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Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715.

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Hoff-Ceremoniel.
Longeuville aber logireten anitzo in diesem
Hause. Mit dem damahligen Bischoff von
Oßnabrüg, Frantz Wilhelm, Graffen von War-
tenberg, und der Römischen Kirchen Cardinal,
gab es wegen der Titulatur auch dergleichen
Streit; denn er praetendirte den sublimen Ti-
tul d' Altesse, welchen ihm zwar aus leicht zuerra-
tenden Ursachen, die Gesandten des Kaysers, des
Königes in Franckreich, und fast die übrigen alle
zugestunden; doch weigerte der Päbstl. Nun-
tius
beständig ihme diesen Titul zu geben, einwen-
dende: daß die Bischöffe nicht gebohrne sondern
nur gemachte Printzen wären; wie er denn auch
gemeldten Bischoff von Oßnabrüg niemahlen an-
ders, als Signoria illusstrissima genennet.

§. 11.

Noch eine andere, auch zu dem Cere-
moniel-Streit zurechnende Mortification muste
der Duc d'Longueville, wegen seines magnifi-
qu
en Aufzuges empfinden. Denn weil er eine eigene
Garde zu seinem Dienste hatte, welche ihn bey
Abstattung der Visiten und andern solennen
Ausfahrten begleitete: muste er mit höchstem
Wiederwillen leiden, und vorlieb nehmen, daß
Jhrer Kayserl. Majestät Abgesandter Graf von
Nassau, welcher keine Garde hatte, diesem Duc.
als er sich bey dem Grafen zu Ablegung der Vi-
site melden lassen, zur Antwort gabe: daß er selbi-
ge auf keine andere Art annehmen würde, als
wenn er ohne Garde zu ihm käme. Jm übrigen

so

Hoff-Ceremoniel.
Longeuville aber logireten anitzo in dieſem
Hauſe. Mit dem damahligen Biſchoff von
Oßnabruͤg, Frantz Wilhelm, Graffen von War-
tenberg, und der Roͤmiſchen Kirchen Cardinal,
gab es wegen der Titulatur auch dergleichen
Streit; denn er prætendirte den ſublimen Ti-
tul d’ Alteſſe, welchen ihm zwar aus leicht zuerra-
tenden Urſachen, die Geſandten des Kayſers, des
Koͤniges in Franckreich, und faſt die uͤbrigen alle
zugeſtunden; doch weigerte der Paͤbſtl. Nun-
tius
beſtaͤndig ihme dieſen Titul zu geben, einwen-
dende: daß die Biſchoͤffe nicht gebohrne ſondern
nur gemachte Printzen waͤren; wie er denn auch
gemeldten Biſchoff von Oßnabruͤg niemahlen an-
ders, als Signoria illusſtriſſima genennet.

§. 11.

Noch eine andere, auch zu dem Cere-
moniel-Streit zurechnende Mortification muſte
der Duc d’Longueville, wegen ſeines magnifi-
qu
en Aufzuges empfinden. Deñ weil er eine eigene
Garde zu ſeinem Dienſte hatte, welche ihn bey
Abſtattung der Viſiten und andern ſolennen
Ausfahrten begleitete: muſte er mit hoͤchſtem
Wiederwillen leiden, und vorlieb nehmen, daß
Jhrer Kayſerl. Majeſtaͤt Abgeſandter Graf von
Naſſau, welcher keine Garde hatte, dieſem Duc.
als er ſich bey dem Grafen zu Ablegung der Vi-
ſite melden laſſen, zur Antwort gabe: daß er ſelbi-
ge auf keine andere Art annehmen wuͤrde, als
wenn er ohne Garde zu ihm kaͤme. Jm uͤbrigen

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[383/0411] Hoff-Ceremoniel. Longeuville aber logireten anitzo in dieſem Hauſe. Mit dem damahligen Biſchoff von Oßnabruͤg, Frantz Wilhelm, Graffen von War- tenberg, und der Roͤmiſchen Kirchen Cardinal, gab es wegen der Titulatur auch dergleichen Streit; denn er prætendirte den ſublimen Ti- tul d’ Alteſſe, welchen ihm zwar aus leicht zuerra- tenden Urſachen, die Geſandten des Kayſers, des Koͤniges in Franckreich, und faſt die uͤbrigen alle zugeſtunden; doch weigerte der Paͤbſtl. Nun- tius beſtaͤndig ihme dieſen Titul zu geben, einwen- dende: daß die Biſchoͤffe nicht gebohrne ſondern nur gemachte Printzen waͤren; wie er denn auch gemeldten Biſchoff von Oßnabruͤg niemahlen an- ders, als Signoria illusſtriſſima genennet. §. 11. Noch eine andere, auch zu dem Cere- moniel-Streit zurechnende Mortification muſte der Duc d’Longueville, wegen ſeines magnifi- quen Aufzuges empfinden. Deñ weil er eine eigene Garde zu ſeinem Dienſte hatte, welche ihn bey Abſtattung der Viſiten und andern ſolennen Ausfahrten begleitete: muſte er mit hoͤchſtem Wiederwillen leiden, und vorlieb nehmen, daß Jhrer Kayſerl. Majeſtaͤt Abgeſandter Graf von Naſſau, welcher keine Garde hatte, dieſem Duc. als er ſich bey dem Grafen zu Ablegung der Vi- ſite melden laſſen, zur Antwort gabe: daß er ſelbi- ge auf keine andere Art annehmen wuͤrde, als wenn er ohne Garde zu ihm kaͤme. Jm uͤbrigen ſo

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Zitationshilfe: Stieve, Gottfried: Europäisches Hoff-Ceremoniel. Leipzig, 1715, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/stieve_hoffceremoniel_1715/411>, abgerufen am 23.11.2024.