Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.Hoff-Ceremoniel. putation deswegen etwas nachtheiliges zustossen,oder es einem unter ihnen einem Vorzug geben würde, wenn etwan einer reichere und prächtigere Meublen hätte als der andere; ja er erklärte sich so mündlich als schrifftlich, daß wenn er nur wüste daß er der Christenheit, eine eintzige Viertelstun- de den Frieden eher, als man hoffete, zu wege brin- gen könte, er umb selbigem keine Verzögerung zu machen, seine Seiten des Conferentz-Saales lieber gantz bloß, und die puren Bretter sichtbahr lassen wolte. Jnzwischen wurden doch gleich- wohl die Zimmer ausmeubliret, und hat man wahrgenommen, daß dißfals der de Haro dem Cardinal an Magnificentz übertroffen. Denn des Spanischen Plenipotentiarii Gemächer und Seite des Conferentz-Saales, waren mit vier- eckichten Tapeten behangen, derer Boden von Carmosin-Sammet und breiten goldenen Bro- derien, und in der Mitten das Wapen des Don Louis de Haro gestickt zu sehen war. Anbelan- gende des Cardinals Apartement und Seite des Conferentz-Gemaches, so war sonderlich dieses letztere mit einer zwar gar schönen, jedoch schon etwas alten Tapisserie geschmücket: auff welcher die Apostel-Geschichte gewürckt zu sehen waren, und selbige ehemahlen dem Monsieur Bellievre zuständig gewesen. Jn diesem zwar von aussen schön überzogenen, aber doch höl- tzernen Hause, wurde nun ein Papierner Frie- de
Hoff-Ceremoniel. putation deswegen etwas nachtheiliges zuſtoſſen,oder es einem unter ihnen einem Vorzug geben wuͤrde, wenn etwan einer reichere und praͤchtigere Meublen haͤtte als der andere; ja er erklaͤrte ſich ſo muͤndlich als ſchrifftlich, daß wenn er nur wuͤſte daß er der Chriſtenheit, eine eintzige Viertelſtun- de den Frieden eher, als man hoffete, zu wege brin- gen koͤnte, er umb ſelbigem keine Verzoͤgerung zu machen, ſeine Seiten des Conferentz-Saales lieber gantz bloß, und die puren Bretter ſichtbahr laſſen wolte. Jnzwiſchen wurden doch gleich- wohl die Zimmer ausmeubliret, und hat man wahrgenommen, daß dißfals der de Haro dem Cardinal an Magnificentz uͤbertroffen. Denn des Spaniſchen Plenipotentiarii Gemaͤcher und Seite des Conferentz-Saales, waren mit vier- eckichten Tapeten behangen, derer Boden von Carmoſin-Sammet und breiten goldenen Bro- derien, und in der Mitten das Wapen des Don Louis de Haro geſtickt zu ſehen war. Anbelan- gende des Cardinals Apartement und Seite des Conferentz-Gemaches, ſo war ſonderlich dieſes letztere mit einer zwar gar ſchoͤnen, jedoch ſchon etwas alten Tapiſſerie geſchmuͤcket: auff welcher die Apoſtel-Geſchichte gewuͤrckt zu ſehen waren, und ſelbige ehemahlen dem Monſieur Bellievre zuſtaͤndig geweſen. Jn dieſem zwar von auſſen ſchoͤn uͤberzogenen, aber doch hoͤl- tzernen Hauſe, wurde nun ein Papierner Frie- de
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Hoff-Ceremoniel.
putation deswegen etwas nachtheiliges zuſtoſſen,
oder es einem unter ihnen einem Vorzug geben
wuͤrde, wenn etwan einer reichere und praͤchtigere
Meublen haͤtte als der andere; ja er erklaͤrte ſich
ſo muͤndlich als ſchrifftlich, daß wenn er nur wuͤſte
daß er der Chriſtenheit, eine eintzige Viertelſtun-
de den Frieden eher, als man hoffete, zu wege brin-
gen koͤnte, er umb ſelbigem keine Verzoͤgerung zu
machen, ſeine Seiten des Conferentz-Saales
lieber gantz bloß, und die puren Bretter ſichtbahr
laſſen wolte. Jnzwiſchen wurden doch gleich-
wohl die Zimmer ausmeubliret, und hat man
wahrgenommen, daß dißfals der de Haro dem
Cardinal an Magnificentz uͤbertroffen. Denn des
Spaniſchen Plenipotentiarii Gemaͤcher und
Seite des Conferentz-Saales, waren mit vier-
eckichten Tapeten behangen, derer Boden von
Carmoſin-Sammet und breiten goldenen Bro-
derien, und in der Mitten das Wapen des Don
Louis de Haro geſtickt zu ſehen war. Anbelan-
gende des Cardinals Apartement und Seite
des Conferentz-Gemaches, ſo war ſonderlich
dieſes letztere mit einer zwar gar ſchoͤnen, jedoch
ſchon etwas alten Tapiſſerie geſchmuͤcket: auff
welcher die Apoſtel-Geſchichte gewuͤrckt zu ſehen
waren, und ſelbige ehemahlen dem Monſieur
Bellievre zuſtaͤndig geweſen. Jn dieſem zwar
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