zwey ausgebreitete Teppiche von unterschiede- nem Muster. Nebst diesen Stühlen stunde rech- ter Seiten ein kleiner Tisch, und auf demselbigen ein Schreib-Zeug, und ware alles in einer voll- kommenen Gleichheit. An diesem Saale Mit- ternacht-werts, waren zwey Cabinets, in wel- che man sich nach Gelegenheit retiriren kunte: zu Ende des grossen Conferentz-Saales, war noch ein Sallon in Form eines ungleichen und verstüm- melten Triangels, für die Herren Coloma und Lionne, welche das Amt der Secretarien ver- walteten, und dann eine galerie der Communi- cation. Der übrige Raum der Jnsul, welcher von dem Gebäude nicht war eingenommen wor- den, wurde auf Instantz des Don Louis de Haro, just in der Mitten mit Bretern verschlagen, et- wan ein hundert und sechzig Fuß lang: damit die Spanier und Frantzosen nicht solten können zu- sammen gehen, und etwan Ungelegenheit anfan- gen; wiewohl man meinet, es habe Don Louis de Haro solches deswegen verlanget und thun lassen, damit man nicht seinen wenigen und schlechten Train, welchen er in regard des Cardinals hatte, mercken sollen.
§. 12.
Als man nun dieses Hauß den 5. Au- gusti zu bauen anfinge, wurde die Spa- nische Seite von Spaniern, die Frantzösische von Frantzosen erbauet. Denn ob gleich Louis de Haro den gantzen Bau alleine über sich zu
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Hoff-Ceremoniel.
zwey ausgebreitete Teppiche von unterſchiede- nem Muſter. Nebſt dieſen Stuͤhlen ſtunde rech- ter Seiten ein kleiner Tiſch, und auf demſelbigen ein Schreib-Zeug, und ware alles in einer voll- kommenen Gleichheit. An dieſem Saale Mit- ternacht-werts, waren zwey Cabinets, in wel- che man ſich nach Gelegenheit retiriren kunte: zu Ende des groſſen Conferentz-Saales, war noch ein Sallon in Form eines ungleichen und verſtuͤm- melten Triangels, fuͤr die Herren Coloma und Lionne, welche das Amt der Secretarien ver- walteten, und dann eine galerie der Communi- cation. Der uͤbrige Raum der Jnſul, welcher von dem Gebaͤude nicht war eingenommen wor- den, wurde auf Inſtantz des Don Louis de Haro, juſt in der Mitten mit Bretern verſchlagen, et- wan ein hundert und ſechzig Fuß lang: damit die Spanier und Frantzoſen nicht ſolten koͤnnen zu- ſammen gehen, und etwan Ungelegenheit anfan- gen; wiewohl man meinet, es habe Don Louis de Haro ſolches deswegen verlanget und thun laſſen, damit man nicht ſeinen wenigen und ſchlechten Train, welchen er in regard des Cardinals hatte, mercken ſollen.
§. 12.
Als man nun dieſes Hauß den 5. Au- guſti zu bauen anfinge, wurde die Spa- niſche Seite von Spaniern, die Frantzoͤſiſche von Frantzoſen erbauet. Denn ob gleich Louis de Haro den gantzen Bau alleine uͤber ſich zu
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Hoff-Ceremoniel.
zwey ausgebreitete Teppiche von unterſchiede-
nem Muſter. Nebſt dieſen Stuͤhlen ſtunde rech-
ter Seiten ein kleiner Tiſch, und auf demſelbigen
ein Schreib-Zeug, und ware alles in einer voll-
kommenen Gleichheit. An dieſem Saale Mit-
ternacht-werts, waren zwey Cabinets, in wel-
che man ſich nach Gelegenheit retiriren kunte: zu
Ende des groſſen Conferentz-Saales, war noch
ein Sallon in Form eines ungleichen und verſtuͤm-
melten Triangels, fuͤr die Herren Coloma und
Lionne, welche das Amt der Secretarien ver-
walteten, und dann eine galerie der Communi-
cation. Der uͤbrige Raum der Jnſul, welcher
von dem Gebaͤude nicht war eingenommen wor-
den, wurde auf Inſtantz des Don Louis de Haro,
juſt in der Mitten mit Bretern verſchlagen, et-
wan ein hundert und ſechzig Fuß lang: damit die
Spanier und Frantzoſen nicht ſolten koͤnnen zu-
ſammen gehen, und etwan Ungelegenheit anfan-
gen; wiewohl man meinet, es habe Don Louis de
Haro ſolches deswegen verlanget und thun laſſen,
damit man nicht ſeinen wenigen und ſchlechten
Train, welchen er in regard des Cardinals hatte,
mercken ſollen.
§. 12. Als man nun dieſes Hauß den 5. Au-
guſti zu bauen anfinge, wurde die Spa-
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von Frantzoſen erbauet. Denn ob gleich Louis
de Haro den gantzen Bau alleine uͤber ſich zu
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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/441>, abgerufen am 22.11.2024.
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