüber gleichwohl einen
Zweifel, weil einige vornehme Spanische Herren,
welche in der Suite des Don Louis waren, sich
verlauten lassen: Daß der König in Spanien in den
Armen durch einen Schlag-Fluß einige Lähmung
hätte, welche ihm nicht würden zulassen eine so
lange Reise, und zwar in dem Winter zu thun,
folgentlich schlechte Apparence wäre, daß er sel-
ber auf die Conferentz-Jnsul kommen könne, ob
er gleich etwan schon wolte. Diese Nachricht
nahm der Cardinal dergestalt an, daß man etwan
ins künfftige diese des Königes Kranckheit zu ei-
nem Praetext seines nicht Erscheinens, und nicht
Accompagnirung der Infantin brauchen möch-
te; allein er wurde seines Mißtrauens bald be-
freyet, nachdem Don Pedro Coloma dem

Mons.

Europaͤiſches
lippus IV. auch die Infantin in hoͤchſter Perſon
auf die Conferentz-Jnſul begleiten ſolte? Der
Cardinal befragete den Don Louis de Haro ex-
preſſe
daruͤber, zugleich meldende, daß die Koͤni-
gin in Franckreich eine unausſprechliche Freude
empfinden wuͤrde, daferne ſie das Gluͤcke genieſ-
ſen koͤnte, ihren Herrn Bruder Philippum IV.
zu ſehen, und zu embrasſiren. Don Louis de
Haro
antwortete hierauf gantz categoriſch, daß
ſein Koͤnig ſo viel Sehnſucht nach der Koͤnigin in
Franckreich ſeiner Frau Schweſter, als dieſe et-
wan nach ihme haͤtte, und gewiß die Infantin
nach der Conferentz-Jnſul begleiten wuͤrde; al-
lein der Cardinal bekam daruͤber gleichwohl einen
Zweifel, weil einige vornehme Spaniſche Herren,
welche in der Suite des Don Louis waren, ſich
veꝛlauten laſſen: Daß der Koͤnig in Spanien in den
Armen durch einen Schlag-Fluß einige Laͤhmung
haͤtte, welche ihm nicht wuͤrden zulaſſen eine ſo
lange Reiſe, und zwar in dem Winter zu thun,
folgentlich ſchlechte Apparence waͤre, daß er ſel-
ber auf die Conferentz-Jnſul kommen koͤnne, ob
er gleich etwan ſchon wolte. Dieſe Nachricht
nahm der Cardinal dergeſtalt an, daß man etwan
ins kuͤnfftige dieſe des Koͤniges Kranckheit zu ei-
nem Prætext ſeines nicht Erſcheinens, und nicht
Accompagnirung der Infantin brauchen moͤch-
te; allein er wurde ſeines Mißtrauens bald be-
freyet, nachdem Don Pedro Coloma dem

