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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Europäisches
so war zu Münster und Oßnabrüg, gleichwie in
vielen andern Dingen, sonderlich auch in der so
genanten Parade mehr Exceß als Moderation;
die Schweden erschienen in ihren Ausfahrten mit
ungemeiner Pracht, theils weil sie bey diesem
Frieden ihre Avantage funden, theils auch weil
ihre Königin Christina eine junge und den Splen-
deur
liebende Dame war. Die Frantzosen,
welche alle Sachen zu ihrem Vortheil zu inter-
preti
ren wissen, hatten zwar ausgesprenget, daß
die Schweden deswegen nicht in Münster, allwo
die Frantzosen logireten, hätten ihr Qvartier neh-
men wollen: weil sie befürchtet, daß ihre Magnifi-
cen
tz von der Pracht der Frantzösischen Ambas-
sadeur
s würde vertunckelt und unansehnlich wer-
den; allein sie sahen sich in ihrer Meinung betro-
gen. Denn der Schweden Abzug en ceremonie
geschahe in keiner andern, als ihrer Könige präch-
tigen Leib-Carosse, für welche eine Menge Caval-
liers, Pages und Laqvays, vier Trompeter und
ein Paucker, welche sich hören liessen, nebst densel-
ben aber zwölff Hatschierer in kostbahrer Lieverey
marschiereten. Der Kayserl. Gesandte, Graff
von Nassau, der Spanische Graff de Pignaran-
da,
und der Bischoff von Oßnabrüg, machten
nicht weniger Figur als die Schweden; sonderlich
aber hatte der Duc de Longueville eine sehr
grosse Anzahl prächtig gekleideter Cavalliers in
seiner Suite, worinnen er die andern alle über-

traff:

Europaͤiſches
ſo war zu Muͤnſter und Oßnabruͤg, gleichwie in
vielen andern Dingen, ſonderlich auch in der ſo
genanten Parade mehr Exceß als Moderation;
die Schweden erſchienen in ihren Ausfahrten mit
ungemeiner Pracht, theils weil ſie bey dieſem
Frieden ihre Avantage funden, theils auch weil
ihre Koͤnigin Chriſtina eine junge und den Splen-
deur
liebende Dame war. Die Frantzoſen,
welche alle Sachen zu ihrem Vortheil zu inter-
preti
ren wiſſen, hatten zwar ausgeſprenget, daß
die Schweden deswegen nicht in Muͤnſter, allwo
die Frantzoſen logireten, haͤtten ihr Qvartier neh-
men wollen: weil ſie befuͤrchtet, daß ihre Magnifi-
cen
tz von der Pracht der Frantzoͤſiſchen Ambaſ-
ſadeur
s wuͤrde vertunckelt und unanſehnlich wer-
den; allein ſie ſahen ſich in ihrer Meinung betro-
gen. Denn der Schweden Abzug en ceremonie
geſchahe in keiner andern, als ihrer Koͤnige praͤch-
tigen Leib-Caroſſe, fuͤr welche eine Menge Caval-
liers, Pages und Laqvays, vier Trompeter und
ein Paucker, welche ſich hoͤren lieſſen, nebſt denſel-
ben aber zwoͤlff Hatſchierer in koſtbahrer Lieverey
marſchiereten. Der Kayſerl. Geſandte, Graff
von Naſſau, der Spaniſche Graff de Pignaran-
da,
und der Biſchoff von Oßnabruͤg, machten
nicht weniger Figur als die Schweden; ſonderlich
aber hatte der Duc de Longueville eine ſehr
groſſe Anzahl praͤchtig gekleideter Cavalliers in
ſeiner Suite, worinnen er die andern alle uͤber-

traff:
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[384/0412] Europaͤiſches ſo war zu Muͤnſter und Oßnabruͤg, gleichwie in vielen andern Dingen, ſonderlich auch in der ſo genanten Parade mehr Exceß als Moderation; die Schweden erſchienen in ihren Ausfahrten mit ungemeiner Pracht, theils weil ſie bey dieſem Frieden ihre Avantage funden, theils auch weil ihre Koͤnigin Chriſtina eine junge und den Splen- deur liebende Dame war. Die Frantzoſen, welche alle Sachen zu ihrem Vortheil zu inter- pretiren wiſſen, hatten zwar ausgeſprenget, daß die Schweden deswegen nicht in Muͤnſter, allwo die Frantzoſen logireten, haͤtten ihr Qvartier neh- men wollen: weil ſie befuͤrchtet, daß ihre Magnifi- centz von der Pracht der Frantzoͤſiſchen Ambaſ- ſadeurs wuͤrde vertunckelt und unanſehnlich wer- den; allein ſie ſahen ſich in ihrer Meinung betro- gen. Denn der Schweden Abzug en ceremonie geſchahe in keiner andern, als ihrer Koͤnige praͤch- tigen Leib-Caroſſe, fuͤr welche eine Menge Caval- liers, Pages und Laqvays, vier Trompeter und ein Paucker, welche ſich hoͤren lieſſen, nebſt denſel- ben aber zwoͤlff Hatſchierer in koſtbahrer Lieverey marſchiereten. Der Kayſerl. Geſandte, Graff von Naſſau, der Spaniſche Graff de Pignaran- da, und der Biſchoff von Oßnabruͤg, machten nicht weniger Figur als die Schweden; ſonderlich aber hatte der Duc de Longueville eine ſehr groſſe Anzahl praͤchtig gekleideter Cavalliers in ſeiner Suite, worinnen er die andern alle uͤber- traff:

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/412>, abgerufen am 22.11.2024.