Monſ.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0462" n="434"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Europa&#x0364;i&#x017F;ches</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">lippus IV.</hi> auch die <hi rendition="#aq">Infantin</hi> in ho&#x0364;ch&#x017F;ter Per&#x017F;on<lb/>
auf die <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jn&#x017F;ul begleiten &#x017F;olte? Der<lb/>
Cardinal befragete den <hi rendition="#aq">Don Louis de Haro ex-<lb/>
pre&#x017F;&#x017F;e</hi> daru&#x0364;ber, zugleich meldende, daß die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin in Franckreich eine unaus&#x017F;prechliche Freude<lb/>
empfinden wu&#x0364;rde, daferne &#x017F;ie das Glu&#x0364;cke genie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en ko&#x0364;nte, ihren Herrn Bruder <hi rendition="#aq">Philippum IV.</hi><lb/>
zu &#x017F;ehen, und zu <hi rendition="#aq">embras&#x017F;i</hi>ren. <hi rendition="#aq">Don Louis de<lb/>
Haro</hi> antwortete hierauf gantz <hi rendition="#aq">categori</hi>&#x017F;ch, daß<lb/>
&#x017F;ein Ko&#x0364;nig &#x017F;o viel Sehn&#x017F;ucht nach der Ko&#x0364;nigin in<lb/>
Franckreich &#x017F;einer Frau Schwe&#x017F;ter, als die&#x017F;e et-<lb/>
wan nach ihme ha&#x0364;tte, und gewiß die <hi rendition="#aq">Infantin</hi><lb/>
nach der <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jn&#x017F;ul begleiten wu&#x0364;rde; al-<lb/>
lein der Cardinal bekam daru&#x0364;ber gleichwohl einen<lb/>
Zweifel, weil einige vornehme Spani&#x017F;che Herren,<lb/>
welche in der Suite des <hi rendition="#aq">Don Louis</hi> waren, &#x017F;ich<lb/>
ve&#xA75B;lauten la&#x017F;&#x017F;en: Daß der Ko&#x0364;nig in Spanien in den<lb/>
Armen durch einen Schlag-Fluß einige La&#x0364;hmung<lb/>
ha&#x0364;tte, welche ihm nicht wu&#x0364;rden zula&#x017F;&#x017F;en eine &#x017F;o<lb/>
lange Rei&#x017F;e, und zwar in dem Winter zu thun,<lb/>
folgentlich &#x017F;chlechte <hi rendition="#aq">Apparence</hi> wa&#x0364;re, daß er &#x017F;el-<lb/>
ber auf die <hi rendition="#aq">Conferen</hi>tz-Jn&#x017F;ul kommen ko&#x0364;nne, ob<lb/>
er gleich etwan &#x017F;chon wolte. Die&#x017F;e Nachricht<lb/>
nahm der Cardinal derge&#x017F;talt an, daß man etwan<lb/>
ins ku&#x0364;nfftige die&#x017F;e des Ko&#x0364;niges Kranckheit zu ei-<lb/>
nem <hi rendition="#aq">Prætext</hi> &#x017F;eines nicht Er&#x017F;cheinens, und nicht<lb/><hi rendition="#aq">Accompagni</hi>rung der <hi rendition="#aq">Infantin</hi> brauchen mo&#x0364;ch-<lb/>
te; allein er wurde &#x017F;eines Mißtrauens bald be-<lb/>
freyet, nachdem <hi rendition="#aq">Don Pedro Coloma</hi> dem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Mon&#x017F;.</hi></fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[434/0462] Europaͤiſches lippus IV. auch die Infantin in hoͤchſter Perſon auf die Conferentz-Jnſul begleiten ſolte? Der Cardinal befragete den Don Louis de Haro ex- preſſe daruͤber, zugleich meldende, daß die Koͤni- gin in Franckreich eine unausſprechliche Freude empfinden wuͤrde, daferne ſie das Gluͤcke genieſ- ſen koͤnte, ihren Herrn Bruder Philippum IV. zu ſehen, und zu embrasſiren. Don Louis de Haro antwortete hierauf gantz categoriſch, daß ſein Koͤnig ſo viel Sehnſucht nach der Koͤnigin in Franckreich ſeiner Frau Schweſter, als dieſe et- wan nach ihme haͤtte, und gewiß die Infantin nach der Conferentz-Jnſul begleiten wuͤrde; al- lein der Cardinal bekam daruͤber gleichwohl einen Zweifel, weil einige vornehme Spaniſche Herren, welche in der Suite des Don Louis waren, ſich veꝛlauten laſſen: Daß der Koͤnig in Spanien in den Armen durch einen Schlag-Fluß einige Laͤhmung haͤtte, welche ihm nicht wuͤrden zulaſſen eine ſo lange Reiſe, und zwar in dem Winter zu thun, folgentlich ſchlechte Apparence waͤre, daß er ſel- ber auf die Conferentz-Jnſul kommen koͤnne, ob er gleich etwan ſchon wolte. Dieſe Nachricht nahm der Cardinal dergeſtalt an, daß man etwan ins kuͤnfftige dieſe des Koͤniges Kranckheit zu ei- nem Prætext ſeines nicht Erſcheinens, und nicht Accompagnirung der Infantin brauchen moͤch- te; allein er wurde ſeines Mißtrauens bald be- freyet, nachdem Don Pedro Coloma dem Monſ.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/462
Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/462>, abgerufen am 18.05.2024.